Stimmungsmache oder Sachlichkeit? – Ihre Meinung zu unserer Arbeit

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Beitragsbild: andibreit/pixabay.com

Von Martin Strohal | 09.01.2022 14:44 | Keine Kommentare

Im Dezember haben wir auf unserer Website wie in jedem Jahr eine Umfrage durchgeführt, um mehr über unsere Leserschaft und die Sicht von außen auf uns zu erfahren. Knapp 70 Leserinnen und Leser haben sich die Zeit dafür genommen. An einer Kurzumfrage in unserer Instagram-Story Ende Dezember haben etwa 120 Personen teilgenommen. Ihnen allen einen ganz herzlichen Dank dafür! Hier wollen wir die Rückmeldungen zusammenfassen und darauf eingehen.

Erstmals haben wir in diesem Jahr gefragt, welche weiteren Informationsquellen Sie nutzen. Dabei zeigt sich unsere Leserschaft sehr informiert. Über 70 Prozent haben das Amtsblatt “Stutensee-Woche” abonniert, knapp über 50 Prozent lesen die Badischen Neuesten Nachrichten. Und über 40 Prozent besuchen die Website der Stadtverwaltung, um sich über Neues zu informieren.

Stimmungsmache oder Sachlichkeit?

Am spannendsten für uns war im Fragebogen die Frage “Was wollten Sie uns schon immer sagen?” mit Freitextantwort. Hier gab es überwiegend Lob, für das wir uns herzlich bedanken wollen. Kritische Anmerkungen oder Vorschläge sind uns natürlich ebenso wichtig. Leider wurde in den meisten Fällen keine Kontakt-E-Mail-Adresse für Rückfragen angegeben, so dass wir meistens nicht nachvollziehen können, worauf konkret sich die Kritik bezieht. Interessant sind auch unterschiedliche Wahrnehmungen. Der eine meint: “Sachlich geschrieben und keine hetzerischen Überschriften”, ein anderer: “Sie berichten nicht, sondern machen Stimmung” – hier würden uns Beispiele helfen, denn Stimmung zu machen ist natürlich nicht unser Anspruch. Auch die Meinung, wir würden “hauptsächlich negativ über die Entscheidungen in der Stutenseer Politik berichten und damit Politikverdrossenheit befeuern”, hätten wir gerne anhand von Beispielen nachvollzogen. (Wenn sich dazu jemand konkreter äußern möchte, gerne jederzeit unter redaktion@meinstutensee.de)

Tatsächlich sieht unsere Arbeit so aus, dass wir immer versuchen, mehrere Sichtweisen zu einem Thema abzubilden. Bei Berichten über Beschlüsse im Gemeinderat erwähnen wir immer die Stellungnahmen der unterschiedlichen Fraktionen. Auch wenn es in der Bevölkerung Stimmen gegen einen Gemeinderatsbeschluss gibt – beispielsweise das Fällen der Linden an der Festhalle -, sehen wir es als unsere Aufgabe, diese Meinungen abzubilden. Damit lassen wir uns nicht für die Absichten der Gegner einspannen, wie ein Leser unterstellt. Wir stellen auch keinen Beschluss negativ dar oder wollen alles schlecht machen. Zur Demokratie gehört es, auch andere berechtigte Meinungen zuzulassen und dann in Kenntnis aller Argumente eine informierte Entscheidung zu treffen. Argumente zu verschweigen, obwohl wir von ihnen Kenntnis haben, insbesondere wenn sie von ein paar Hundert Bürger:innen unterstützt werden wie in diesem Fall, zeugt nicht von gesunder Debattenkultur.

“Ich vermisse den etwas kritischen Ton, wie z.B. der Arbeit des Rathauses”, schreibt ein Umfrageteilnehmer. Es ist in der Tat so, dass wir im vergangen Jahr kaum Meinungsartikel bei uns hatten. Unsere Arbeit führen wir insofern kritisch durch, dass wir Meldungen der Stadtverwaltung hinterfragen, anderen Aussagen gegenüber stellen, oder auch über etwas berichten, über das die Verwaltung selbst nicht aktiv informiert wie beispielsweise den Stand bei der zentralen Wasserenthärtung. Das sind unsererseits aber keine “Angriffe gegen die Stadtverwaltung”. Wir berichten nur auch über Dinge, die nicht so gut laufen, die es natürlich gibt. Eine interessierte Öffentlichkeit hat aber auch das Recht dazu, das zu erfahren.

“Aktualität hat nachgelassen”

“Derzeit habe ich das Gefühl, dass die Aktualität und Anzahl der Beiträge deutlich nachgelassen hat…” – ja, dieses Gefühl täuscht in der Tat nicht. So ist es aber, wenn man auf freiwilliger Basis arbeitet. Jeder hat in seinem Privatleben Dinge, die wichtiger sind, als Berichte für meinstutensee.de zu schreiben. Wir haben alle einen Beruf oder ein Studium, eine Familie – oder manchmal schlicht und einfach mehr Lust auf einen gemütlichen Abend auf dem Sofa, statt am PC Texte zu schreiben. Da wir uns unserer Verantwortung bewusst sind – wenn wir etwas veröffentlichen, muss es korrekt sein und es müssen andere Sichtweisen berücksichtigt worden sein -, stellen wir einen Text nicht einfach so online, sondern lassen ihn in der Regel von einer weiteren Person gegenlesen. Auch diese Person steht nicht immer sofort zur Verfügung. Das kann dazu führen, dass Texte manchmal etwas länger brauchen, bis sie veröffentlicht werden. Insbesondere in den letzten Monaten standen kaum Mitglieder in unserem Team für die Bearbeitung aktueller Themen zur Verfügung, so dass dann auch ausgewählt werden musste, was wir machen können und was nicht. Wir hoffen, dass sich das auch wieder ändert – wer uns hierbei unterstützen möchte, darf sich gerne melden.

Unsere Arbeitsweise

Viel Text bis hierher für einen geringen Teil kritischer Anmerkungen. Aber wir möchten offen mit Kritik umgehen und auch gern unsere Arbeitsweise erklären. Wir denken nach, diskutieren und reflektieren und machen selten etwas unüberlegt. Dennoch können wir auch mal einen schlechten Tag haben und Fehler machen. Das gestehen wir gerne ein. Für inhaltliche und redaktionelle Diskussionen sind wir gern bereit, da es uns auch besser machen kann. Bei Interesse gerne melden!

“Mehr wie richtige Journalisten schreiben” ist als Kritik etwas pauschal und platt, ohne unsere Arbeitsweise zu kennen und ohne zu benennen, worum es genau geht. Wir denken, dass wir uns nicht verstecken müssen. Das zeigt auch das viele Lob und positive Feedback, das wir bekommen haben (zum Beispiel: “Vielen Dank für die ausgezeichnete Berichterstattung, die immer wieder so erstaunlich objektiv formuliert ist, dass ich immer wieder über diese Brillianz staune.”).

Allein für den reinen technischen Betrieb geben wir pro Jahr mehrere Hundert Euro aus. Dazu kommt die Anschaffung von Material und technischer Ausstattung. Deshalb freuen wir uns über jede/n, der/die uns finanziell unterstützen kann und mag. Gleichzeitig nehmen wir es niemandem übel, der diese Möglichkeit nicht hat. Angesichts unserer Aufgabe der öffentlichen Meinungsbildung sollen trotzdem alle Zugriff auf unsere Texte haben, wir wollen keine Bezahlschranke einführen.

10 Jahre…

In diesem Jahr feiern wir unser zehnjähriges Bestehen. Im März 2012 ist meinstutensee.de erstmals online gegangen. Monatelang haben wir an einer Design-Überarbeitung für unsere Website gearbeitet, die seit ein paar Tagen zu sehen ist – neben der journalistischen Arbeit. Auch unsere App für Android und iOS, die es seit ein paar Jahren gibt, wird derzeit von Grund auf neu entwickelt, um stabiler zu laufen und besser erweiterbar zu sein. Auf all das können Sie sich in den nächsten Wochen freuen. Auch inhaltlich wollen wir nicht nachlassen. Aber letztlich hängen unsere Möglichkeiten immer von der “Personalkapazität” ab, die uns zur Verfügung steht, insbesondere in der Aktualität. Wer sich zutraut, journalistisch zu arbeiten und zu schreiben (wir bieten auch entsprechende Workshops und erwarten keine vollausgebildeten Profis), ist herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden (redaktion@meinstutensee.de) und mal bei uns reinzuschnuppern.

Allen Leserinnen und Lesern ein frohes, gesundes und spannendes neues Jahr!

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