Kindergartengebühren: Erhöhung in zwei Schritten

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Beitragsbild: Pixabay: Katrina S

Von Martin Strohal | 27.11.2023 11:47 | 1 Kommentar

Wie in nahezu jedem Jahr steigen auch zum anstehenden Jahreswechsel wieder die Elternbeiträge für die Kinderbetreuung. Der Gemeinderat beschloss im gleichen Zug eine weitere Erhöhung, die ab dem 1. September 2024 gelten soll. Die SPD lehnte das ab. Die empfohlene Deckung der Kosten durch die Eltern wird weiterhin deutlich unterschritten.

“Wir wollen dauerhaft eine hohe Betreuungsqualität bieten”, begründete Oberbürgermeisterin Petra Becker die vorgeschlagenen Gebührenerhöhungen. Dabei würden die Kostensteigerungen nur zum Teil an die Eltern weitergegeben.

Städte- und Gemeindetag sowie die kirchlichen Verbände haben für das kommende Jahr eine Anpassung der Beiträge um 8,5 Prozent empfohlen. Ziel sei dabei weiterhin, zwanzig Prozent der entstehenden Kosten über die Elternbeiträge abzudecken. Stutensee liege hierbei aktuell nur bei 9,11 Prozent. Das bedeutet, dass gut 90 Prozent der tatsächlichen Kosten für jedes Kind aus dem städtischen Haushalt bezahlt werden. Das führe jählich zu einem Defizit von 5,6 Millionen Euro.

Statt der empfohlenen Erhöhung um 8,5 Prozent, erhöht Stutensee die Gebühren zum Jahreswechsel nur um 7 Prozent. Zum 1. September 2024 folgt ein zweiter Schritt mit einer Erhöhung um 6,5 Prozent. Damit wolle die Stadt wieder zum früheren Rhythmus zurückkehren und Beitragsanpassungen mit Beginn des Kindergartenjahres vornehmen, nicht zum Wechsel des Kalenderjahres.

Die tatsächlichen Gebühren unterscheiden sich je nach Betreuungsform und -zeiten der Einrichtung. Kinder über 3 Jahre bezahlen aktuell bei verlängerten Öffnungszeiten (6,5 Stunden) 130 Euro. Ab dem 1. Januar werden hier 139 Euro fällig, zum 1. September dann 147 Euro. Von den Verbänden empfohlen wäre ein Beitrag von 189 Euro. Kinder unter 3 Jahren zahlen für die gleiche Betreuung weiterhin das Doppelte.

Die Entscheidung des Gemeinderats betrifft zunächst die Vorgaben für die städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen. Allerdings müssten sich die anderen Träger an der Gebührenordnung der Stadt orientieren. Das sei vertraglich geregelt.

Im Vergleich zu den Nachbargemeinden befände sich Stutensee im Mittelfeld, so Fabian Böhnstedt, für die Kindergärten zuständiger Sachgebietsleiter im Rathaus. Vergleiche seien wegen der unterschiedlichen Berteuungszeiten aber generell schwierig.

Überwiegend Zustimmung aus dem Gemeinderat

“Erhöhungen sind unpopulär”, sagte Nicole LaCroix (CDU/FDP-Fraktion). Die Verwaltung habe einen moderaten Vorschlag vorgelegt. Die Qualitäten wie Sprachförderung müssten hochgehalten werden. Ein günstigeres Angebot würde zu schlechterer Qualität führen, das wolle keiner.

“Wir müssen uns schrittweise zu den 20 Prozent Elternbeteiligung hinbewegen”, meinte Klaus Mayer (Freie Wähler).

Die Erhöhung in zwei Schritten sei moderat, so Christine Stemke (Grüne). Auch für ihre Fraktion seien die 20 Prozent erstrebenswert aufgrund der Haushaltslage.

“Wir sehen das anders”, betonte Wolfgang Sickinger (SPD). Erst 7 Prozent, dann 6 Prozent, das sei eine Erhöhung um 13 Prozent in neun Monaten. “Für manche Eltern ist das ein Batzen Geld!” Beim Erreichen von 20 Prozent würde es zu einer weiteren Verdoppelung der Beiträge kommen. Das sei für viele junge Familien nicht zu stemmen. Mit den ersten 8,5 Prozent könne die SPD-Fraktion noch mitgehen, aber nicht mit der September-Erhöhung im Vorfeld.

“Was können wir uns leisten?” fragte Tobias Walter (Junge Liste). Es müsse ein Ausgleich gefunden werde. Er halte die Erhöhung für einen guten Kompromiss. Themen wie kostenlose Kinderbetreuung müssten auf anderen Ebenen diskutiert werden, das könne nicht die Stadt entscheiden.

Bei zwei Gegenstimmen der beiden anwesenden SPD-Fraktionsmitglieder wurde dem Vorhaben im Gemeinderat mehrheitlich zugestimmt.

forum Kommentare

Ollijay

Hach wie schön. Nichts ist in Stutensee so sicher wie die Erhöhung der Kindergartengebühren. Wir reden von 13.96% in einem Jahr. Wer soll das bitte bezahlen? Ich bekomme keine solche Gehaltserhöhung. Wenn ich jetzt 2 Kinder ab 3 Jahren habe, sind das statt 661 Euro zukünftig 753 Euro. Herzlichen Glückwunsch. Bei 20% kostet das ganze dann 1600 Euro. Ganz ehrlich, mit welchem Gehalt soll man das bezahlen? Was für Vorstellungen haben die Politiker eigentlich? Ein alleinerziehenden Haushalt müsste bei 20% Eigenbeteiligung alleine 2080 Euro nur für Kinderbetreuung vom Gehalt abdrücken und dann hat noch niemand auch nur ein Stück gelebt. Dazu miete, Nahrungsmittel, Versicherung etc., da wäre ein alleinerziehender Mensch, egal ob Mann oder Frau, bei 5500 brutto.
Selbst bei verheirateten bräuchte man dieses Gehalt, rein um zu viert mit dem Beitragssatz um die Runden zu kommen. Und da ist dann kein Urlaub drin. Und, oh Wunder, davon bekommt man in manchen Kitas weder ein halbwegs vernünftiges Gebäude noch Betreuungszeiten, die eine Vollzeitstelle equivalent sind. Rechne ich mit 20% Beteiligung, braucht die Familie ein brutto von 7000. Kurz und knapp, Spitzenverdiener, Oberarztgehalt.
Ich glaube von den Politikern außerhalb der Stutenseer SPD Fraktion die diese Erhöhung abgelehnt hat, hat keine auch nur den geringsten Anstand und ist lebt in Sphären jenseits von gut und böse.
Ich jedenfalls ziehe hier meine Schlüsse, ja, Kinderbetreuung kostet Geld. Ja es ist ein Posten der leicht angehoben werden kann, aber es ist unrealistisch, das bis in alle Ewigkeit machen zu können. Für viele Familien wird der Wechsel ins Bürgergeld immer attraktiver.
Ich bin froh wenn wir in 2,5 Jahren da raus sind aber hey, die Betreuungskosten in der Schule wird auch teurer und die kann man dann nicht mehr wirklich von der Steuer absetzen.
Schämt euch!!! Die Quittung kommt im Mai 2024