“Natur nah dran”: Blühende Fläche abgemäht

Beitragsbild: Olaf Matthei-Socha

Von Martin Strohal | 12.05.2018 14:21 | 5 Kommentare

Erstaunt und beinahe verärgert nahmen Passanten zur Kenntnis, dass die erst vor einigen Monaten angelegte “Natur nah dran”-Fläche beim P+R-Parkplatz Blankenloch Nord in den letzten Tagen vom städtischen Bauhof komplett abgemäht worden ist. Sieht so der “Lebensraum für biologische Vielfalt” aus, den das aufgestellte Schild verkündet, wenn eine blühende Wiese so gekürzt wird?

Nein, das war kein Versehen, es habe alles seine Richtigkeit, wie Anette Marquardt vom Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg gegenüber meinstutensee.de erklärte. Der NABU betreut das Projekt “Natur nah dran” und unterstützt die Kommunen mit Fachwissen. “Das Abmähen gehört zur Pflege in der Anfangszeit. Wir waren erst letzte Woche gemeinsam mit einem Fachmann für naturnahes Grün und der Stadtverwaltung an den „Natur nah dran“-Flächen in Stutensee und haben die weitere Pflege besprochen.” Für die Artenvielfalt sei das Abmähen ein ganz wichtiger Schritt. “Damit wird erreicht, dass die im letzten Jahr gesäten Wildblumen Licht und Platz zum Wachsen bekommen und die weniger erwünschten und sich schnell ausbreitenden Pflanzen nicht alles überwuchern und noch vor dem Aussamen gemäht werden”, erläuterte Marquardt. Am Boden seien noch ganz kleine Pflanzen gekommen, die kein Licht mehr bekommen hätten und jetzt wachsen können. Es sei jetzt noch eine Blühzeit in diesem Jahr zu erwarten.

Stutensee hatte sich um die Teilnahme an der Aktion “Natur nah dran” beworben und Anfang 2017 Fördergelder erhalten, mit denen die Flächen in Blankenloch und Büchig angelegt worden sind (wir berichteten). Ziel ist es, aus Freiflächen wertvolle Biotope zu schaffen, um Insekten zu unterstützen. Kritiker des Projekts halten den Nutzen angesichts der kleinen Flächen für fragwürdig.

forum Kommentare

Habe mich auch gewundert u. deshalb erkkundigt u. die gleiche Info bekommen.

Unter den Bäumen vor dem alten Friedhof werden die Pflanzen kaum wachsen können.
Und am Straßenrand werden sie leider überfahren.

In der Tat ist ein “langer Atem” gefragt, wenn aus herkömmlich gepflegten Grünflächen solche mit ökologisch nachhaltigem Anspruch werden sollen. Auf dem jahrelangen Weg dorthin sind eben nun mal auch Maßnahmen der in Blankenloch erfolgten Art notwendig, will man den Erfolg des “Flächenumbaus” sicherstellen. Auch ich war zunächst betroffen, als der Experte beim letzten kommunenübergreifenden Pflegetag das Abmähen der Fläche zwingend empfohlen hat. Die Argumentation hat dann aber überzeugt.
Ganz bewußt wurden die Pflanzen auf den einzelnen Projektflächen nach ihren Standortansprüchen ausgewählt. Deshalb wächst auch am Alten Friedhof alles gut.
Übrigens ist jede Fläche wichtig. Das weiß ich aus jahrzehntelangem Privatgärtnern. Auch auf kleinen Flächen kann man viel Gutes für die Insektenwelt tun. Mit den Insekten kommen die Vögel etc., es funktioniert …
Nähere Infos zum Projekt “Natur nah dran”, zu den einzelnen Projektflächen, ihrer Pflege und Entwicklung etc. gibt´s unter Tel. 07244/969-275.

Darius

Dann hoffe ich mal, dass die gewünschten Blumen jetzt schneller sprießen als das “ungewünschte” Unkraut.

Die Pflanzen werden vor dem Friedhof überfahren.
Links vom Friedhof wäre jede Menge Platz gewesen. Wo ist die Logik?