Das seit Jahren geplante Projekt “Ärztehaus” an der Friedrichstaler Kirschenallee unweit des Seniorenzentrums wird nicht weiter verfolgt. Das beschloss der Gemeinderat in seiner November-Sitzung. Ein neues Ärztehaus zur Sicherung der ärztlichen Versorgung in Friedrichstal soll es trotzdem geben. Bertram Hornung will das bisherige Gebäude seines Baustofffachhandels sanieren und umbauen.
Ein Investor hatte entlang der Kirschenallee ein Ärztehaus errichten wollen mit Räumen für Ärzt:innen und Physiotherapie, Sanitätshaus, Apotheke und Café. Das dafür benötigte Grundstück hatte die Stadtverwaltung 2021 vom Land gekauft. Der erstplatzierte Bewerber hatte von dem Projekt Abstand genommen. Darauf hin hatte die Verwaltung Ende Mai 2024 Kontakt zu dem Ersatzbewerber aufgenommen. Trotz mehrerer Aufforderungen seien bis jetzt immer noch nicht alle geforderten Unterlagen vorgelegt worden, so die Stadtverwaltung. Deshalb empfehle sie dem Gemeinderat, ihm eine Absage zu erteilen und das Projekt für gescheitert zu erklären.
Die dafür vorgesehene Fläche soll gemeinsam mit den umliegenden städtischen Grundstücken “zu gegebener Zeit” entwickelt werden.
Inzwischen wurde bekannt, dass Hornungs den bisherigen Standort ihres Baustofffachhandels in der Rheinstraße-West 132 zu einem Ärztehaus umbauen wollen. Das bestehende Gebäude solle entsprechend renoviert und insbesondere energetisch saniert werden. Der Bauantrag sei eingereicht, mit einer Genehmigung werde in Kürze gerechnet. Die Arbeiten sollen noch dieses Jahr beginnen. Verhandlungen mit einer Hausarztpraxis, einem Friseur und einer Physiotherapiepraxis mit Fitnessbereich seien am Laufen und kurz vor Unterschrift, so Bertram Hornung auf Anfrage.
Dieser Stand erleichterte es dem Gemeinderat, von dem ursprünglichen Projekt Abstand zu nehmen.
“Krieg und Zinsen haben einen Schatten über das Projekt geworfen”, versuchte sich Tobias Walter (CDU/FDP-Fraktion) an einer Erklärung für das Scheitern. Lange habe man Hoffnung gehabt.
“Es war ein sehr langer Prozess, bei dem es immer wieder zu Verzögerungen und Neubetrachtungen kam”, so Karin Vogel (Freie Wähler). Das sei eine enorme Belastung für die Verwaltung gewesen. Nun würden sich neue Spielräume ergeben.
“Wir hatten große Hoffnung damit verbunden”, so Wolfgang Sickinger (SPD). Glücklicherweise gebe es jetzt das Projekt in der Rheinstraße. Auch die Situation der Zahnärzte müsse betrachtet werden.
“Wir haben über fünf Jahre daran herumgedoktert”, so Lutz Schönthal, Ortsvorsteher von Friedrichstal. “Letztlich ist es uns nicht gelungen, das Ziel zu erreichen.” Sowohl auf Seiten der Investoren als auch der Verwaltung sei unheimlich viel Arbeitszeit aufgewendet worden. Er hätte dafür plädiert, den Ersatzbewerbern noch einmal die Möglichkeit zu geben, sich im Gremium zu äußern. Er vermute, dass der Beschluss nun für große Verärgerung sorge. Allerdings sei er die einzig logische Konsequenz. Mit der Art und Weise sei er jedoch nicht zufrieden, so Schönthal. Auch die Transparenz gegenüber den neuen Mitgliedern im Ortschaftsrat habe gefehlt. Diese hätten viel intensiver eingebunden werden müssen.
Beate Hauser (SPD) dankte Bertram Hornung für die Möglichkeit, der Praxis Sipiniuc neue Räumlichkeiten anzubieten. Allerdings fehle bereits die Praxis Steinleitner. Friedrichstal sei deshalb hausärztlich unterversorgt. Das betreffe auch bald die Zahnärzte.
Sowohl Hauser als auch Schönthal enthielten sich beim anschließenden Beschluss. Alle anderen stimmten für den Vorschlag der Verwaltung.
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