Keine Filterreparatur vor Grundsatzbeschluss

Filteranlage

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 11.09.2023 22:40 | 2 Kommentare

Die defekte Filteranlage im Spöcker Hallenbad wird vorerst nicht repariert. Das Bad bleibt deshalb weiter geschlossen. Eine Reparatur des Filters war eigentlich schon beschlossene Sache gewesen. Da die Angebote der Spezialfirmen jedoch fast doppelt so hoch ausgefallen sind wie ursprünglich geschätzt, musste erneut entschieden werden. Nun soll zuerst der Grundsatzbeschluss über die Zukunft des Bads getroffen werden.

Bevor der zuständige Ausschuss für Umwelt und Technik am Montag seine Entscheidung traf, kam der Spöcker Ortschaftsrat zu einer Sondersitzung zusammen. Die Meinung war hier einhellig: Das Bad muss so schnell wie möglich wieder nutzbar gemacht werden, zugunsten von Schul- und Vereinsschwimmen.

Andreas Siegrist, Sachgebietsleiter Hochbau der Stadtverwaltung, erläuterte dem Gremium das Vorgehen: Sechs Firmen seien aufgefordert gewesen, ein Angebot zur Filterreparatur abzugeben. Nur zwei waren am Ende dazu bereit gewesen. Zurückgezogen hat unter anderem das Unternehmen, von dem die ursprüngliche Schätzung von 40.000 Euro gekommen sei. Es gebe nicht viele Firmen, die solche Arbeiten durchführen würden, sagte Siegrist. Die Arbeit sei sehr aufwändig und müsse mit Ganzkörperanzug und Schutzmaske durchgeführt werden. Dazu kämen vor Ort sehr beengte Einbaubedingungen.

Generell bestehe das Problem, dass sich das Bad insgesamt in einem schlechten Zustand befinde. Der Filter sei nur ein kleiner Baustein. Niemand könne sagen, wann das nächste Problem auftritt.

Den Vorschlag des stellvertretenden Ortsvorstehers Jochen Freimüller, eine einfache Reparatur in Betracht zu sehen, lehnte Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar ab. Bisher habe es eine Ausnahmeregelung mit dem Gesundheitsamt gegeben, wobei immer wieder einzelne Grenzwerte bei der Wasserqualität überschritten worden seien. Diese Grundlage falle jetzt weg. Bei dieser einfachen Reparaturvariante würde die Beschichtung im Filter nicht erneuert, so dass sich schnell wieder Keime anlagern würden. “Diese Variante scheidet aus”, so Schönhaar.

Der Weiterbetrieb des Lehrschwimmbads ist insbesondere in Spöck ein sehr emotionales Thema. Der kleine Sitzungssaal in der Spöcker Ortsverwaltung war gut besucht, hauptsächlich von Mitgliedern der betroffenen DLRG. Aus dem Publikum kam der Vorwurf, das Bad sei nie ausreichend gepflegt worden, so dass jetzt die Kosten auftreten würden, die man sich in den vergangenen Jahren gespart habe. Schönhaar verwies auf die Historie, dass es die Absichtserklärung – jedoch keinen gültigen Beschluss – gegeben habe, dass das Spöcker Bad nach der Fertigstellung des Stutenseebads in Blankenloch auslaufen solle. Für Ausgaben habe nur noch ein minimaler Sockelbetrag bereitgestanden.

Der Spöcker Ortschaftsrat plädierte am Ende für die Umsetzung der Filtererneuerung für 70.000 Euro. Damit ging es in den kurz darauf folgenden Ausschuss für Umwelt und Technik nach Blankenloch.

Hier wurde der Punkt “Schulschwimmen” erörtert. Laut Verwaltung können die entsprechenden Bedarfe im Stutenseebad abgedeckt werden. Sven Schiebel (Freie Wähler) erwiderte, dass das an zu wenigen Lehrkräften scheitern würde. Der Schwimmunterricht an der Spöcker Grundschule werde deshalb wohl entfallen.

“Wir brauchen erst einen Gesamtüberblick und müssen von der scheibchenweisen Betrachtung wegkommen”, forderte Wolfgang Sickinger (SPD). Dabei verwies er auch auf anstehende Pflichtaufgaben wie die Sanierung und Erweiterung des Schulzentrums. Er könne der Reparatur deshalb nicht zustimmen.

“Wir haben Sanierungsstau an vielen anderen städtischen Gebäuden”, ergänzte Thomas Hornung (CDU). Wie bei einem alten Auto würde man eben nur noch das Nötigste machen. Auch er lehnte die Reparatur ab.

Beim letzten Beschluss zur Filterreparatur über 40.000 Euro sei festgelegt worden, dass keine weiteren Kosten mehr für das Bad aufgewendet werden sollen, erinnerte Volker Stelzer (Grüne). Nun stehe der doppelte Betrag im Raum. Und immer hänge das Damoklesschwert möglicher weiterer Schäden über dem Ganzen.

Acht Gremiumsmitglieder stimmten gegen die Reparatur des Filters für 70.000 Euro zum jetzigen Zeitpunkt, an dem der Grundsatzbeschluss zum Weiterbetrieb des Bades noch nicht gefasst wurde. Fünf wären dafür gewesen.

Das Gremium stimmte dafür einhellig dem Vorschlag des Spöcker Ortschaftsrats zu, den Grundsatzbeschluss über die Zukunft des Spöcker Bades auf dieses Jahr vorzuziehen, wenn möglich. Aktuell ist er für Februar 2024 geplant. Im Fall einer Sanierung könnten die ersten Planungsgelder noch in den neuen Haushalt eingestellt werden. Sollte das zeitlich nicht mehr möglich sein, solle ein Vorratsposten für die Planung im Haushalt eingetragen werden, der nur im Falle eines Sanierungsbeschlusses zum Tragen kommen soll. Diese Empfehlungen an den Gemeinderat wurden einstimmig gefasst. Zudem soll ein sofortiger Austausch des Filters bei positivem Grundsatzbeschluss erneut diskutiert werden, um den Betrieb des Bades während der mehrjährigen Sanierungsplanung wieder aufnehmen zu können.

forum Kommentare

-kwg-

Alle hierbei gemachten, gutgemeinten Ratschläge und Ideen zur Fortsetzung des Badebetriebes sind ehrenhaft und bürgerfreundlich. Das Alter der Anlage mit ihren vielen historischen technischen Komponenten, wo man schon Ersatzteile besorgen muss, um dem Problem zu entgehen, keine mehr zu bekommen, macht jede gut gemeinte Finanzspritze zu einem spannenden Glücksspiel von Ausdauer mit bereits zu vielen Verlängerungen mit anschließendem derzeit notwendigem Elfmeterschießen. Und einen Impfstoff zur Sanierung und Erfüllung eben auch des vielschichtigen Themas der Einhaltung von Hygienevorschriften und ihren Grenzwerten, lassen leider am Ende aller Diskussionen nur eine Entscheidung zu, die den wirtschaftlich unbekannten Kostenaspekt der Zukunft unterstützt und würdigt, aber den Bürgerinnen und Bürgern von Spöck wenig nützen wird. Sagt alle zum Abschied leise servus.

Daniel

Die Räte und Ehrenamtlichen werden von der Verwaltungsspitze an der Nase herumgeführt. Erst von der ehemaligen Verwaltungsspitze, jetzt von der aktuellen. OB und BM drücken sich seit Monaten um einen entsprechenden Beschlussvorschlag.
Oder anders gesagt: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis…. Dann sind die Ehrenamtlichen am Ende am Ergebnis (Schließung?) schuld.