Interview mit OB Becker: “Alle Besprechungen per Video”

Petra Becker

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 30.04.2020 21:36 | Keine Kommentare

In Zeiten einer Pandemie ist es eine besondere Herausforderung, eine Stadtverwaltung zu leiten. Es gibt keine Erfahrungswerte. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen im Blick behalten werden, ebenso die Bevölkerung. meinstutensee.de hat mit Oberbürgermeisterin Petra Becker per Video-Chat über die aktuelle Situation gesprochen.

Wie in vielen Unternehmen derzeit ist auch im Rathaus Home-Office eine häufig genutzte Arbeitsmöglichkeit. Auch Oberbürgermeisterin Petra Becker arbeitet tageweise zu Hause. “Ich mache alle Besprechungen per Video, da ist es egal, ob ich zu Hause bin oder im Rathaus”, stellt sie fest. Allerdings falle ihr zu Hause das Abschalten deutlich schwerer. Mit dem Fahrrad versucht sie einen Ausgleich zu finden.

Persönlich treffe es sie am meisten, dass sie Familie und Freunde viel weniger sehen könne, sagt Becker. Zudem fehle ihr der direkte Kontakt zu den Menschen in Stutensee, den sie sonst bei Veranstaltungen pflege. Sie überlege, eine Online-Sprechstunde anzubieten.

Im Rathaus habe man sich inzwischen mit der Situation arrangiert. Dienstpläne seien angepasst worden, damit sich wenige Kolleg:innen begegnen. Bei Angestellten, deren normale Tätigkeit gerade nicht benötigt wird – wie bei Schwimmmeistern, in Kinderbetreuungseinrichtungen oder Bibliotheken – werde nach Alternativen gesucht. So sind die Schwimmmeister als Verstärkung mit ihren Kollegen aus dem Ordnungsamt auf Streife. Erzieher:innen arbeiten beispielsweise an Konzeptionen oder werden für die ausgeweitete Notbetreuung benötigt.

Richtig gut laufe aus ihrer Sicht das Thema Digitalisierung in der Verwaltung. Vielfach seien Berührungsängste abgebaut worden. Auch die Origanisation zur geplanten Schulöffnung laufe gut. In den Schulen seien wo möglich berührungslose Armaturen eingebaut worden, damit Wasserhähne nicht mehr von Hand aufgedreht werden müssen. Eine Herausforderung sehe sie noch im Schutz der Rathausmitarbeiter:innen, wenn das Rathaus in Kürze wieder öffnet.

Nach ihren Beobachtungen beim Einkaufen zeigt sich Becker sehr zufrieden mit der Stutenseer Bevölkerung. “Sie verhalten sich sehr bewusst und diszipliniert und wollen mithelfen.”

Lockerungen der bisherigen Einschränkungen hält Becker für wichtig, allerdings solle man auch nicht voranpreschen. Insbesondere für Kinder würde sie die Öffnung von Spiel- und Sportplätzen befürworten. Das sei aber immer von Woche zu Woche zu entscheiden. Die Gesundheit stehe für sie an erster Stelle.

Durch den Wegfall von Veranstaltungen komme die Kultur in Stutensee derzeit zu kurz. Der Antrag der Jungen Liste zur Einrichtung eines Autokinos werde derzeit auf Machbarkeit geprüft. Auch kleinere Veranstaltungen unter Einhaltung der Abstandsregeln würde sich Becker wünschen, allerdings erst ab dem Spätsommer.

Die Finanzen seien ein großer Punkt zur Sorge. “Aber das ist ja derzeit in allen Städten und Gemeinden so.” Die Gewerbesteuereinnahmen brechen ein, Gebühren fallen aus. Die Auswirkungen auf die kommunalen Finanzen seien nicht absehbar. Die Verwaltung prüfe bereits jetzt jede Ausgabe auf ihre Notwendigkeit. Projekte seien noch nicht gestoppt worden. Das müsste gegebenenfalls mit dem Gemeinderat diskutiert werden, sobald die Mai-Steuerschätzung vorliege.

Becker findet aber auch positive Aspekte in der gegenwärtigen Situation. Dass das Maskennähen Menschen zusammenbringe, freue sie. Außerdem begrüße sie es, dass die Digitalisierung in den Schulen vorangebracht werde.

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