Neue Naturkindergärten in Friedrichstal und Büchig beschlossen

Erweiterungsfläche Waldfriedhof Friedrichstal

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 26.05.2023 19:45 | 1 Kommentar

Der Bedarf an Kindergartenplätzen kann derzeit nicht gedeckt werden. Schon vor einigen Jahren sollten Friedrichstal und Büchig deshalb einen Waldkindergarten bekommen. Nun sollen es Naturkindergärten werden, die deutlich mehr kosten als bisher geplant. Die Fertigstellung ist für den Spätsommer 2024 geplant.

Die ursprünglich angedachten Waldkindergärten hätten aus einem Bauwagen und einer Komposttoilette bestanden. Die jetzt geplanten Naturkindergärten befinden sich auf einem deutlich höheren Niveau mit Holzgebäuden, Anschluss an das Strom-, Wasser- und Abwassernetz und separaten Personaltoiletten. Auch eine Photovoltaik-Anlage ist vorgesehen. All das soll Stutensee auch für neue Erzieher:innen attraktiver machen.

Naturkindergarten Friedrichstal

Beide konkret geplanten Einrichtungen in Büchig am Ortsrand hinter einem landwirtschaftlichen Betrieb sowie in Friedrichstal auf der Erweiterungsfläche des Waldfriedhofs werden direkt als zweigruppige Einrichtungen umgesetzt. “Das verschafft uns Luft”, so Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar.

Die ursprünglich vorgesehene einfache Lösung sei nur möglich, wenn es sich um die Außengruppe einer bestehenden Einrichtung handle. Da bei diesen jedoch nicht ausreichend Platz in den Sanitärräumen vorhanden sei, müssen die Naturkindergärten laut aktueller Regelung als eigenständige Einrichtungen geführt werden.

All diese Änderungen schlagen sich auch im Preis nieder. Statt ursprünglich vorgesehenen 230.000 Euro fallen nun etwa 700.000 Euro pro Einrichtung an.

Das sorgte für Unmut in der letzten Sitzung des Gemeinderats am 22. Mai.

Naturkindergarten Büchig

“Es stört uns unheimlich, dass wir in den Prozess nicht involviert waren, sondern vor eine fertige Planung gestellt wurden, die eine Million mehr kostet”, kritisierte Nicole LaCroix (CDU/FDP-Fraktion). “Wir brauchen eine Lösung für die Kinder, aber der Haushalt muss genehmigungsfähig bleiben.” Sie schlug vor, in Friedrichstal auf einen Außenbereich zu verzichten, weil sich der Waldspielplatz in unmittelbarer Nähe befinde. Außerdem könnte der Allgemeintrakt mit Büro entfallen. Diesen könne man später noch nachrüsten. Entsprechende Arbeiten könne das Personal im Homeoffice erledigen.

Auch Karin Vogel (Freie Wähler) äußerte ihren Unmut. Ihre Fraktion sei nicht glücklich mit der Kostensteigerung. Aufgrund des extremen Bedarfs an Kinderbetreuung wolle sie jedoch zustimmen. Ihr Fraktionskollege Manfred Beimel wies darauf hin, dass es vermutlich teurer sei, einzelne Elemente später nachzurüsten, weil die Logistik dafür teurer sei, als wenn man jetzt alles auf einmal baue.

Die Grünen hätten sich eher einen Bauwagen vorgestellt gehabt, so Susanne Suhr. Entscheidend sei jedoch eine kurzfristig machbare Lösung, die langfristig funktioniere. Die vorgeschlagenen Einsparungen seien fraglich, vielmehr müsse man schon den Ganztagesbedarf mitdenken. “Wir müssen uns so etwas leisten”, so Suhr. Die eine Gruppe der Kita Kinderschatz in Spöck habe schließlich auch 650.000 Euro gekostet.

“Schade, dass es kein Wichtelwagen geworden ist”, so Beate Hauser (SPD). In Friedrichstal hätte es Interesse daran gegeben. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass der neue Waldorfkindergarten für zwei Gruppen ausgelegt sei, aufgrund von Personalmangel derzeit aber nur mit einer Gruppe arbeite.

“Wir sehen die Not”, so Marius Biebsch (Junge Liste), kündigte jedoch Enthaltung bei der Abstimmung an.

Der Friedrichstaler Ortschaftsrat wolle, dass endlich etwas passiere, so Lutz Schönthal (CDU, Ortsvorsteher von Friedrichstal). Schon im Frühjahr 2021 habe der Gemeinderat einen Waldkindergarten für Friedrichstal beschlossen, der im Herbst desselben Jahres in Betrieb hätte gehen sollen. “Schade, dass das nicht funktioniert hat!” Von weiteren Umplanungen wegen Einsparungen halte er nichts. “Wir müssen so schnell wie möglich anfangen, auch wenn es wahnsinnig teuer ist”, so Schönthal. Die Zeitschiene – die Einrichtungen sollen im dritten Quartal 2024 eröffnen – mache ihn jedoch traurig. Bei der ursprünglich geplanten Eröffnung 2021 würden dann die ersten Kinder schon in die Schule kommen. “Da müssen wir erheblich besser werden”, forderte er.

“Wir haben Baugebiete ohne Kindergärten geplant”, kritisierte Ludwig Streib (Grüne). Diese müssten künftig vorher geplant werden. Man dürfe nicht immer hinterher hinken.

Das könne man öffentlich nicht so stehen lassen, wandte Nicole LaCroix (CDU/FDP-Fraktion) ein. Jede Fraktion habe in den letzten Haushaltsreden darauf hingewiesen. Natürlich seien Wechsel in den Leitungspositionen der Verwaltung immer schwierig. Aber man könne die aktuelle Situation nicht nur auf die Vorgänger schieben. Auch die jetzt Verantwortlichen hätten gewusst, dass Aufgaben zu erfüllen seien, hätten sie aber nicht erfüllt, so LaCroix. “Wir sind jetzt auf einem guten Weg, aber fünf Jahre zu spät.” Stutensee sei einmal eine familienfreundliche Kommune gewesen. Warum auch immer, seien dann aber Beschlüsse nicht gefasst worden.

Bei zwei Enthaltungen stimmte der Gemeinderat für Planung und Bau der beiden Einrichtungen in Büchig und Friedrichstal. Auch der Kindergarten “Kinderschatz” auf dem Pausenhof der Grundschule soll um eine Gruppe erweitert werden. Hierzu soll der Baubeschluss in der nächsten Sitzung des Gremiums getroffen werden.

forum Kommentare

-kwg-

Na also – Bauwagen mit Komposttoilette ? Man muss nur das Niveau der Erwartungen immer weiter absenken, um am Ende dann mit großen Augen und weit geöffneten Mündern, vor tollen 5 Sterne-Holzhütten mit Wasser und Stromanschluss zu stehen. Als nächstes kommen dann sich selbst aufbauende Wurfzelte mit gegenüberliegenden 3 m Donnerbalken und aufblasbarer Kochküche ins Angebot. Zwei Gruppen, das sind bekanntlich 50 Kinderplätze- für 700.000 .- schlappe Euros. Wie so etwas am Rat vorbei geplant wird und alle nun auch noch so überrascht tun, was der Rat heuer dazu bemängelt, obwohl er es selbst wieder verbammbelt hat, ja schon 5 Jahre hinterher hinkt und trotz erkannter NOT, die Verantwortung bei anderen zu suchen scheint, das ist scheinheilige, billige Gemeinschaftsarroganz. “Kinderschatz”, mit geplünderter Schatztruhe, Wichtelwagen zur Selbstbemalung, raus in die kostenlose Natur zum Eiskugelpreis- das kommt mir bekannt vor. Wenn sich wenigstens die Namensgebung den derzeitigen vorgesehenen naturgewaltigen Schauplätzen anpassen würde. “Dreckspatz” oder “Schmutzfink” ? Wie wärs mit “Zeckenbiss”, “Eichenspinner” oder “Wespenstich” – “Leises Blätterrauschen” und “Gummistiefelchen” oder “Matschsocke” wär auch noch akzeptabel. Man darf gespannt sein, wie der verzwackte Knoten kommunaler Desinformation, wieder gelöst werden kann. Vielleicht sollte man neben den vielen kommunalen Teilhaben an Klima-, Natur-, Wald-und Wiesenprojekten, dann mal über eine städtische Beteiligung an Wohncontainerprodukten oder hochwassergeschützten Baumhäusern mit integrierter Tetanus – und FSME- Impfstation, ernsthaft nachdenken. Kinder und deren leibhaftige Anwesenheit werden oftmals vergessen. An Flughäfen, in Restaurants, beim Einkaufen – jetzt auch in Gemeinderäten.