Der im November beschlossene Waldbewirtschaftungsplan sieht für 2023 ein Defizit in Höhe von 75.000 Euro vor. Die Bürgerinitiative “Lachwald erhalten” meint, dass es hierzu Alternativen gebe. Eine Teilnahme am Förderprogramm “Klimaangepasstes Waldmanagement” würde zu erheblichen Einsparungen führen. Die Stadtverwaltung wollte sich dazu auf Anfrage von meinstutensee.de nicht äußern.
Im vergangenen November stellte das Forstamt des Karlsruher Landratsamtes dem Stutenseer Gemeinderat den Haushaltsplan 2023 vor. Dieser betrifft die Wälder, die der Stadt Stutensee gehören, also die Waldflächen um Spöck, Staffort und Büchig, nicht jedoch den Hardtwald.
An Einnahmen sind für das laufende Jahr 36.000 Euro eingeplant, wovon ein Großteil aus dem Verkauf von Holz stammt, nämlich 30.000 Euro. Der Rest sind Fördermittel. An Ausgaben stehen dem jedoch 111.400 Euro gegenüber. Hier stellen die Holzernte sowie Verkehrssicherungsmaßnahmen mit 34.000 Euro den größten Einzelposten dar. Es folgen sogenannte Kulturkosten, die die Anpflanzung und Sicherung neuer Bäume beinhaltet, mit 20.000 Euro und Forstschutz mit 12.000 Euro. Der kleinste Posten ist die Wegeinstandsetzung und -unterhaltung mit 5.000 Euro. Es bleibt ein Verlust in Höhe von 75.400 für den städtischen Haushalt.
Aufgrund der angespannten Haushaltslage hatte Oberbürgermeisterin Petra Becker Sparmaßnahmen und das Hinterfragen von Standards angekündigt. Das greift Jochen Heger auf. Der Sprecher der Bürgerinitiative “Lachwald erhalten” schlägt die Inanspruchnahme des Förderprogramms zum klimaangepassten Waldmanagement aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) vor. Nach Berechnung der Bürgerinitiative würde die Förderung für den Stutenseer Stadtwald jährlich 22.360 Euro betragen für bis zu 20 Jahre. Mit zusätzlichen Einsparungen, weil auf die Holznutzung verzichtet werden muss, kommt die Bürgerinitiative auf Einsparungen von 650.000 Euro in zwanzig Jahren – statt jährlich steigender Verluste.
Um die Förderung in Anspruch nehmen zu können, müssen einige Kriterien des Ministeriums eingehalten werden. Dazu gehört das Vermeiden von großen Kahlflächen, eine große Vielfalt an verschiedenen Baumarten, Vorrang für Naturverjüngung – Punkte, die auch das Forstamt aufgeführt hat. Auf fünf Prozent der Waldfläche sollen sich die Wälder natürlich entwickeln. Das Förderprogramm ist auf 900 Millionen Euro begrenzt.
Der Vorschlag sei vor wenigen Tagen an Oberbürgermeisterin und Gemeinderat gegangen, so Heger. Die Stadtverwaltung wollte auf Anfrage von meinstutensee.de den Eingang aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht bestätigen. Auch inhaltlich war keine Reaktion zu bekommen. “Die Stadtverwaltung befasst sich mit allen eingehenden Anliegen”, so die städtische Pressesprecherin.
Der Waldbewirtschaftungsplan war im November vom Gemeinderat mit mehrheitlicher Zustimmung beschlossen worden. Drei Gegenstimmen und eine Enthaltung hatte es von Seiten der Grünen gegeben.
forum Kommentare
Um mal wieder etwas in der Vergangenheit großer Ankündigungen herumzuwühlen: Von einer einmal großmündig angekündigten Entwicklung eines Leitbildes zum künftigen Umgang mit dem Stadtwald im letzten Sommer (wo und wann gibt es da was zu lesen, oder war das Geschehen mitten in den Ferien platziert? ) und der angekündigten Rolle im zu erstellenden Stadtentwicklungsplan STEP2035 zum Thema WALD (im ganzen STEP habe ich vergeblich, nur nach dem Wort WALD gesucht) muss man feststellen – derer Worte sind schon genug gemacht. Jetzt muss auch mal was geschehen – sonst bleibt einem nichts anderes übrig als dem aus dem Jahr 1810 stammenden “Jäger Abschied” in “Bürger Abschied” umzubenennen — “lebe wohl du schöner Wald!”