Schwarz-Weiß-Theater in Staffort: “Die geheimnisvolle Unbekannte”

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 16.09.2018 21:27 | Keine Kommentare

Detective Benford und Burgess mit Tante Trudy Emerson (Gaby Kraus)

In jedem Sommer bringt der Theaterverein StageArt ein neues, selbstgeschriebenes Theaterstück auf die Bühne. Nachdem im vergangenen Jahr “Im Zweifel für den Wolf” die Zuschauer in eine Märchenpersiflage entführt hatte (wir berichteten), ist das aktuelle Stück eine Hommage an den “Film Noir”, den schwarzen Film. Die Premiere fand am Samstag, den 15. September, in der ausverkauften Stafforter Dreschhalle statt. Das Stück behandelt einen Kriminalfall. Scott Henderson (Andi Senger) kommt nach Hause und findet seine Frau (Steffi Rosenfeld) ermordet vor – Tatwaffe ist seine eigene Krawatte. Die Polizei (geniales Duo aus Detective Burgess und Detective Benford, gespielt von Kevin Horvatitsch und David Beimel) hält ihn für den Täter, zumal die einzige entlastende Zeugin nicht mehr auffindbar ist und auch von keinem anderen gesehen worden ist. Hat er sich diese nur eingebildet? Carol Richman, Hendersons Sekretärin (Simone Bekk), glaubt jedoch an die Unschuld ihres Chefs und stellt eigene Nachforschungen an. Alle, die sie verdächtigt, sterben jedoch kurz darauf eines unnatürlichen Todes.

Passend zum “Film noir” spielt die Geschichte in den 1940er-Jahren. Ebenso passend ist alles in Grautönen gehalten. Hier ist viel Liebe zum Detail erkennbar. Nicht nur die Kostüme der Laiendarsteller und die Einrichtungsgegenstände lassen Farben vermissen. Auch die Etiketten der Flaschen in der Bar sind abgelöst und durch welche in schwarz-weiß ausgetauscht worden. Für den Whisky kommt Lebensmittelfarbe zum Einsatz. Goldzähne müssen in der Schwarz-weiß-Variante natürlich Silberzähne sein. Sämtliche Haare sind unter dem Einsatz vieler Dosen Haarspray ergraut. Nur bei der menschlichen Haut habe man von einer kompletten Graufärbung abgesehen, so Regisseurin Ulrike Partik-Raupp. Das einzige farbige Element in dem Stück sind gelbe Hutfedern.

Das Stück, das von Ulrike Partik-Raupp und Marcel Horvatitsch geschrieben wurde, gliedert sich in 26 Szenen. Das Bühnenbild ist schlicht gehalten, so dass kleinere Umbauten zwischen den Szenen genügen, um die Schauspieler direkt an einen neuen Handlungsort zu versetzen. “Das haben wir schon beim Schreiben berücksichtigt”, so Partik-Raupp. Auch die Technik trägt einen wichtigen Teil zum Ambiente bei: Die Bühne wird immer passend ausgeleuchtet, gelegentlich werden Videoszenen mit Außenaufnahmen eingespielt, die in Karlsruhe gedreht worden sind. Für das Schlüsselklappern des Gefängniswärters und das Quietschen der Zellentür ist der passende Sound zu hören.

Ein Highlight des Stücks ist die Revue, die Scott Henderson mit der geheimnisvollen Unbekannten besucht. Andy Gretschmann führt als Zauberer Mr. Magic Zaubertricks vor und Simone Ganter singt als Estela Monteiro den von Dieter und Jaron Raupp eigens komponierten und gespielten Revuesong, umgeben von drei Tanzpaaren. “Die Tänzerinnen und Tänzer mussten bei den Proben immer etwas früher kommen als die anderen”, berichtete Partik-Raupp.

Trotz des ernsten Stoffs blitzt auch immer wieder Humor durch. So zum Beispiel bei der Wahrsagerin (Ulrike Partik-Raupp), die auch dem Publikum aus der Hand lesen will, bei fehlender Kundschaft aber schnell ihren fremdsprachigen Akzent verliert, oder das Duo aus Pierre Borell und Paul Tremper, das immer wieder in verschiedenen Rollen auftaucht und das Publikum sogar beim Auffegen von Glasscherben unterhält.

Das Stück wird auch noch an den nächsten beiden Wochenenden in der Stafforter Dreschhalle gespielt werden. Karten für 12 bzw. 8 Euro gibt es an der Abendkasse und im Stafforter Bürgerbüro.

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