In eigener Sache: Von Hofberichterstattung und neutralen Meldungen

Beitragsbild: Sergey Nivens - Fotolia.com

Von Martin Strohal | 05.01.2018 15:40 | 1 Kommentar

Über 50 Teilnehmer

“Die Berichterstattung sollte neutraler sein”, wünscht sich ein Leser in unserer anonymen Umfrage, die wir im Dezember durchgeführt haben. Über 50 Teilnehmer haben sich bereit gefunden, unsere Fragen zu beantworten – obwohl es nichts zu gewinnen gab. Dafür danken wir Ihnen.

Über fünf Jahre gibt es meinstutensee.de jetzt. Nachdem im ersten Jahr nur unveränderte Pressemitteilungen veröffentlicht wurden, wurde im Laufe der Zeit eine journalistisch arbeitende Redaktion daraus. Wohlgemerkt arbeiten wir alle ehrenamtlich in unserer Freizeit an meinstutensee.de und haben in der Mehrheit auch keine journalistische Ausbildung. Vielmehr versuchen wir, uns das mit der Zeit zu erarbeiten. Insbesondere das Thema Lachwald, bei dem wir von allen Seiten unter scharfer Beobachtung stehen, hat uns dabei vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Deshalb ist es uns auch wichtig zu erfahren, wie wir von unseren Lesern wahrgenommen werden. Natürlich sind die Antworten nicht repräsentativ. Möglicherweise haben sich einige schon enttäuscht von uns abgewandt. Dennoch ist uns der Draht zu unseren Lesern sehr wichtig – nicht nur in Umfragen, sondern gerne jederzeit per Mail (martin@meinstutensee.de) oder im persönlichen Gespräch.

Die übergroße Mehrheit der Umfrageteilnehmer ist mit unserer Arbeit erfreulicherweise sehr oder gar extrem zufrieden und hält auch die Berichte bei uns für leicht verständlich. Knapp 80 Prozent vertrauen den von uns verbreiteten Informationen auch sehr oder voll und ganz. Das freut uns, da Vertrauen im Journalismus eine wichtige Grundlage ist.

Themenvorschläge

Die freie Antwortmöglichkeit auf die Frage, was auf meinstutensee.de denn fehlen würde, wurde nur von einem Teil der Umfrageteilnehmer ausgefüllt. Dafür war bei diesen die Bandbreite groß. Einige machten Themenvorschläge (Vereinsgeschehen, mehr aus dem sportlichen Bereich, Interviews mit Bürgern, mehr Meinungsartikel/Kommentare, Inhaltsangaben in Französisch) oder verlangten eine schnellere Bearbeitung von Beitragsvorschlägen. Hierzu bleibt uns leider nur zu sagen: Wir haben eine Menge Ideen, was wir noch so machen könnten, wenn wir denn die nötigen Leute dafür hätten. Wenn sich jemand berufen fühlt, bei uns journalistisch mitzuarbeiten, können wir durchaus darüber nachdenken, unser Angebot auszuweiten. Mit der derzeitigen Manpower ist es jedoch bereits ein großes Ziel, das derzeitige Arbeitsaufkommen zu bewältigen.

Objektiv? Unkritisch?

Andere Teilnehmer bezogen sich auf unsere journalistische Arbeit an sich. Beginnend mit dem eingangs zitierten Satz “Die Berichterstattung sollte neutraler sein“, führte es über “Es ist wirklich beeindruckend, in ehrenamtlicher Arbeit so vielfältige Informationen zusammenzutragen und dabei so objektiv und verständlich darüber zu berichten“, “Zu wenig kritische Artikel gegenüber dem Handeln des Gemeinderates und den Fraktionen” bis zu “Objektivere Berichterstattung in Sachen Lachwald” und “Kritische Stimmen zu Wort kommen lassen. Keine Hofberichterstattung“.

An dieser Stelle möchten wir betonen, dass wir uns als unabhängiges, überparteiliches Nachrichtenangebot betrachten. Wir wollen niemanden aktiv benachteiligen. Gibt es von einer Seite eine Verlautbarung zu einem politischen Thema, fragen wir grundsätzlich die Gegenseite nach einer Stellungnahme. Wir lassen niemanden seine Ansichten verbreiten, ohne die Sichtweise der politischen Gegner darzustellen. Auch an den Formulierungen in den Texten arbeiten wir entsprechend, so dass wir klar Fakten und Meinungen auseinanderhalten können. Da wir wie gesagt zum großen Teil Laien sind, kann es vorkommen, dass uns das nicht immer so gelingt, wie wir das selbst gerne hätten. Weisen Sie uns bitte auf unsere Fehler hin, nur so können wir daraus lernen! Die Meinung des jeweiligen Verfassers sollte – außer in Kommentaren – nie eine Rolle spielen. Teammitglieder, die Mitglied einer politischen Partei oder Vereinigung sind, werden übrigens nicht für die Berichterstattung über politische Themen eingesetzt.

Themen mit längeren Laufzeiten

Noch ein paar Anmerkungen zu einzelnen Antworten:

“Eine freie und vollständige Berichterstattung mit allen Details, die bekannt sind”: Wir sind frei in unserer Berichterstattung. Alle Details aufzulisten ist – je nach Thema – jedoch so gut wie unmöglich. Daraus würde ein Artikel entstehen, den vermutlich kaum jemand lesen würde. Aufgabe von Journalismus ist es auch, auf das Wesentliche reduzieren zu können. Wer an einem Thema besonders interessiert ist, hat durchaus die Möglichkeit, sich bei den Originalquellen direkt zu informieren.

“Ab und zu werden Themen angeschnitten, wenn diese aber einer längere Laufzeit haben, hört man davon wenig. Bei der Stadt vielleicht mehr nachhaken, es gibt nicht nur den Lachwald.”: Das machen wir durchaus bei Themen, die wir für interessant halten (z.B. Ausbau freies WLAN, Pläne bezüglich Spöcker Hallenbad, zentrale Wasserenthärtung). Hierbei sind wir natürlich auch auf Hinweise von unseren Lesern angewiesen. Melden Sie sich bei uns, wenn Ihnen ein Thema zu kurz kommt.

“Die Berichte sind sehr gut, vielleicht hier und da ein paar Bilder mehr.”: Wir haben umfangreiche Fotogalerien angelegt von allen Veranstaltungen, bei denen wir waren. Wir bringen nicht immer alle Fotos in Artikeln unter. Dort dominiert der Text.

“Das Laden der Seite auf Facebook dauert bisschen lange. Ob man die Artikel auch im Haupttext erscheinen lassen kann?”: Wir setzen ein Verfahren ein, um Seiten vorzuberechnen und dadurch schneller anzeigen zu können (Caching). An Facebook wollen wir uns nicht zu sehr hängen, weil das auch technischen Pflegeaufwand nach sich zieht, wenn sich Schnittstellen ändern. Aber vielleicht hilft unsere Smartphone-App diesbezüglich weiter.

Mitarbeit dringend gesucht

Ein Punkt in der Umfrage war zudem, ob Sie sich vorstellen könnten, uns aktiv oder passiv zu unterstützen. Erfreulicherweise hätten eine Handvoll Umfrageteilnehmer Interesse daran. Da die Umfrage anonym war, kam bislang jedoch leider kein Kontakt zustande. Deshalb an dieser Stelle noch einmal: Es gibt diverse Tätigkeitsbereiche bei meinstutensee.de, bei denen wir Unterstützung dringend gebrauchen können (technische Administration, Mobile-Entwicklung, Recherche, Community-Management, Fotografie, Video, Grafik/Design und natürlich Berichterstattung). Wer überlegt, ob ihm das journalistische Arbeiten und Schreiben liegt, kann gerne unverbindlich an unserer kostenlosen journalistischen Schreibwerkstatt am 31. Januar teilnehmen (Anmeldung erforderlich). Melden Sie sich einfach bei uns (martin@meinstutensee.de)! Auch wenn wir keinen Lohn bezahlen können, da unsere Einnahmen geringer sind als die Ausgaben und wir nicht gewinnorientiert arbeiten, kann es dennoch Spaß machen in einem netten Team zu arbeiten und als einer der ersten von Neuigkeiten zu erfahren und seine Mitbürger darüber zu informieren.

Danke an unsere Leser

Wir danken allen für die Äußerung ihrer Meinung. Nehmen Sie gerne jederzeit Kontakt zu uns auf, wenn Ihnen Themen oder Sichtweisen zu kurz kommen oder Sie etwas an unserer Berichterstattung auszusetzen haben. Schließlich machen wir uns die Arbeit nicht nur zu unserem persönlichen Vergnügen, sondern auch, um Sie über das Leben in Stutensee zu informieren. Vielen Dank auch für das Lob und die guten Wünsche, die wir über die Umfrage erhalten haben!

forum Kommentare

Fair ist, wenn mir jemand einen Vorteil verschafft; gerecht ist, wenn andere die Kosten haben und ich den Nutzen und ein Artikel ist dann neutral, wenn er meiner eigenen Meinung möglichst nahe kommt. – Das sind natürliche, spontane Reaktionen, zu denen im ersten Moment wohl jeder neigt. Doch es ist nicht schwer, sie zu hinterfragen.

Lasst euch also nicht beirren: Eure Berichterstattung ist so neutral, wie es die Leser nur erwarten können. Ich bin wahrlich geübt im Lesen zwischen den Zeilen und mir fällt es schwer oder mir ist meist sogar unmöglich, die persönliche Haltung des Verfassers zum Thema aus euren Artikeln herauszulesen.

Ich kann also nur sagen: Weiter so, aber ladet euch nicht mehr auf, als ihr verkraftet.

Dietrich Homburg