In unserer Reihe “Aus der Lokalpolitik” schreibt heute Wolfgang Sickinger, Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion in Stutensee. Es handelt sich hierbei um die subjektive Darstellung der Fraktion.
Ein großes Problem, das die Bürger*innen und kommunalpolitisch Verantwortlichen zwischen Graben-Neudorf und Karlsruhe-Hagsfeld bewegt, ist die Trassenfindung für die erforderliche Neubaustrecke der Bahn zwischen Mannheim und Karlsruhe. Die vorgesehene zweigleisige Trasse für den Güterbahnverkehr benötigt etwa eine Breite von 20 Metern und wird nicht ohne Beeinträchtigungen für Mensch und Umwelt umzusetzen sein.
Die SPD-Fraktion erkennt die Notwendigkeit der neuen Güterstrecke im Sinne des Klimaschutzes an, fordert aber eine Lösung ein, die die geringsten Belastungen mit sich bringt und durch wirksame Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen begleitet wird. In diesem Zusammenhang begrüßen wir es sehr, dass die Verantwortlichen der Bahn um ein transparentes Verfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit bemüht sind. Wir hoffen, dass die Anregungen, die im Rahmen der Dialogforen und Workshops zur Trassenfindung eingebracht werden, in der endgültigen Entscheidung ihren Niederschlag finden.
Wir verkennen nicht, dass es angesichts der dichten Siedlungsbänder und dazwischen wertvoller Naturbereiche beiderseits des Rheins keine unschädliche Idealtrasse geben wird. Jede Trasse greift mehr oder weniger stark in vorhandene Natur- und Siedlungsgebiete ein. Auch eine linksrheinische Neubaustrecke in der Pfalz entlang der B 9, die im Bereich Wörth mit einem Brückenbauwerk über den Rhein geführt und weiter Richtung Güterbahnhof Karlsruhe verlaufen würde, wäre im Blick auf die fast lückenlose Bebauung im Westen Karlsruhes sehr problematisch und kaum durchsetzbar. Gleiches gilt rechtsrheinisch für eine Trasse westlich der Hardt entlang der B 36.
Völlig unvorstellbar ist für uns darüber hinaus, dass die Bestandsstrecke zwischen Graben-Neudorf und Karlsruhe um zwei Gleise mit den zusätzlich notwendigen Abstandsflächen verbreitert wird. Das wäre ein unzumutbarer Eingriff in die beiderseits der Bestandsstrecke vorhandene Siedlungsstruktur unserer Stadtteile Friedrichstal und Blankenloch. Eine Tunnellösung ist nicht von vornherein abzulehnen, wäre aber im Blick auf die Kosten und nicht auszuschließender Gebäudeschäden durch Erschütterungen und Grundwasserabsenkungen während der Bauphase nicht unproblematisch.
Eine letzte Möglichkeit wäre eine Linienführung entlang der A5. Auch diese Variante bringt teilweise problematische Eingriffe für Mensch und Umwelt mit sich, man denke beispielsweise nur an die Lärmbelästigung zusätzlich zu den bereits bestehenden Beeinträchtigungen durch die Autobahn. Sollte die Entscheidung für diese Trassenbündelung gefällt werden, so muss dies mit einem wirksamen Lärmschutz einhergehen. Für die Bürger*innen von Staffort, die bisher durch den Autobahnlärm beeinträchtigt sind, wäre dies sogar eine Verbesserung des gegenwärtigen Zustands. Auf jeden Fall werden wir den weiteren Fortgang des Verfahrens aufmerksam begleiten, um unzumutbaren Belastungen für Mensch und Umwelt vorzubeugen.
Quelle: SPD Stutensee
forum Kommentare
Schade, dass man die einmal als Zukunftsprojekt angepriesene Magnetschwebetechnik nicht weiter verfolgte. Vielleicht wäre man dann soweit, die Unwirtschaftlichkeit beim Transport schwerer Lasten, also auch Güter, wegen zu hohem Drehstromeinsatz anderweitig zu kompensieren. Vielleicht kommt jetzt das Transrapid-Programm 2 wieder auf den Bügeltisch, und man macht einen Schienen-Transfer im Netz der Bahn. Schnellbahnen mit Schwebetechnik entlang der Autobahnen von Stadtrand zu Stadtrand neu bauen, schnell, supersicher, fast geräuschlos. z.B. Kurzflüge wären in der Abwicklung langsamer und somit nicht mehr effizient. Diese grüne Forderungen zum Klimawandel würden erfüllt. Weitertransport mit kleinen Shuttlezügen oder Stadtbahnen vom HighwayPort zum gewohnten Stammbahnhof und bereitstehende Sofortnutzung, der dazu gewonnenen Gleis-Kapazitäten mit üblichen Regionalzügen und Auflastung der Euro-Gütertrasse Genua-Rotterdam, auf die dann alte Schienentrasse. Allerdings ein teures Vergnügen. Aber machbar, zeitgerecht und modern. Und wenn dann der Transrapid getauft auf “Stafforter Erdgold” entlang der A5 an diesem schönen Örtchen vorbeifliegt, wird niemand, auch nicht der liebe Herr Heidt, die Uhr eine Stunde nachstellen müssen, weil niemand im Holzschuhdorf hört, dass der pünktliche Transrapid aus Frankfurt-Airport gerade eben dort vorbeischwebt. Kosten Nord -Süd, Ost- Westtrassen 90 Milliarden Euro, allerdings ohne Züge. Wir und Herr Scheuer schaffen das.
Nachtrag: Ich würde das gerne als Verbesserungsvorschlag bei der Bahn einreichen. Lieber Finanz-Bahnvorstand, Herr Holle, das ist der Mann von Frau Holle, melden Sie sich bei “mein Stutensee”. Die geben Ihnen dann meine Kontonummer für die Überweisung des ausgelobten Geldbetrages. In der Regel sind das bei Mitarbeitervorschlägen 10%. ich wär auch mit 1 % zufrieden.
… gut, dass sich die SPD hier kritisch aber konstruktiv in das Verfahren einbringt und nicht wie andere Kommunalpolitiker nur „alle Anstrengungen unternehmen, um die Streckenführung durch Stutensee zu verhindern“ (Zitat Stutensee Woche vom 20.05.) und dazu nach Landes- und Bundestagsabgeordneten rufen. Wenn das dann jede Gemeinde macht, kann man sich vorstellen, was dabei herauskommt: Nichts! Ziel muss es sein, ergebnisoffen die für Mensch und Natur bestmögliche Trassenführung zu finden und dort dann höchste Standards in Sachen Lärmschutz (gerade auch Tunnel) ohne Rücksicht auf Kosten zu realisieren …
Bei der Erschließung des Wilden Westens spielte die Eisenbahn eine zentrale Rolle. Dort wurde gebaut, wo es am einfachsten und wirtschaftlichsten erschien. Rücksicht auf Natur oder (Ur-)Einwohner spielte keine Rolle. Hier und Heute ist glücklicherweise Vieles anders. Rücksichtnahmen werden groß geschrieben, dennoch wird die Bahnlinie irgendwo gebaut werden müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es Stutensee-intern wenig hilfreich, wenn sich Parteien und Fraktionen als Befürworter eine bestimmen Trasse in Stellung bringen. Nur zu gern wird sich die Bahn solcher Argumente bedienen und den internen Zwist für sich nutzen. Stutensee muss zusammenhalten und der Bahn deutlich machen, dass alle Optionen ernsthaft geprüft werden müssen (auch linksrheinisch). Die Bahn darf keine Vorfestlegung treffen (was sie offiziell verneint), und wir in Stutensee sollten uns ebenfalls davor hüten. In jedem Fall müssen wir deutlich machen, dass uns Mensch und Umwelt sehr wichtig sind und dass – falls eine Trassenvariante durch Stutensee in die engere Auswahl kommen sollte – dies in jedem Fall teuer wird. Eine Güterbahnstrecke darf nicht auf dem Rücken von uns Stutenseer Bürgern, nicht zu Lasten unseres Wohlergehens, nicht auf Kosten unserer Natur, gebaut werden.
Nachtrag: die mit einer gehörigen Portion Sarkasmus garnierten Beiträge zum Transrapid, zum Stafforter Erdgold und zu Provisionszahlungen disqualifizieren sich selbst.
Wenn der weiße Mann glaubt, dass die Bahn da auf Rauchsignale aus Stutensee wartet, dann wird er irren. Zum Guten hat weißer Mann ja noch den Henrystutzen und den Bärentöter in seinem Schrank eingeschlossen. Hoffentlich findet er den Schlüssel nicht, um sich nicht selbst zu schaden, da er ja scheinbar kein großes Problem hat, wenn es nur teuer wird. Geld regiert die Welt, da kommt es auf die paar Kröten aus dem prall gefüllten Tiefbauetattopf der Deutschen Bahn, für einen 800m langen “Rotberzeltunnel” auch nicht an. HAUHAUW – ich habe gesprochen.
Ortsfremde Leser werden nach Lesen gewisser Kommentare nun annehmen, daß “Stafforter Erdgold” irgendeine spitzblättrige Pflanze sein muß?
Die müssen aber ganz, ganz ortsfremd sein. Wer Erdgold nicht kennt, kennt sich auch mit Ahorn oder Kastanien nicht aus
Der Beitrag Herrn Sickingers vermittelt den Eindruck als verfügte die SPD bereits über weitergehende Informationen was den Verlauf der Trassenkorridore angeht.
Das ist jedoch mitnichten der Fall. Bemerkenswert wie man sich hier bereits tendenziell einer Lösung entlang der BAB5 erwärmt:
Während die Führung durch die (wohlgemerkt) Wohnorte der SPD Mandatsträger “unvorstellbar” und auch die Tunnellösung offenbar “nicht unproblematisch” sind, ist die Lösung den kleinsten Stadtteil von seinen wesentlichen Naherholungsbereichen (Baggersee und Lochenwald) abzutrennen nur “teilweise problematisch”, wenn nicht gar sogar eine Verbesserung der Situation.
Diese Vorfestlegung ist sehr enttäuschend, liebe Mandatsträger der SPD.
Es wäre an der Zeit gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Gemeinsam, auf allen Ebenen: der Parteien, der Stadtteile, der betroffenen Gemeinden, ja auch der Betroffenen Regionen – und zwar langfristig, ganz ungeachtet der tatsächlich später benannten Vorschlagstrassen. Das Ziel muss es sein gegenüber der Bahn, die für die betroffenen Bürger besterträgliche Trasse zu erreichen.
Stattdessen, lieber Herr Sickinger, dröseln sie schon jetzt die ersten Faserbündel von dem Strang des Zusammenhalts, den Sie doch Fest umschlungen halten sollten.
Es war schon immer die beste Geschichte gegen alles zu sein, aber selbst nichts zur Lösung beizutragen. Das hat in der letzten Zeit so an Fahrt zugenommen, dass wir uns echt überlegen sollten, ob wir nicht alles so lassen wie es ist, dann aber auch per dato jegliche gegenseitige Kritik einstellen. Windenergie ja – aber Windräder nein, Off Shore ja- aber Stromtrassen nein, Energiespeicher ja – aber nicht auf den Bergen, und nicht im Wald, und nicht neben meinem Grundstück, Photovoltaik ja- aber möglichst nicht sichtbar, Elektroautos ja – aber möglichst geschenkt, deutsche Kernkraft- nein danke- aber dafür Atomstrom aus Frankreich, Kohle nein danke- aber dafür Polen machen Kohlen, mit dem größten Kohlekraftwerk der Welt, Wasserstoff ja – aber nicht in meiner Nähe, Bahntrasse ja – aber am Besten auf dem Mond. Fliegen ja – aber nur noch nach Malle. Der alte Buchtitel von SPD-Thilo “Deutschland schafft sich ab” heißt jetzt “Deutschland schafft sich alles ab”. Wohl denn – Hauptsache wir erhalten den Wohlstand – und unsere saubere Welt. Und unseren billigen Windstrom, wie es einmal hieß für eine Eiskugel weniger im Jahr. Und die Rente natürlich. Träumt weiter – solange es noch geht. Irgendwann kommt der laute Knall – der uns alle erweckt aus unseren tiefen Träumen. Und wir werden sehr schnell erkennen, dass die Welt um uns herum, nicht stehen geblieben ist.