Caspary: “Beschäftigen Sie sich mit dem Thema!”

CDU-Vorsitzende mit Daniel Caspary

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 29.01.2018 21:22 | 5 Kommentare

Der traditionelle Neujahrsempfang der Stutenseer CDU fand am Sonntag in der Stutenseer Festhalle statt. Organisiert worden war er vom Vorsitzenden der CDU Blankenloch/Büchig, Alexander Scheidle, und dem CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Ansgar Mayr. Eigentlich war die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut als Referentin vorgesehen gewesen. Ihr Thema wäre die Schaffung ausreichenden und bezahlbaren Wohnraums gewesen. Da sie aufgrund der gegenwärtig stattfindenden Koaltionsgespräche in Berlin unabkömmlich war, übernahm der EU-Abgeordnete Daniel Caspary – früher selbst Gemeinderat in Stutensee – spontan den Vortrag.

“Wir müssen sachlich entscheiden!”

Gleich zu Beginn kam er auf die Kirchturmpolitik zu sprechen. Städte und Gemeinden sollten heute nicht nur Politik für diejenigen machen, die den Kirchturm von unten sehen können, sondern auch an alle denken, die man vom Kirchturm aus sehen kann.

“Mich geht es nichts an, wie Sie abstimmen”, kam Caspary auf den anstehenden Bürgerentscheid in Stutensee zu sprechen. Bezahlbarer Wohnungsbau sei eines der Themen und Schlüsselfragen für Familien. “Spannende Fragen stoßen auf Widerstand, das ist klar”, stellte er fest. Das sei beispielsweise auch beim Bau der Stadtbahn vor einigen Jahren so gewesen. Aber Austausch mache Demokratie stark. Er habe Respekt vor den Demonstranten vor der Festhalle (wir berichteten). Natürlich dürfe jeder sein eigenes Interesse äußern und habe Respekt verdient – egal ob es sich um sein eigenes persönliches Interesse handelt wie Wohnlage am Wald oder um ein übergeordnetes Interesse wie Naturschutz.

Caspary forderte aber auch Respekt für die “Allianz für Stutensee”, die Verantwortung trage. “Beschäftigen Sie sich mit dem Thema”, forderte er die Zuhörer in der vollen Festhalle auf. Es dürfe jedoch nicht sein, dass jemand persönlich angegangen werde. Dabei äußerte er großen Respekt für Oberbürgermeister Klaus Demal. Zerstörte Werbebanner sei ein Stil, den wir nicht bräuchten. Jede Position sei zu respektieren. “Wir müssen sachlich entscheiden.”

“Demokratie lebt nach Regeln”, so Caspary. Auch wenn das Quorum bei der Abstimmung möglicherweise nicht erreicht werde, sei das zu akzeptieren. Es dürfe nicht nachgekartet werden, von keiner Seite. “Der Wettstreit tut der Gemeinde gut!”

“Bringen Sie sich ein!”

Im Anschluss kam Caspary auf weitere Themenfelder der Politik zu sprechen, auch Themen, die gerade in den Koalitionsverhandlungen diskutiert werden. Insgesamt müsse der Staat, egal auf welcher Ebene, von Kommune bis Europa, Vertrauen in seine Handlungsfähigkeit zurückgewinnen. “Nach Entscheidungen muss etwas passieren!” Sonst würden die Bürger schleichend frustriert.

Als EU-Politiker wünsche er sich eine Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Währungsunion. Fehler wie der Länderfinanzausgleich in Deutschland dürften nicht auf europäischer Ebene fortgesetzt werden. Vielmehr sollten europäische Gelder nur gezahlt werden, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden. Diese länderspezifischen Reformen seien von Experten zu erarbeiten.

Beim Bereich Digitalisierung kritisierte Caspary die Telekom. Früher habe diese nur dort ihr Netz ausgebaut, wo das Geld zu verdienen war. Nun hätten die Kommunen viel Geld in eine eigene Netzinfrastruktur investiert – und jetzt komme die Telekom und baue parallel ein eigenes Netz. “Es kann nicht sein, dass kommunale Investitionen ad absurdum geführt werden.”

Am Beispiel Ägypten ging Caspary auch auf das Thema Entwicklungshilfe ein. In dem afrikanischen Land würden jeden Tag 7000 Kinder mehr geboren als Menschen sterben. Für diese müssten rechnerisch jeden Tag 233 neue Schulklassen eingerichtet werden. Von der großen Zahl an benötigten Arbeitsplätzen ganz zu schweigen. “Wie sollen die das alleine hinbekommen?” fragte er. Europa müsse nicht nur aus Menschenfreundlichkeit helfen, sondern auch aus Eigennutz. Denn wer in seinem Land keine Lebensperspektive und keine Stabilität habe, wandere irgendwann aus.

Zum Abschluss seines Streifzugs durch die Politik äußerte Caspary Selbstkritik und rief dazu auf, sich zu beteiligen: “Wir müssen lernen, besser zu kommunizieren. Bitte bringen Sie sich ein!”

 

forum Kommentare

Ob Herr Caspary das reservieren und umleiten der Tippfehlerdomains – und somit das gezielte täuschen der Bevölkerung – genauso für normal und selbstverständlich hält wie sein Kollege neben ihm? Herr Mayr sagt ja, dass dies Standard ist. Das würde nämlich dem geforderten Vertrauen und dem durchaus richtigen und wichtigen Zitat von ihm “Demokratie lebt nach Regeln” eher entgegenstehen. Regeln brechen und dann danach genau dies bei den Kritikern anprangern ist einfach, Regeln einhalten und das als gewählter Mandatsträger dann vorleben ist sicher schwer, sollte aber im Bewerbungsprofil für solche Posten doch bitte elementar sein – wie gesagt, sollte.

Andreas Haßmann

Auch heute Abend bei der Gemeinderatssitzung in der Festhalle keine Entschuldigung an die Bürger von den Verantwortlichen der AFS,es wird alles richtig gemacht die bösen sind die Bürger .Vielleicht hat die Ministerin auch den Konflikt in Stutensee mitbekommen(es hat ja schon weite Kreise gezogen) und wollte sich nicht einmischen.

@ Her Hassmann

Da wird auch nie eine Entschuldigung kommen, weil der Karren zu tief im Dreck steckt.
Man scheint der Meinung zu sein, jegliche Dreckspatzigkeit gegenüber dem Bürger sei legitim, solange sie nicht von strafrechtlicher Relevanz ist. Obwohl die versuchte Einflussnahme auf die Medien einzelner Politiker bis hin zur Rathausspitze, meines Erachtens die Grenze schon touchiert. Es ist halt immer eine Frage der Artikulation. Es ist davon auszugehen, dass man die Worte an die “meinstutensee.de Redaktion” einigermaßen vorsichtig gewählt hat.

Redaktion meinstutensee.de

@Gaius Bonus: Wie bereits in diversen Anmerkungen hier zu sehen: Die Rathausspitze hat nicht versucht, Einfluss auf uns zu nehmen.

„Beschäftigen Sie sich mit dem Thema!“…. dann fangen Sie mal an Herr Caspay! Ihre macht so ziemlich alles falsch in Stutensee. Ich wähle Sie nicht mehr!