Nach dem Abriss des alten Hallenbades in Blankenloch soll dessen Grundstück einschließlich Parkplatz in ein neues Wohngebiet mit einem großen Anteil gefördertem und bezahlbarem Wohnen umgewandelt werden (wir berichteten).
Die Stadtverwaltung bezeichnete dieses Gebiet bislang “Wohnen am Neise-Areal”. Bei der Firma Neise handelte es sich um eine Getränkehandlung, die sich zwischen der Festhalle und dem evangelischen Gemeindehaus befand. Genau dort, wo künftig der Parkplatz der Festhalle angelegt werden soll (wir berichteten). Die Neise-Gebäude wurden vor einigen Jahren abgerissen.
Da der Stadtverwaltung dieser Name nicht angemessen erschien, wurde – insbesondere für die Vermarktung der dort entstehenden Wohnungen durch die Volkswohnung – ein neuer gesucht. Die Stutenseer Bürger waren aufgerufen, Vorschläge einzubringen. Über dreißig Einsendungen konnte die Stadt verzeichnen. Daraus wählte sie die sechs besten und geeignetsten aus. Zwischen diesen konnten sich die Teilnehmer des Jugendforums entscheiden. Die meisten Stimmen fielen auf “Mittendrin”, auf dem zweiten Platz landete “Wohnen ‘Grüne Mitte'”, auf dem dritten “Wohnquartier am ‘Alte Bach'”. “‘Mittendrin’ war auch bereits der Titel des Investorenwettbewerbs”, erläuterte Baubürgermeisterin Sylvia Tröger.
Das letzte Wort in dieser Sache hatte der Gemeinderat am vergangenen Montag. Dessen Mitglieder zeigten sich teilweise irritiert über den Begriff “Mittendrin”. “Was ist wo mittendrin?” fragte Stadtrat Wolfgang Sickinger (SPD). Andererseit sei der Name des Wohngebiets nicht ganz so relevant wie später die Benennung der Straßen. Karl Mittag (Grüne) befand sogar: “‘Mittendrin’ trifft überhaupt nichts!” Das Gebiet sei am Rande der Ortsbebauung. Der Kerngedanke, dass Menschen mit unterschiedlicher sozialer Herkunft dort miteinander leben sollen, werde dadurch nicht ausgedrückt. “Miteinander leben” lautete deshalb der Gegenvorschlag der Grünen.
Auch Ludwig-W. Heidt (Freie Wähler) fand den Begriff “mittendrin” nichtssagend. Man wolle eine generationenübergreifende Vermischung. “Generationenzentrum” sei sein Vorschlag.
Sylvia Duttlinger (CDU) erläuterte die Sicht des Blankenlocher Stadtteilausschusses: “‘Mittendrin’ hat etwas Jugendliches, Frisches.” Allerdings plädiere der Ausschuss für den Zusatz “Wohnpark”, also “Wohnpark mittendrin”.
Man diskutiere bereits viel zu lange über dieses relativ unwichtige Thema, befand Stadtrat Ansgar Mayr (CDU). Der Begriff werde nur für die Vermarktung benötigt. “Für die Einheimischen bleibt es das alte Hallenbadgelände.”
Letztlich stimmte das Gremium für “Wohnpark mittendrin” bei einer Enthaltung sowie der geschlossenen Ablehnung der Grünen-Fraktion. Oberbürgermeisterin Petra Becker wertete das Ergebnis als Zeichen für Mitbestimmung, da der Favorit des Jugendforums übernommen worden sei.
forum Kommentare
Früher machte man sich über solche Ausdrucksformen oder Ideal-Vorstellungen wenige Gedanken. Wohnpark das klingt nach etwas, das sich alle wünschen. Ein schöner Park wo man wohnt halt – na ja ein Park eben. Wohnpark “Badekappe” oder “Liegewiese” wäre auch noch eine Überlegung wert gewesen, bevor man es Gott sei Dank nicht nach einem Getränkehandel benennt. Der frühere landwirtschaftliche Versorger Biel wäre ja auch noch eine Ernennungs-Alternative gewesen. “Bieler Höhe” vielleicht, oder gar “Bieler Tal “. An “Brügel” wird man sich vielleicht auch mal wieder erinnern, spätestens dann wenn die sozialen Gegensätze besser abgebildet werden können. Als dort hinter den Gärten östlich der jetzigen Badstrasse, die grünen Wiesen begannen und nicht mehr aufhörten. Da wurde gebolzt- tagaus – tagein, bis “Schmitts- Fritz” Einhalt gebot und den Ball mitnahm oder das Gras zu hoch war um denselben zu finden. Die Steiner-Brothers waren die Beherrscher der damaligen Wiesenfussballszene. Praktisch Verlängerung des Hinterhofes über den Garten zum Bolzplatz. Da wurde auf dem Brügel mancher “verbrügelt”. Mein Vorschlag wäre “Plumms” gewesen. Einfach, klar und deutlich. Weil genau dort “mittendrin” zwischen Miete und ETW, mittendrin im Wohnpark, hat es fast 50 Jahre lang mehrmals täglich richtig geplummst. Wenigstens hat Herr Mayr die Unwichtigkeit dieser Thematik erkannt und das Verfahren beschleunigt. Bei der derzeit vermehrten Suche nach Wohnraum in Blankenloch oder Büchig hätte es eh keine große Rolle gespielt, ob die Vermarktungsgesellschaft nun auch noch mit einem schönen Vermarktungsslogan auftrumpfen muss. Der Wohnraum dort wird sicherlich unabhängig von “Plumms” oder “Mittendrin” oder nun als “Wohnpark mittendrin” auf alle Fälle schnell an den Mann/Frau gebracht sein. Gut dass bei der propagierten Mitbestimmung, wenigstens das Jugendforum Stutensees den Überblick behalten hat. Vor lauter glücklichen neuen Wohnflächennamen, werden die Bürger sicherlich bald die alten Strassennamen der an der Strecke liegenden Behausungen vergessen haben. Und zum Thema Park und wohnparkähnliche Zustände, empfehle ich den Träumern und Wohnparkfreunden, den 2015 verfassten Umweltbericht mit Grünordnungskonzept zur “Neordnung des Gewerbegebietes NORD 1” und dessen Umsetzung in den vergangenen Jahrzehnten als Schlechtwetterlektüre. Da kann man heute, wahrscheinlich auch noch morgen und auch noch übermorgen den Spruch: “PAPIER IST GEDULDIG” anwenden. Hoffentlich werden solche Defizite im Wohnpark mittendrin dann von den Kontrollorganen etwas anders angegangen. Es wäre wünschenswert- schon dem Begriff “PARK” zuliebe.