Mit Bonhoeffer gegen Rechtspopulismus

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 06.04.2023 17:38 | Keine Kommentare

Bonhoeffer – ist das nicht der mit dem Lied “Von guten Mächten”? Der Theologe, der im Alter von 39 Jahren von den Nationalsozialisten kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs getötet wurde, stand im Mittelpunkt eines musikalischen Theaterstücks von Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach. Zwei Aufführungen fanden am Mittwoch in der Stafforter Kirche statt.

In dem Theaterstück geht es Schlag auf Schlag. Die beiden Schauspieler und Musiker, Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach, beginnen mit einer Einführung in die Geschichte der NSDAP von ihrer Gründung 1919, ihre Neugründung durch Hitler 1925 bis zum Ermächtigungsgesetz.

Anschließend wurde Dietrich Bonhoeffer eingeführt, der mit 24 Jahren schon Doktor der Theologie war. Nach einiger Zeit in den USA kehrte er 1931 nach Berlin zurück und erlebte die Deutschen Christen, die politisch immer weiter nach rechts drifteten. Hier beginnen sich die Erzählstränge zu vermischen. Der “Siegeslauf des Hakenkreuzes” begann. Bonhoeffer sah die Nazi-Ideologie nicht vereinbar mit dem Christentum. Der Theologe engagierte sich im Kirchenkampf auf der Seite der “Bekennenden Kirche”.

1943 wurde Bonhoeffer wegen “Wehrkraftzersetzung” verhaftet. Nach dem Attentat von Stauffenberg auf Hitler wurden die Haftbedingungen verschärft. Später wurde er in das Konzentrationslager Flossenbürg in Bayern verlegt und vier Wochen vor der deutschen Kapitulation erhängt.

Was von ihm bleibt, fragen die beiden Schauspieler. Jemand, der auch in dunklen Zeiten seinem Glauben treu geblieben ist. Er stellte damals die Kirche radikal in Frage. “Schreit die Ökumene heute auf gegen die Zerstörung der Schöpfung? – Der Kapitalismus ist lauter.” Jeder Politiker müsste jeden Morgen die Bergpredigt lesen, regen sie an.

“Es ist erschreckend, dass wir nichts gelernt haben!” Kriegsspiele seien immer noch nicht verboten, trotz eines Gesetzentwurfs in den 1950er-Jahren. Hakenkreuze seien in Spielen erlaubt. Auch die Musikindustrie grenze sich nicht klar ab. Man müsse nur Albumcover ansehen, wie etwa eines des Musikers Andreas Gabalier.

“Wir dürfen keinen Nationalismus und keinen Rechtspopulismus zulassen”, so Ullrich und Beyerbach in ihrem Schlusswort nach dem Stück. Sonst entstehe Krieg. “Ihr seid die Zukunft”, appellierten sie an die anwesenden Jugendlichen.

Das Stück “Bonhoeffer – Der mit dem Lied” hatte seine Uraufführung im Jahr 2019 und hätte bereits 2020 nach Staffort kommen sollen. Corona machte dem einen Strich durch die Rechnung. Zur 74. Aufführung klappte es dann. Die im Stück gespielte und gesungene Musik wurde von Ullrich und Beyerbach selbst komponiert. Dabei vertonten sie überwiegend Texte von Bonhoeffer, aber auch ältere wie von Matthias Claudius. Im Stück beschäftigen sich die beiden Protagonisten immer wieder mit Dreiecken aus Holz – Zeichen für die Dreifaltigkeit, dem Symbol des Christenums. Sie stellen es in Frage und schrauben an den Puzzleteilen, bis ein Diamant entsteht.

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