In unserer Reihe “Aus der Lokalpolitik” schreibt heute Klaus Mayer, Vorsitzender der Freie Wähler-Fraktion im Stutenseer Gemeinderat. Es handelt sich hierbei um die subjektive Darstellung der Fraktion.
Für den Ausbau des europäischen Schienennetzes zwischen den Hochseehäfen Rotterdam und Genua muss auch im Bereich zwischen Mannheim und Karlsruhe die Schienenkapazität deutlich erhöht werden. In der digitalen Auftaktveranstaltung am 12. November wurde die Vorgehensweise hierzu öffentlich dargestellt. Der “Suchraum” für eine Neubaustrecke oder eine Ausbaustrecke ist zunächst weit gefasst, sowohl links- als auch rechtsrheinisch. Der Projektplan der DB Netz AG sieht vor, bis Ende 2021 verschiedene Alternativen einer Trassenführung zu prüfen und die Variante festzulegen, die danach als Antragsvariante in die konkrete Planung eingeht. Das heißt, dass in 2021 sprichwörtlich die Weichen gestellt werden, wo die Trassenführung zukünftig verlaufen wird. Die Realisierung selbst wird aufgrund des umfangreichen Planungs- und Raumordnungsprozesses danach noch viele Jahre in Anspruch nehmen.
Auch für Stutensee ist dieses Projekt natürlich von Bedeutung, denn ein “Ausbau” der bestehenden Strecke würde unmittelbar die Stadtteile Friedrichstal und Blankenloch betreffen, wo die bestehende Bahnlinie durch die Wohnbebauung hindurchführt. Auch unsere Nachbarorte Hagsfeld und Graben-Neudorf wären bei der Ausbauvariante in gleicher Weise betroffen. Ein “Neubau” (beispielweise mit einer Trasse entlang der Autobahn A5, wie sie im Bundesverkehrswegeplan bereits vorgesehen ist) würde eine erhebliche Lärmbelastung für die Stadtteile Staffort und Spöck bedeuten, ebenso natürlich für Neuthard, Büchenau und Weingarten. Wir sind in Stutensee und den Nachbargemeinden also gut beraten, das Verfahren genau zu verfolgen und unsere Bedenken und Anregungen auf allen Ebenen in den Entscheidungsprozess einzubringen. Dazu zählen nicht nur der Kreistag und der Regionalverband, sondern auch die von der Bahn propagierte Öffentlichkeitsbeteiligung. Hier sollen in einem Dialogforum zahlreiche vom Projekt betroffene Organisationen eingebunden werden, so zum Beispiel die Verkehrsministerien von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, Landkreise, Städte, Kommunen, Behörden, Abgeordnete, Regionalverbände, Kammern, Fahrgastverbände, Verkehrsverbände, Wirtschaftsverbände, Umwelt- und Naturschutzverbände, Vereine und Bürgerinitiativen.
Um den Bürgern der Region eine Stimme zu geben wurde kürzlich eine Bürgerinitiative Gütertrasse in Karlsdorf-Neuthard gegründet, auch in Graben-Neudorf entstand eine Bürgerinitiative. Wir Freien Wähler sind mit beiden Bürgerinitiativen in Kontakt, tauschen Informationen aus und halten es für sinnvoll, koordiniert vorzugehen und mit starker Stimme für die Region zu sprechen, um eine sinnvolle, nachhaltige, verträgliche und von den Bürgern akzeptierte Lösung zu finden. Es geht zunächst darum, dass der gesamte Prozess transparent und ergebnisoffen geführt wird. Das hat die Bahn zwar versprochen, aber hier wachsam zu bleiben, scheint dennoch geboten. Eine Vorfestlegung auf Trassenvarianten oder den Ausschluss bestimmter Lösungsmöglichkeiten (z.B. linksrheinische Route) darf es zu diesem Zeitpunkt nicht geben. Alle Trassenvarianten müssen auf den Tisch und untersucht werden.
Aktuell läuft, mit zeitlichem Verzug, die sogenannte „Raumwiderstandsanalyse“, in der großräumig untersucht wird, welche natürlichen, ökologischen, kulturellen oder siedlungsbedingten Hindernisse (Widerstände) gegen eine Trassenführung sprechen, wobei in der Entscheidung sicher auch wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle spielen werden. Die Ergebnisse der Raumwiderstandsanalyse/Grobkorridore sollen bereits am 8. März vorgestellt werden.
Bedenklich stimmt allerdings, dass die Bahn die Bewertungskriterien noch nicht auf den Tisch gelegt hat. Die vielzitierte Transparenz muss von der Bahn deutlich besser praktiziert werden. Es geht schließlich um unsere Interessen und jene der Generationen, die nach uns kommen. Umweltfreundlicher Güterverkehr auf der Schiene und Wohn- und Lebensqualität müssen vereinbar sein. Jetzt ist der Zeitpunkt, um unseren Standpunkt klar zu machen und unsere Argumente vorzubringen. Deshalb müssen wir unsere Stutenseer Interessen und Standpunkte aktiv vertreten und das auf allen Ebenen.
Quelle: Freie Wähler Stutensee
forum Kommentare
Nach 25 Jahren, seit dem Projektbeginn CODE 24, kommt sie nun die beeindruckend klingende Raumwiderstandsanaylyse, für das Bahnprojekt Corridor 24. Der große Ausbau des europäischen Schienenverkehrs INTERREG IVB NorthWest Europe. Gemeinsam geplant- und einzeln total verplant. Zeitlich zumindest um 25 Jahre in Schieflage gekommen bei der Weichenstellung. Während die Holländer damals anscheinend nicht anderes zu tun hatten, und schnell fertig waren- rostet das dort 2007 bereits fertiggestellte Schienennetz langsam vor sich hin. Die Schweizer buddeln sich termingenau durch das St. Gotthard-Massiv, während Deutschland mit dem Katzenstein-Tunnel bei Efringen, ein größenvergleichendes Mauseloch buddelt. So zum Aufwärmen sozusagen. Schon beeindruckend wenn man sieht, wie sich die Natur der Trasse entlang in dieser Zeit entwickelt hat. Bäumchen sind zu Bäumen geworden, hoch, dick und luftverbessernd. Aus kleinen buschigen Hecken sind regelrechte Habitats entstanden für Vögel und Sonstiges. Auch gut für nächtliche Müllablagerungen. Hoffentlich stehen solche Bäume nicht einer zukünftigen Feuerwehrzufahrt im Weg. Und jetzt kommt der Widerstand in Form einer gleichlautenden Analyse. Zu laut, zu nah, zu spät. Raumwiderstandsanalysen von Pipelines, von Strommasten, von Windrädern, von unterirdischen Stromtrassen, von Wasserspeichern auf Hügeln usw. lassen grüßen. Mal sehen wie sich der Suchraum um uns herum entwickelt. Die kommunal ausgedachte Einspaarung von weiterem Flächenverbrauch durch städtische Innenverdichtung führt die neue Großtrasse damit zu Nonsens hoch drei. Gebot zur Wachsamkeit, auch durch Bürgerinitiativen gesichert, Akzeptanz und Lösungen- alles super. Termin 8. März? In welchem Jahr – von wegen. Nur noch ein paar Tage praktisch.
Freie Wähler wollen alles auf dem Tisch sehen, transparenteste Transparenz, so wie vom Gemeinderat gewohnt und nichts unter den Teppich kehren. Die gläserne Bahn? Bleibt abzuwarten wie die Trassenführung aussieht. Im abgeschlossenen Baubereich Baden-Baden -Offenburg hat man die Nähe zur alten Trasse gewählt. Kuschelig nah- direkt daneben. Ab 2030 könnte man die riesigen Braunkohleabräumbagger, die Wahrzeichen deutscher Kohleverwerter einsetzen, entlang der Rheintaltrasse eine 25 m tiefe Rauschunterdrückung einzufurchen.
Die Bagger kennen sich bestens aus. Häuser, ganze Dörfer, Mammutzähne, Mooreichen alles wird weggeschaufelt. Wenn es sein muss, auch erst vor Kurzem geplante und später eingeweihte Seniorenbehausungen entlang der Bahntrasse. Kommunales Volksvermögen. Gespannt wie sie aussieht die notwendige Transparenz und die erforderliche Bereitschaft zum rücksichtsvollen Umgang miteinander.
Vielleicht wieder ein Schlichter wie damals beim Bahnhof Stuttgart 21 – Heiner Geissler. 200 plus x – Tageskanzlerin Angela Merkel hätte ab Oktober 2021 Zeit für solche Sachen. Bahn 41 – klingt noch sehr fern. Dafür sind aber bis dahin alle geimpft und die Welt hoffentlich coronafrei.
Die Weichen werden gestellt??
Dieses Vorhaben ist meines Erachtens „Eulen nach Athen getragen“, denn zwischen Mannheim und Karlsruhe existieren bereits 5 Bahnlinien.
1. Bahnlinie Mannheim über Waghäusel – Graben – Karlsruhe
2. Schnellfahrstrecke Mannheim – Graben
3. Mannheim – Heidelberg – Bruchsal – Karlsruhe
4. Mannheim – Ludwigshafen-Neustadt – Landau – Winden – Wörth – Karlsruhe
5. Mannheim – Ludwigshafen – Germersheim – Wörth – Karlsruhe oder Germersheim- Graben – Karlsruhe.
Es existiert noch die Verbindung Landau – Germersheim (muss nur reaktiviert werden).
Die Verbindung Winden- Wissembourg ist auch noch vorhanden. In Wissembourg existiert ein Gleisdreieck, das durch den Einbau von einem Gleis wieder reaktiviert werden kann, so dass Züge, ohne in den Bf Wissembourg einzufahren, direkt nach Haguenau fahren können.
In Wörth gab es auch ein Gleisdreieck, das wieder reaktiviert werden kann. Somit können Züge von Landau kommend direkt nach Lauterbourg fahren.
Auch gab es in Karlsruhe-Bulach ein Gleisdreieck, somit konnten Züge von der Rheinbrücke kommend, direkt nach Süden fahren, ohne in den Bf Karlsruhe einfahren zu müssen, um dort die Lokomotive umspannen zu müssen.
Ich muss leider feststellen, dass die für den Landkreis Karlsruhe gewählten politischen Vertreter alles verschlafen haben.
Man muss eben wollen.