Hindenburgstraße: Infotafel angebracht

Enthüllung der Infotafel durch den Ortschaftsrat

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 15.05.2019 21:15 | 2 Kommentare

Im Vorfeld der heutigen Ortschaftsratssitzung enthüllte der Friedrichstaler Ortschaftsrat ein kleines Schild. Dieses ist unterhalb des Straßennamens “Hindenburgstraße” in Friedrichstal an der Kreuzung mit der Wallonenstraße angebracht.

“Wir wollen damit das Bewusstein schärfen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist”, erklärte Ortsvorsteher Lutz Schönthal (CDU) im Beisein von Oberbürgermeisterin Petra Becker. Auf dem Schild wird über Handlungen von Hindenburgs informiert, die dazu geführt haben, dass seine Person von der heutigen Geschichtsforschung kritisch gesehen wird. “Wir sind nicht hier um anzuklagen, sondern um zu informieren”, betonte Schönthal. “Demokratie ist Anstrengung wert.”

Es sei eine weise Entscheidung gewesen, die Straße nicht umzubenennen. Diese Anregung war im Januar von einem Bürger an den Ortschaftsrat herangetragen worden. Mit dieser Diskussion ist Friedrichstal nicht allein. In vielen Orten in Deutschland wird derzeit über Hindenburgstraßen, -brücken oder -dämme diskutiert. Friedrichstal entschied sich im Februar gegen eine Umbenennung und für eine Aufklärung über den Namensgeber (wir berichteten). Für die Beschriftung wurde derselbe Text verwendet, den auch Gaggenau bei seiner Hindenburgstraße angebracht hat:

Paul von Hindenburg (1847 – 1934) war im Ersten Weltkrieg als Chef der Obersten Heeresleitung für das Prinzip der verbrannten Erde in Frankreich und andere Kriegsverbrechen verantwortlich. Er bekämpfte die Befürworter eines Verständigungsfriedens, die er nach der katastrophalen Niederlage mit der Dolchstoßlegende belegte. Als Reichspräsident der Weimarer Republik ernannte er am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler.Infotafel

Das Schild sei klein und etwas zu hoch angebracht, um es im Vorbeigehen lesen zu können, stellte Schönthal fest. Da müsse der Bauhof noch einmal ran.

forum Kommentare

Rolf Pessel

Ich freue mich, dass meine Initiative zu diesem Ergebnis geführt hat. Zeigt sie doch dass jeder von uns, ohne gleich Parteigänger zu sein, Dinge in unserer Stadt auf demokratischem Weg ändern kann – man muss sich nur aufraffen. Auch bei uns im Kleinen wird die Demokratie hauptsächlich eben nicht von den nicht-lösungsorientierten rückwärtsgewandten Dinosaurierparolen von AfD etc. bedroht, sondern von der Untätigkeit der Demokraten.

FH...

… nun ist es vollbracht; Herr Hindenburg hat also sein Schildchen bekommen! Unsere „digital natives“ können nun – sofern sie den Kopf vom smarten Phone hoch bekommen – lernen, dass dieser Herr nicht etwa der Erfinder eines Luftschiffes ist, sondern eine andere, mehr oder weniger ruhmreiche Vergangenheit hat.
Nun gibt es aber weiter eine Vielzahl von Straßen, die ebenfalls nach Persönlichkeiten der Vergangenheit benannt sind. Einen Herrn „Schiller“ beispielsweise kann man ja noch googeln; vielleicht hat man den Namen sogar schon einmal in der Schule gehört. Bei der „Hilda“ oder der benachbarten „Luise“ ist es hingegen schon viel schwieriger, die richtigen Damen zu finden.
Wäre es da nicht angebracht – ganz im Sinne von „Gender“ und „Diversity“ – sukzessive auch an den anderen nach Personen benannten Straßen erläuternde Schilder anzubringen? Es wäre doch grotesk, wenn ausgerechnet für den ominösen Herrn Hindenburg eine Extra-Wurst gebraten würde.