Der Kohlplattenschlag ist der Lieblingsplatz von Maria, der jungen Krankenschwester, die während des Zweiten Weltkriegs im beschaulichen Dorf Mühlbach lebt. Als sie schwanger wird, ohne verheiratet zu sein, wird sie verstoßen und wandert schließlich in die USA aus. Erst viele Jahrzehnte später kommt sie in ihre alte Heimat im Badischen zurück und erinnert sich.
Vergangenen Freitag Abend las die Autorin Helen M. Sand aus ihrem ersten Roman “Im See der Himmel”. Der Name der Autorin ist ein Pseudonym der Graben-Neudorferin Simone Schönung, Gymnasiallehrerin in Bruchsal.
Die Geschichte sei zu großen Teilen Phantasie, sagt die Autorin. Ihre Großeltern hätten sich über Briefe an die Front kennengelernt, das sei tatsächlich passiert.
Ansonsten habe ihre Familie über die Kriegsjahre geschwiegen. Die Autorin machte sich selbst Gedanken, wie das wohl gewesen sein könnte damals, in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Sie wollte über starke Frauen schreiben, sagt sie. Im Nachhinein habe sie von ihrer Familie erfahren, dass vieles wahr gewesen sei, was sie sich ausgedacht hatte.
Wahr sei die Geschichte des jüdischen Mädchens, die Freundin der Hauptperson Maria, und ihrer Familie im fiktiven Dorf Mühlbach. Diesem sei in letzter Minute die Flucht nach Argentinien gelungen. Vorbild sei die jüdische Familie Bär aus Graben-Neudorf gewesen, die tatsächlich nach Argentinien und die Tochter später von dort in die USA ausgewandert sei und aus dem Ausland die Schwiegereltern der Autorin und deren Familie mit Geld und Kleidung unterstützt hätten. Durch die Arbeit an dem Buch sei eine enge Freundschaft zu ihr entstanden, berichtet die Autorin.
Wahr sei zudem der im Buch geschilderte Luftangriff auf Bruchsal am 1. März 1945, am Tag der Lesung vor genau 79 Jahren. Dabei habe sie sich an Berichten von Augenzeugen orientiert.
Das kleine Publikum im Spöcker Begegnungszentrum ließ sich ganz von der Geschichte gefangennehmen. In der Pause und danach wurden persönliche Erfahrungen ausgetauscht, wie wenig die alte Generation im Nachhinein vom Krieg erzählt habe. Umrahmt wurde die Lesung musikalisch mit Klavier und Gesang von Stefan Geißert.
An ihrem ersten Roman arbeitete Schönung von 2018 bis 2022. Das letzte Jahr ließ sie sich vom Schuldienst beurlauben, um sich voll uns ganz ihrem Werk zu widmen. Dieses veröffentlichte sie zunächst im Eigenverlag und unternahm Lesereisen in ganz Deutschland. Dann wurde ein Verlag auf sie aufmerksam, der das Buch nun in neuer Aufmachung veröffentlichte.
Inzwischen arbeitet Schönung hauptberuflich als Autorin und unterrichtet nur noch an einer Abendschule. Das nächste Buch ist bereits in Arbeit.
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