Sehr gut gefüllt war die Spechaahalle am Mittwoch, dem 26. April. Die Stadtverwaltung hatte zu einer Einwohnerversammlung geladen, wie sie regelmäßig in allen Stadtteilen durchgeführt wird. In Spöck war das Interesse groß. Besonders die Probleme bei der Kinderbetreuung und die Zukunft des Spöcker Hallenbads waren den Anwesenden wichtig. Die Stimmung war emotional. Immer wieder wurden Fragesteller mit Beifall und Zwischenrufen unterstützt.
Die Stadtverwaltung hatte eine umfangreiche Agenda mitgebracht. Themen, die speziell Spöck betrafen, wie die Sanierung der Landesstraße L558 und der Reitteilstraße oder die Dachsanierung am Begegnungszentrum, standen auf der Liste. Dazu kamen allgemeinere Themen wie die zentrale Wasserenthärtung, das Starkregenmanagement oder die geplante Gütertrasse Mannheim – Karlsruhe.
Immer wieder wurde der Ablauf jedoch durch Fragen aus dem Publikum unterbrochen. Die brennenden Themen aus Sicht der anwesenden Spöckerinnen und Spöcker waren fehlende Kindergartenplätze und die Zukunft des örtlichen Hallenbads.
“Wieso ist mit dem Neubaugebiet nicht auch ein Kindergarten mitgeplant worden?” war eine der Fragen oder warum nur Kindergartenplätze in einem anderen Stadtteil angeboten würden. Thomas Schoch, nach dem Weggang von Bürgermeister Edgar Geißler, kommissarischer Amtsleiter für diesen Bereich, verwies auf die im vergangenen Jahr durchgeführte Kindergartenbedarfsplanung, bei der erstmals Bedarf und bauliche Möglichkeiten übereinander gelegt worden seien. Im Publikum fand er wenig Verständnis dafür, dass erst jetzt eine solche Planung durchgeführt worden ist.
Die Verwaltungsspitze auf dem Podium versuchte, die Wogen zu glätten. “Wir haben vollstes Verständnis”, so Schoch, “wir sind alle dran, die Situation zu regeln.” “Wir versuchen, so schnell es geht, Lösungen zu finden”, ergänzte Oberbürgermeisterin Petra Becker und verwies auf den Bau von Naturkindergärten in Friedrichstal und Büchig. Das besänftigte die Spöcker nicht, die Plätze in ihrem eigenen Stadtteil forderten. “Wir müssen stadtteilübergreifend denken”, so die Oberberbürgermeisterin. “Wir werden es nicht hinbekommen, die Bedarfe vor Ort zu decken.”
Ein zweites emotionales Thema war die Zukunft des Spöcker Hallenbads, das derzeit wegen eines Defekts an der Filteranlage geschlossen ist. OB Becker erläuterte, dass zunächst sämtliche Zahlen und Fakten zusammengetragen werden, um im Sommer eine fundierte Entscheidung über die Zukunft des Bads treffen zu können. Dabei seien auch die bisherigen Nutzer wie die DLRG-Ortsgruppe eingebunden.
Ein Bürger verwies darauf, dass sich der Nutzen des Schwimmenlernens nicht in Euro messen ließe. Zudem wurde die Vermutung geäußert, die Stadtverwaltung könne die defekte Filteranlage zum Anlass nehmen, das Bad nicht mehr zu öffnen. Das wies OB Becker zurück: “Es wird nichts ausgesessen.” Nachdem das Filtermaterial abgesaugt worden sei, müsse nun die Ursache ermittelt werden, erläuterte Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar. Expert:innen sollen daraufhin Handlungsempfehlungen erarbeiten und diese mit Kosten versehen. Erst wenn diese vorliegen, könne entschieden werden, wie weiter verfahren wird.
Auf Einwände aus der Bevölkerung stieß auch die vorgestellte Planung des Grünzuges durch das Spöcker Neubaugebiet. Hier sind einzelne Spielgeräte für kleinere Kinder bis 7 Jahren vorgesehen, die über die Länge des Grünzuges quer durch das Gebiet verteilt werden sollen. Die Konzentration der Spielgeräte auf eine Stelle wäre in diversen Wortmeldungen bevorzugt worden. Es handele sich um einen Grünzug, nicht um einen klassischen Spielplatz, erläuterte Schönhaar die Entscheidung. “Das ist auch kein Ersatz für einen Großspielplatz”, betonte OB Becker. Dieser wurde in diversen Beiträgen vermisst, um auch ein Angebot für ältere Kinder und Jugendliche im Neubaugebiet zu haben.
Beifall aus dem Publikum gab es jedoch auch, und zwar nach dem Vortrag zum aktuellen Stand des Bahnausbaus Mannheim – Karlsruhe, als Oberbürgermeisterin Becker vehement dafür eintrat, keine Bahntrasse nahe an der Spöcker Bebauung vorbei quer über Stutenseer Gemarkung zulassen zu wollen. Anwälte seien bereits einbezogen. Zunächst müsse jedoch abgewartet werden, für welche Linienvariante sich die Bahn letztendlich entscheide.
Die nächste Einwohnerversammlung soll im Herbst in Staffort stattfinden.
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Er ging dem Klimawandel schon lange voraus – der Generationenwandel, oder Familienwandel, oder Gesellschaftswandel. Wie man ihn auch nennen möge. Wenn früher drei oder gar vier Generationen noch in einem immer weiter ausgebauten innenverdichteten Wohnverhältnis gelebt haben, so ist das heute alles ganz anders geworden. Vielen Jungverheirateten blieben auch damals keine großen Möglichkeiten der Auswahl, als bei einem der Elternteile zunächst einmal ein unbefristetes Aufenthaltsvisum zum Wohnen zu erhalten. Dann wurde etwas drangebaut an das alte bestehende Wohngebäude, dann kam der erste Nachwuchs, dann wurde wieder ein Zimmer irgendwo gefunden oder drangehängt. Gekocht hat meist die Oma ohne Rezeptbuch und Tablet, mit eigener Intelligenz, in einem Haus mit 12 Zimmern, aber nur einer Küche und meistens auch nur einem Bad mit holzbefeuertem Badeofen (leider nur samstags in Betrieb). Zum Essen versammelten sich dann alle an einem großen Tisch in der riesigen Küche. Uroma und Uropa vom Krieg und seinen Auswirkungen noch ganz schlechte Zeiten gewohnt, haben die Kinder meist immer etwas norden können, wenn es zu lebhaft wurde am Tisch. Die waren Respektpersonen. Konnten spannende Geschichten erzählen, zeigten uns den Unterschied zwischen verschiedenen Kirschensorten im eigenen Garten. Zeigten uns den Kohlweißling oder einen Hirschkäfer im alten Astloch eines Birnbaums. Opa durfte laut die Suppe schlürfen, und das ohne Wiederrede. Papas haben tagsüber gearbeitet, samstags noch halbtags bis 12 Uhr, bei Dachdeckers, Metzgers, Bäckers, Schreiners, Landwirts, Schlossers, Elektrikers, Verwaltungs usw. Sind in der Mittagspause trotz der beruflichen Anstrengungen mit dem Rad heimgeradelt. Die Mamas und Omas haben den Haushalt geführt, eingekauft in den kleinen Tante Emma – Lädchen der Hauptstrasse und Eggensteinerstrasse. Frisches Obst und Gemüse gabs aus dem eigenen Garten, geschlachtet wurde auch noch so nebenbei. In der Outdoor-Wäschküch mit hygienischem Hochstandard. Also wie sagt man heute- so ein kleines start-up Familien-Unternehmen, funktionierend und wirtschaftlich gesichert durch gelegentliche Finanzspritzen und steuerfreie Abgaben der Omas und Opas. Ich weiß, dass jetzt schon viele Menschen die das Lesen, alles alte Kamellen und „Früher war alles Besser-Thematik“ bewerten. Ja sie alle haben recht- alte Kamellen- alte Geschichten- heute nicht mehr denkbar. Ich frage mich aber trotzdem warum ist das heute nicht mehr denkbar? Man hat keine Bürgerversammlungen gebraucht um sich über Missstände in einer gesetzlich geregelten, aber nie funktionierenden Kinderbetreuung zu beschweren, über nicht regionales Schulessen mit seinen ungesunden Bestandteilen zu schwadronieren, und abends gehen wir dann alle zu McD, sich über Spielplätze und in Reihe aufgestellte Spielgeräte 30 m voneinander entfernt aufzuregen, oder sich über eine nicht funktionierende Filteranlage in einem Schwimmbecken im Miniformat, lauthals mit den Gemeinderäten auseinander zu setzen.
Nein- das war undenkbar. Wir haben im Seegraben schwimmen gelernt, ohne dass dabei ein Mensch ertrunken wäre. Da standen immer genug Mamas sprungbereit mit Holzlatten, als Ersatzbademeister am U-förmigen Betonrand, des 2 m breiten, oftmals nur 30 cm tiefen Fließgewässers. Spielplatz waren der Sportplatz, weit draußen im Hardtwald, wo man immer vom Rasen vertrieben wurde, oder die saftigen Wiesen des Brügel, samt damaligem oftmals schon vom Klimawandel der 60 – er Jahre betroffenen über Nacht für zwei-drei Wochen am südlichen Steinweg entstandenen Eisstadions in der Übergangszeit der Eisschmelze ein großes Moorbad und dann wieder sommerlicher Bolzplatz bis zum Winter.
Also haltet alle mal etwas inne mit den lauten Geräuschen der Unzufriedenheit. Versucht einmal selbst Lösungen zu finden- gemeinsam und sucht die Verantwortung und das Denken nicht immer bei Anderen. Versucht es mal mit alten Kamellen und den heute alten Knallkopfgeschichten, die das alles selbst erlebt haben. Ich bin froh, dass ich das in vertraulicher Anonymität schreiben kann. Dass ich nicht befürchten muss, dass sich meine Fans morgen ganz früh an der Hausfassade ankleben und ich sie dann durchfüttern muss. Oder mir gar frische Eier zum Frühstück auf den Balkon werfen. Wie wärs denn. Stellt Euch doch mal zur Wahl, werdet am besten für eine kurze Zeit Gemeinderat im Rotationsverfahren. Dann könnt ihr Eure Wünsche und Träume direkt in die Tat umsetzen, könnt alle Menschen glücklich machen, und es den derzeitigen Rätinnen und Räten in Stutensee mal so richtig zeigen wie es geht. Für alle wird es sich dann anfühlen auf einer einsamen Insel, namens Schlaraffen-Stutensee zu leben. Stutensee – my island in the sun- wo durch mich eine neue Zeit begann. Also worauf warten noch alle. Wir packen das- wir schaffen das- wir machen das.
…Wutbürger*innen meet Stadtverwaltung. Wütend zu Recht? Die Erfahrung vor Ort zeigt, dass die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen in Stutensee, aber auch in anderen Kommunen seit Jahren auf Kante genäht ist – unabhängig von geltenden Rechtsansprüchen.
Weist man als Stadt ein Neubaugebiet aus und hat dabei besonders junge Familien im Blick, sollte klar sein, dass entsprechende Infrastruktur benötigt wird: Kinderbetreuungsplätze, Erweiterung von Schulen, Spielplätze, Angebote für Jugendliche, (Kinder-)Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, usw.
Um Bedarfe zu erkennen, braucht es keine Detailplanung. Und hier hätte OB Becker handeln können. Die Stadt war in Vierundzwanzigmorgenäcker nach dem Umlageverfahren im Besitz von über 20 Bauplätzen. Es wäre ein Leichtes gewesen, dort Gelände für einen Kindergarten bereitzustellen. Da die Stadt aber offensichtlich den Gewinn maximieren wollte, verkaufte sie stattdessen das Gelände und sucht nun nach Möglichkeiten im „Bestands-Spöck“. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass jüngst die Vorsitzende der CDU/FDP-Fraktion – eine Spöckerin – sich wiederholt für den Verkauf des letzten städtischen Grundstücks im Neubaugebiet stark gemacht hat, wissentlich, dass dort möglicherweise ein Kindergarten entstehen könnte.
Stichwort „stadtteilübergreifend denken“: Vor ein paar Wochen wurde im Gemeinderat über den Antrag eines privaten Betreibers bezüglich der Aufnahme eines sechsgruppigen Kindergartens in die städtische Bedarfsplanung entschieden. Standort der Einrichtung sollte ganz im Osten Friedrichstals nahe der Mühle sein, also nur durch die Äcker vom Neubaugebiet Spöck getrennt. Nach langer Diskussion wurde die von OB Becker eingebrachte Beschlussvorlage mit den Stimmen von CDU/FDP, der Freien Wähler (deren beider Fraktionsvorsitzende sind Spöcker*innen) sowie der SPD abgelehnt und somit eine Option verhindert, Kinderbetreuungsplätze durch Dritte zu schaffen.
Die Zukunft des Spöcker Hallenbads sollte ergebnisoffen diskutiert werden. Es deckt vorhandene Bedarfe, müsste jedoch für einen Weiterbetrieb grundlegend saniert werden, wie der aktuelle Defekt der Filteranlage zeigt. Kann und sollte sich eine Stadt mit gut 25000 Einwohner*innen zwei Hallenbäder leisten? Gut: Alle Stakeholder sind bei der Entscheidungsfindung mit einbezogen. Frau Becker will die Bevölkerung in dieser Sache vor Ort nochmals informieren. Vor oder nach der Entscheidung, das blieb offen. Idealerweise findet die Gemeinderatssitzung, bei der die Entscheidung getroffen wird, in der Spechaahalle statt.
Thema Gütertrasse: Die Gleise zwischen Spöck und Friedrichstal mit der Einkesselung Stafforts machen allein schon aus betrieblichen Gründen keinen Sinn. Die Strecke wird – auf welcher Höhe auch immer der Anschluss nach Mannheim erfolgt – an der A5 gebaut werden. Hier wurde von der Bahn bereits für alle neuralgischen Stellen die prinzipielle Machbarkeit gezeigt. Stutensee hat in dieser Sache kein Mitbestimmungsrecht, sondern muss in der aktuellen Findungsphase mit Argumenten überzeugen. Etwas „inakzeptabel“ zu finden, reicht da nicht. Das Einschalten von Anwälten in diesem Stadium ist Geldverschwendung. Die Stadt könnte allenfalls (später) Verfahrensfehler reklamieren, dann aber doch hoffentlich nicht alleine.
Forderungen nach „übergesetzlichen“ Maßnahmen, z.B. hinsichtlich Lärmschutz, sind übrigens nicht an die Bahn zu richten. Diese darf nach den Vorgaben der Politik nur das gesetzlich erforderliche bauen. Adressaten für Extra-Wünsche sind vielmehr unsere Politiker*innen im Bundes- und Landtag, die zusätzliche Gelder für Übergesetzliches bereitstellen müssen. In Verkennung der Realitäten fordern gerade diese Politiker*innen vielfach „Übergesetzliches“ von der Bahn. Populismus oder Unwissenheit? – Was wäre schlimmer?