Im Sommer 2018 hatten – nach dem Rückzug von Klaus Demal – Oberbürgermeisterwahlen in Stutensee angestanden. Aus dem zweiten Wahlgang ging Petra Becker, damals Leiterin des Zentralen Juristischen Dienstes der Stadt Karlsruhe, als Siegerin hervor.
Am 1. Oktober 2018 hat Becker ihr neues Amt angetreten (wir berichteten). Ein Jahr lang lenkt sie nun als Chefin der Stutenseer Stadtverwaltung die Geschicke der Großen Kreisstadt. meinstutensee.de hat sie dazu befragt.
meinstutensee.de: Frau Becker, Sie sind jetzt ein Jahr Oberbürgermeisterin von Stutensee. Wie haben Sie sich eingelebt?
Petra Becker: Sehr gut, vielen Dank! Das vergangene Jahr war eine sehr spannende Zeit für mich gewesen – ich durfte viele neue Menschen im Rathaus und aus der gesamten Stadtgesellschaft kennenlernen, habe aber auch viele bekannte Gesichter wiedergesehen. Ich fühle mich sehr wohl in unserer Stadt.
Sie kennen die Stadt und ihre Akteure nun von innen. Entspricht das ungefähr dem Bild, das Sie bei Ihrer Bewerbung um das Amt von außen hatten? Was ist ggf. anders als erwartet?
Da ich in Stutensee aufgewachsen bin, habe ich natürlich stets die Geschehnisse hier mitverfolgt. Das positive Bild, was ich dabei von Stutensee hatte, hat sich definitiv bestätigt. Das rege und tolle ehrenamtliche Engagement, das unsere offene Stadtgesellschaft ausmacht, hautnah auf vielen Veranstaltungen zu erleben und zu erfahren, was die Menschen antreibt, war und ist für mich eine ganz besondere Erfahrung und auch Motivation für mein Amt. Neben dem regen Vereinsleben hat Stutensee auch eine Vielzahl von Unternehmen, die sich aktiv in das Stadtgeschehen einbringen und die sich gerne mit für die Belange Stutensees einsetzen, was keine Selbstverständlichkeit ist und wofür ich sehr dankbar bin.
Welches sind aktuell die großen Handlungsfelder, wo setzen Sie Schwerpunkte?
Ein besonderes Anliegen ist mir, dass wir vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels unsere Stadt nachhaltig für die Zukunft fit machen. Wir können auch in Stutensee bereits im Kleinen Großes bewirken und wollen mit gutem Beispiel vorausgehen. Dazu gehören aktiver Umwelt- und Artenschutz ebenso wie das Weiterdenken nachhaltiger Mobilitätslösungen wie ein CarSharing-Ausbau und die Förderung von E-Mobilität, aber auch gezielte, ressourcenschonende Weiterentwicklungen im Bereich der Stadtverwaltung. Hier haben wir auch schon Einiges erreicht.
Und dann ist es natürlich so, dass Kommunalpolitik von aktiver Bürgerbeteiligung, offener Kommunikation und Information lebt. Durch Transparenz können wichtige Entscheidungen für Stutensee für alle interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürger nachvollziehbar gemacht werden. Wir können bereits auf eine sehr gut besuchte Einwohnerversammlung im Sommer zurückblicken und ich freue mich bereits auf die anstehende Veranstaltung im Oktober.
Inwieweit sind Sie als OB getrieben von den Gegebenheiten und Notwendigkeiten, was die langlaufenden Themen, aber auch die Finanzlage angeht? Wie groß ist der Gestaltungsspielraum, den Sie haben?
Eine solide und geordnete Finanzlage ist die Grundlage, um handlungsfähig zu sein und Gestaltungspotenziale zu eröffnen. Aktuell gilt es, den Haushaltsplan 2020 nach neuem Recht aufzustellen, um, je nachdem was uns die Zahlen bringen, gegebenenfalls nachjustieren zu können.
Ich setze mich auch für ein ganzheitliches Stadtentwicklungskonzept ein, in dem wir gemeinsam die Projekte, aber auch die Herausforderungen, beispielsweise in Sachen Digitalisierung oder Klimaschutz der kommenden Jahre als konzeptionelle Grundlage festschreiben können.
Was hat sich in Stutensee geändert, seitdem Sie im Amt sind?
Jede Person hat ihren eigenen Stil und setzt eigene Akzente, insofern liegt die Veränderung ja schon im Wandel an sich. Mit großer Freude nehme ich beispielsweise aber auch das wachsende Interesse unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger am kommunalen Stadtgeschehen und sich darin einzubringen auf. Mein Ziel ist es, alle Menschen mitzunehmen; ich bin offen für neue Meinungen – viele Stutenseerinnen und Stutenseer nutzen beispielsweise auch die nach meinem Amtsantritt eingeführte Bürgersprechstunde, um mit mir direkt ins Gespräch zu kommen. Daraus nehme ich viele wertvolle Anregungen und Gedanken mit. Gleichzeitig versuche ich auch sonst immer über den eigenen Tellerrand hinaus zuschauen. Aktuell prüfen wir beispielsweise die Möglichkeiten und Chancen digitaler Partizipation.
Was wollen Sie unbedingt in den kommenden ein, zwei Jahren in Stutensee zum Thema machen? Wo kann Stutensee besser werden?
Wir stehen vor vielen wichtigen Herausforderungen: Die Wohnraumknappheit ist eines der Themen, für die wir auch in Stutensee dringend gemeinsam Antworten finden müssen. Gleichzeitig müssen wir uns unserer Umwelt bewusst sein und wir können die Augen nicht vor der Erderwärmung verschließen, sondern müssen unsere Anstrengungen für unsere und die Zukunft unserer Kinder verstärken. Wichtiger Baustein dabei ist die Weiterentwicklung umweltbewusster Mobilität. Dabei liegt mir zum Beispiel der Ausbau des Radwegenetzes am Herzen. Ebenso müssen wir unsere Bildungs- und Betreuungsangebote für Jung und Alt stets am Bedarf ausgerichtet nachhaltig weiterentwickeln.
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