Ein Igel kommt selten allein

Beitragsbild: Jannick Holste

Von Jannick Holste | 08.03.2024 13:27 | Keine Kommentare

Stefan Glagau wohnt in Stutensee-Friedrichstal, arbeitet bei der Polizei und spielt in seiner Freizeit in einer Band. Seit November letzten Jahres kam eine neue Beschäftigung hinzu – die Pflege mehrerer unterernährter Igel. Wie kam es dazu und worauf sollte bei der Igelpflege geachtet werden?

Plötzlich Igelpfleger

Als Stefan im November mit seinem Hund wie gewohnt Gassi ging, kreuzte ein kleiner Igel seinen Weg. „Ich wusste, dass Igel eigentlich nachtaktiv sind, und hatte daher kein gutes Gefühl dabei, einfach weiterzugehen“, erzählt er. Um mehr zu erfahren, recherchierte er im Internet und wurde in seinem Gefühl bestätigt: Am Tag umherlaufende Igel seien immer ein Alarmzeichen. Daher nahm er den kleinen Säuger mit, um zu schauen, was ihm fehlt.

Seine erste Anlaufstelle war eine Tierärztin, die feststellte, dass das Tier nur 295 Gramm statt der mindestens erforderlichen 600 Gramm auf die Waage brachte. Viel zu wenig, so stark unterernährt hätte er die kalte Jahreszeit sowie den anstehenden Winterschlaf aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überlebt. Stefan nahm den Igel daher auf, um ihn bis zum Frühjahr zu pflegen. Damit er den Ansprüchen des Igels gerecht werden konnte, fragte er unter anderem bei der Tierhilfe Karlsruhe nach, die ihm hilfreiche Tipps gaben.

Doch bei diesem einen Igel sollte es nicht bleiben. Wie jeden Winter platzierte Stefan Mehlwürmer als Vogelfutter in seinem Garten. Doch anders als in den vorherigen Jahren tummelten sich nicht nur Vögel um die Futterstelle, sondern auch mehrere Igel – ebenfalls alle unterernährt. Damals wunderte er sich, wie das sein konnte, heute weiß er mehr: „Das liegt wohl an den vergleichsweise milden Temperaturen im Herbst des letzten Jahres. Dadurch bekamen einige Igel einen zweiten Wurf, der jedoch viel zu wenig Zeit hatte, sich genügend Winterspeck anzufressen, um den Winterschlaf durchzuhalten“, erklärt er. So kam es, dass er nach kurzer Zeit zehn Igel in seiner Obhut hatte, die alle versorgt werden wollten.

Gefahren und Ansprüche der Igelpflege

Schnell wurde aus der Garage des Tierfreundes ein Igelauffanglager. Auf Grundlage der Informationen der Tierhilfe sowie seiner eigenen Internetrecherche richtete Stefan für jedes Tier aus Kartons eine separate Igelbehausung ihren Bedürfnissen entsprechend ein. „Die von mir aufgenommen Igel essen besonders gerne tote Mehlwürmer und Katzenfutter. Zudem müssen die Behausungen stetig gesäubert und frisch gehalten werden“, berichtet uns Stefan. Wie er zudem feststellte, sind Igel ziemliche Parasitenbündel. Neben Flöhen und Zecken hatten alle aufgenommen Igel vor allem mit Würmern zu kämpfen. Nach Rücksprache mit der Tierärztin behandelte er die Tiere mit entsprechenden Medikamenten, um sie von den Parasiten zu befreien. „Die Arbeit mit Igeln ist aber auch für mich nicht ganz ungefährlich, da sie eine Vielzahl an Krankheiten auf den Menschen übertragen können“, sagt Stefan. Das halte ihn aber nicht von der Pflege der Tiere ab.

Adoption und Auswilderung

Da die Pflege der kleinen Tiere sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, nahm Stefan die Hilfe einer Familie, die von den Igeln gehört hatte, gerne an. Sie nahmen drei der Igel bei sich auf – zwei weitere fanden einen Platz bei Familienangehörigen. Einer erreichte kurz vor Weihnachten bereits die 600g und konnte wieder ausgewildert werden. Einer der Igel hat es trotz der Hilfe der Tierärztin leider nicht geschafft und ist verstorben.

Die anderen Igel sollen zwischen April und Mai, sobald es wieder warm genug ist, ausgewildert und somit in die Freiheit entlassen werden.

 

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