In unserer Reihe “Aus der Lokalpolitik” schreibt heute Ludwig Streib, Mitglied der Fraktion der Grünen im Stutenseer Gemeinderat. Es handelt sich hierbei um die subjektive Darstellung der Fraktion.
Diese Woche hat das Bundesumweltministerium seinen Bericht zur Lage der Natur vorgestellt. Pflanzen und Tiere sind vor allem in der Agrarlandschaft bedroht. Denn auch wenn es positive Entwicklungen z.B. in den Wäldern und Städten gibt, so befinden sich dennoch 33 Prozent der untersuchten Arten in einem schlechten Zustand. Gefährdet sind besonders Schmetterlinge und andere Insekten, „die auf blütenreiche Wiesen angewiesen sind“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze.
Die Vielfalt von Flora und Fauna nimmt ab. Dagegen müssen wir etwas tun. Die Stadt Stutensee versucht das auch. Einige kleinere Flächen werden inzwischen durch die Stadt naturnah bebaut, Landschafts- und Naturschutzgebiete sind angelegt, Pfennigerswiesen und Sanddüne dienen der natürlichen Vielfalt und noch einiges mehr. Aber ist das genug?
Uns als Fraktion von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN geht es dabei um die Entwicklung einer Grundhaltung. Es muss selbstverständlich werden, dass bei allen Entscheidungen gleich von Anfang an Naturschutz mitgedacht wird.
Vier Beispiele möchte wir nennen, welche zeigen, dass hier noch erhebliches Entwicklungspotential in Stutensee besteht:
Das Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Blankenlocher Wiesen“. Hier macht scheinbar jede*r gerade, was er oder sie will. Angelegt vor 21 Jahren, um die Wiesen und Streuobstwiesen, die typisch für unsere Landschaft sind, zu schützen, werden diese im Moment zerstört, vor allem durch Pferde. Denn die Pferde machen aus den Wiesen Weiden, zerstören bestimmte Pflanzen und düngen, so dass bestimme Pflanzen mehr gedeihen und andere Arten dezimiert werden. Mehr noch: Es werden Hütten gebaut, Wiesen gepflastert, Dunglegen in Hecken versteckt usw. Seit über 10 Jahren versuchen wir die Stadtverwaltung dazu zu bewegen, dass sie sich um die Einhaltung des Satzungszwecks für das LSG kümmert.
Ein einfaches und sogar kostensparendes Mittel für die Artenvielfalt ist die Erstellung eines Mähkonzepts für städtische Grünflächen inner- und außerorts. Nur 2-3 Mal im Jahr mähen und das Mähgut zu entfernen, würde der Artenvielfalt helfen. Auch diese Forderung stellen wir seit Jahren.
Kürzlich hat mich ein Bürger gefragt, warum sein Nachbar einen wunderschönen, großen Nussbaum einfach fällen darf. Ich musste ihm erklären, dass es in Stutensee keine Baumschutzsatzung wie etwa in Karlsruhe gibt, wo ab einer bestimmten Größe nur mit Genehmigung der Stadt auch auf dem Privatgelände gefällt werden darf. Auch hier fordern wir seit langer Zeit, dass eine solche Baumschutzsatzung erstellt und öffentlich gemacht wird.
Wir begrüßen es sehr, dass die Stadt Stutensee es jetzt geschafft hat, im Bebauungsplan eines Neubaugebietes die Anlage von Schottergärten, die für Tiere und Pflanzen “tot” sind und zusätzlich aufheizen, zu verbieten. In den älteren Gebieten hoffen wir und hofft auch die Stadt auf die Einsicht der Bürger*innen. Es besteht Hoffnung, dass die Grün-Schwarze Landesregierung eine Regelung bringt, die es auch hier verbietet. Auch auf öffentlichen Flächen haben wir im letzten Jahr bereits die Entfernung der Schottersteine beantragt.
Wichtig ist, dass wir erkennen, dass die Natur ein Gebilde ist, wo vieles ineinander greift und zusammenspielt. Wichtig ist deshalb, dass wir eine positive Haltung zur Natur haben oder entwickeln, als Privatperson, als Teil der Stadtgemeinschaft, als ansässige Unternehmen und als Verantwortliche der Stadt. Es muss selbstverständlich werden, dass die Natur bei jeder Entscheidung, die wir treffen, im Blickfeld ist, ganz besonders im Gemeinderat.
„Eine intakte Natur ist die Voraussetzung für eine krisenfeste Gesellschaft“, meinte die Bundesumweltministerin bei der Veröffentlichung des Naturberichts diese Woche. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Quelle: Bündnis 90/Die Grünen Stutensee
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Am 30.12.1999 war ein großer Tag für die Blankenloch-Büchiger Landschaft und das jähe Ende des begonnenen Bauwahns am Steinweg. Nachdem die große Flächen städtischer Besitztümer, und die oftmals gar nicht in eine solche Neubaulandschaft passende zentrale Stinkfrucht eines Landwirtschaftsbetriebes, endlich dem Bauland am Steinweg gewinnbringend geopfert wurden, wurde der restliche, verbliebene Teil, sodann zu einem Landschaftsschutzgebiet bestimmt. Der Steinweg, „Lovers Lane“, eigentlich ein Weltkulturerbe mit seinen mit wenigen Unterbrechungen, der chinesischen Mauer gleichend, riesigen Holzvorräten, die in Winterzeiten, CO2-neutral und klimafreundlich den Weg durch das Kamin in die umgebende Atemluft fanden. Mit dem LSG und seiner Verordnung sollten weitere Pferdekoppeln, Intensivobstanlagen, Gärten, Hütten, Zäune verhindert werden. Diese Wiesen, wie sie immer noch genannt werden, werden nicht momentan zerstört, sondern unterliegen einem stetigen Umwandlungsprozess seit ihrer eigentlichen Bestimmung, die von den Polit-Kameraden und Verwaltungsdienstleistenden nie ernsthaft zur Kenntnis genommen wurde. Weg von eigentlichen Wiesen- hin zu teilweise rennbahnartigen Pferdegeläufen, hinter Zaunanlagen. Das ist die Entwicklung. Da werden auch das Mähkonzept für städtische Grünflächen und die ständigen grünen Bewegungsaufforderungen, dass sich die Stadt drum kümmern muss, nicht viel nützen. Die Kümmerer haben bisher noch nicht die Notwendigkeit gesehen, vorhandene Landschaft überwiegend in Bürgers Hand, in eine gemütliche Grünoase zur Erholung umzuwandeln. Das kann ja auch rechtlich gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen, hier nun die bayrischen Isarauen ansiedeln zu wollen. Und mit Bevormundungen über Nutzungskonzepte von Privatwiesen, da werden sich die wenigsten Besitzer abfinden. Also was nun- Herr Streib? Soviel Nussbäume wurden kürzlich ja auch nicht gerade gefällt, um jetzt nicht den informationsbedürftigen Nachbarn auszufiltern. Und eine Baumschutzsatzung, die auch zwischenzeitlich in Karlsruhe zu mehr Unruhe als Nachbarschaftsliebe führt, da sollte man sich schon noch einmal besprechen- vielleicht in einer Bürgerbefragung. Gut. Die Schottergärten verschwinden, es folgen große Grabplatten, und dann betonierte Hofeinfahrten. Ziegeldächer wären auch noch so eine Grünalternative, als begrüntes Flachdach. Man könnte, wenn man wollte ja so viel machen. Eigentlich müsste man bei den Neubauten anfangen, in neuen Baugebieten, da scheint es mit der Auflage von Genehmigungen einfach in der Umsetzung. Kein Schotter, viel Grünes, viel Bäume, Super-Photosynthese im Vorgarten, im Kräutergarten, im Hinterhof. Aber schade. Bauen sollen wir ja auch nicht mehr. Obwohl die Frage muss man sich schon stellen. Was sieht besser aus. Eigentliches Schutzgebiet aber tatsächlich: Pferderennbahn neben Pferdestall, und dampfendem Pferdemisthaufen- oder schöne grüne Vorgärten mit viel Liebe und Engagement der Besitzer und Bauherren gestaltet. Die meisten von uns machen sich viel Gedanken und Arbeit für eine intakte Natur. Die meisten wissen was sie tun um die Welt und die direkte Umgebung in einem schönen Bild erscheinen zu lassen. Sie müssen die Wenigen überzeugen, die eine andere Sichtweise haben, aber noch nie gefragt wurden warum und weshalb. Auch wenn sie mal ungefragt einen Baum umhauen. Also was nun? Was denn nun?