Vom Physikunterricht in die Chip-Forschung

Vortrag Prof. Dr. Ralf Krupke

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 05.02.2024 12:04 | 7 Kommentare

“Die Chipherstellung ist so wichtig wie früher der Zugang zu Erdöl”, hob Ralph Krupke die Bedeutung seiner Arbeit hervor. 1988 machte er sein Abitur am Thomas-Mann-Gymnasium (TMG) in Stutensee, heute ist er Professor und Physiker am KIT am Institut für Nanotechnologie. Im Rahmen der Vortragsreihe “50 Jahre TMG” berichtete er von seiner Arbeit. Dabei äußerte er auch die Hoffnung, anwesende Schülerinnen und Schüler für dieses Thema und die wissenschaftliche Arbeit zu gewinnen.

Gut 80 Interessierte hatten sich vergangenen Mittwoch in der Mensa des Schulzentrums eingefunden, um dem ehemaligen Schüler zuzuhören. Für die Begrüßung war eigens sein damaliger Physiklehrer Bernhard Kunz gekommen, der sich mittlerweile im Ruhestand befindet. “Das TMG war Katalysator für meine wissenschaftliche Karriere”, gestand Krupke. Gemeinsam mit seinem damaligen Lehrer erinnerte er sich unter anderem an einen beeindruckenden Besuch am CERN.

Bernhard Kunz, Ralph Krupke, Hartmut Aichert (v.l.)

Seinen Vortrag begann Krupke bei den frühen Röhren-Computern der Fünfzigerjahre. Mit der Entwicklung des Transistors habe es dann eine Revolution in dem Bereich gegeben. Das “Moore’sche Gesetz” besage, dass sich die Zahl der Transistoren auf einem Chip alle zwei Jahre verdoppele. Gordon Moore gründete die Firma Intel und behielt fünfzig Jahre Recht mit dem nach ihm benannten Gesetz. Computer wurden immer kleiner und leistungsfähiger. Heute kann ein Smartphone mehr als ein System, das früher “Supercomputer” genannt wurde.

In seine historische Betrachtung schob Krupke immer wieder technische Erläuterungen – ein “educational part”, wie er es nannte – beispielsweise über die Funktionsweise von Transistoren und die Herstellung von Chips. So könne die Schaltgeschwindigkeit der Transistoren verkürzt werden, indem der Weg der Elektronen verkürzt wird, den sie zurücklegen müssen. Oder man verwendet anstelle von Silizium ein anderes Material mit einer besseren Leitfähigkeit, nämlich Nanoröhren aus Kohlenstoff. Die Grundlagenforschung hierfür sei hauptsächlich bei IBM gelaufen. In den Patenten sei jedoch auch Stutensee erwähnt, berichtete Krupke stolz.

Die Nanoröhren, auch “Nanotubes” genannt, können auch für andere Anwendungsfälle zum Einsatz kommen, beispielsweise bei leichten Rennrädern, in Satelliten oder flexiblen Displays.

Trotz des komplexen Themas folgte das Publikum aus allen Altersgruppen dem anschaulichen Vortrag gespannt.

Die Veranstaltungsreihe zu “50 Jahre TMG” wird im März fortgesetzt mit einer Podiumsdiskussion zur Europawahl. Hierzu sind Daniel Caspari (CDU) und René Repasi (SPD) eingeladen. Unabhängig davon sollen Veranstaltungen mit ehemaligen TMG-Schüler:innen auch nach dem Jubiläum fortgesetzt werden, so die Planung von Hartmut Aichert, der sich als TMG-Lehrer in der Alumni-Arbeit engagiert.

Korrektur: “Lithium” durch “Silizium” ersetzt. Außerdem ist die Schreibweise von Herrn Krupke “Ralph”, nicht “Ralf” – wir bitten, die Fehler zu enstchuldigen.

forum Kommentare

-kwg-

Ich erinnere mich noch: Ralph Krupke und Frank Hennrich — Trennung metallischer
von halbleitenden Kohlenstoff-Nanoröhren. Ist nun auch bald 20 Jahre her. Große bedeutende Sache.

FH...

… aha, und in der nächsten Veranstaltung der Reihe werden dann kurz vor Kommunal- und Europawahl unsere erstwählenden Schüler*innen von CDU und SPD auf die Wahlen vorbereitet!?

Berku

Aha… Als ehemaliger Lehrer des TMG’s und als Bürger dieses Landes bin ich sehr froh, dass es dem TMG offensichtlich gelungen ist, seinen Schüler ein anständiges Menschenbild zu vermitteln. So müssen bei der Vorstellung ehemaliger Schüler in der Reihe „50 Jahre TMG“ keine Repräsentanten einer menschenverachtenden und geschichtsvergessenen Partei vorgestellt werden.

Friedrichstaler90

Um hier mal die stürmischen Böen der vermeintlich tiefsinnigeren Gästeliste zu beruhigen:
Herr Caspary als auch Herr Repasi waren Schüler und Absolventen am TMG. Beide sind heute in der Politik nicht gerade unbekannt. Daher bietet es sich doch an, diese im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums an die Schule einzuladen und zu Wort kommen zu lassen.
Schön aber auch etwas erschreckend zu sehen bzw. zu lesen wie unter einer derart unverfänglichen Meldung gleich der politische Bogen gespannt wird bis hin zur allgegenwärtigen Thematisierung der blauen Partei im Lande.

FH...

@Friedrichstaler90: … nach dem 9. Juni (Wahltermin) ist das TMG immer noch 50. Ein wenig Fingerspitzengefühl bei der Terminierung ist doch nicht zu viel verlangt. Dass die drei (auch Moderator Zurawski) am TMG Abi gemacht haben, ist bekannt…

wiewa

Die Karenzzeit, die das Kultusministerium Baden-Württemberg vor Wahlen für Schulen vorgibt, ist 8 Wochen. Zwischen März und Juni liegen mehr als diese 8 Wochen. Also, einfach tief durchatmen!

-kwg-

Gut, dass sich nicht auch noch die Grund-und Hauptschule meldet, um wenigstens einen kleinen Anspruch an anständiger Erziehungsvermittlung anzumelden. Es läuft im TMG nicht anders, wie in unzähligen Schulen BW`s, welche gelegen im weiten Rund des Ländle, mit der pädagogischen Ausbildung, jährlich um die 45.000 Abiturienten in diese Welt entlassen. Das sind nicht alles Krupke`s, Caspary`s oder Repasi`s, welche ihre damalige Lebens-Prägung vielleicht in einem Physiksaal, einem fehlenden Nachtbus nach Blankenloch oder im Mondschein auf dem überaus romantischen Tolnaplatz, erlebten. Wie wäre die Einschätzung des Menschenbildes von Berku ausgefallen (dessen Dekodierung in diesem Fall leicht fällt), wenn Rene Repasi und Alice Weidel, nebeneinander sitzend, das ABI im TMG abgelegt hätten. Insofern muss ich FH, etwas politisch neutralisierende Unterstützung gewähren, dass man sicherlich auch TMG-bedeutende Politikvertreter anderer Parteien hätte auftreiben können, um dem im März “anwesenden Europa-Podium von Schwarz + Rot” auch noch einen leichten Hauch von Gold beizumischen.