Neues Gebäude für U-Haft-Vermeidung

Baustelle neues Heinrich-Wetzlar-Haus

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 21.03.2022 11:04 | Keine Kommentare

Hinter der Sporthalle auf dem Gelände der Jugendeinrichtung “Schloss Stutensee” entsteht derzeit ein neues Gebäude. Vorgesehen ist er für die sogenannte U-Haft-Vermeidung. Nach dem Spatenstich im vergangenen Sommer, ist der Rohbau schneller fertig geworden als geplant. Derzeit werden die Fenster eingesetzt. Ende des Jahres soll der Bau fertiggestellt sein.

Vierzehn Jugendliche leben derzeit im Obergeschoss des Heinrich-Wetzlar-Hauses auf dem Gelände der Jugendeinrichtung. Die Zugänge sind mehrfach gesichert, die Jugendlichen dürfen das Haus nicht verlassen. Würde es das Angebot in Stutensee nicht geben, würden sie sich im Gefängnis in Untersuchungshaft befinden.

Altes Heinrich-Wetzlar-Haus Schloss Stutensee

Im Heinrich-Wetzlar-Haus befinden sich Klassen- und Freizeiträume sowie eine Schreinerwerkstatt. Um den Bewohnern einen Neuanfang in ihrem noch jungen Leben zu ermöglichen, soll ihnen eine Gefängnisunterbringung mit all ihren negativen Auswirkungen erspart bleiben. Stattdessen haben sie in Stutensee die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss zu machen und sich handwerklich zu betätigen. Ein fester Plan sorgt für einen geregelten Tagesablauf.

Baustelle neues Heinrich-Wetzlar-Haus

Einziger Haken: Das Gebäude, in dem die Jugendlichen untergebracht sind, ist in die Jahre gekommen und stark sanierungsbedürftig. 2019 wurde deshalb der Entschluss gefasst, einen Neubau auf einem Teil des Sportplatzes zu errichten. Für rund sechs Millionen Euro entsteht hier ein modernes Gebäude, Spatenstich war vergangenen Juli, bezugsfertig soll es Anfang 2023 sein. Statt einer Großgruppe mit vierzehn Jugendlichen soll es künftig zwei Gruppen mit je sieben Bewohnern geben. Im alten Heinrich-Wetzlar-Haus zieht sich ein langer schmaler Flur über die gesamte Gebäudelänge, von dem die Einzelzimmer der Jugendlichen abgehen. Im Sommer wird es aufgrund der Lage unter dem schlecht isolierten und teils regendurchlässigen Dach sehr warm. Im Neubau sollen die Jugendlichen in ihren Zimmern mehr Platz haben, sogar Freigang im Außenbereich soll möglich sein.

Während die Jugendeinrichtung vom Landkreis Karlsruhe betrieben wird, wird das Konzept der U-Haft-Vermeidung vom Land finanziert. Die Nachfrage sei groß, so Isabelle Gotschlich, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung. Schließlich sei das Konzept auch erfolgreich. Das lebenspraktische Training in Stutensee stelle die Weichen für eine andere Zukunft. Teil davon sei auch die Aufarbeitung der begangenen Straftaten. Gut 80 Prozent der Jugendlichen würden im Gerichtsverfahren nur eine Bewährungsstrafe erhalten. Einige würden im Anschluss in anderen Wohngruppen der Jugendeinrichtung unterkommen, um nicht wieder in ihr altes Umfeld zurückzumüssen.

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