Theater und alles, was damit zusammenhängt, ist ihr Leben. Seit 40 Jahren erdenkt und inszeniert Ulrike Partik-Raupp Phantasiewelten für ihr Publikum. Mit ihrem Verein StageArt bringt sie jedes Jahr ein neues, selbstgeschriebenes Stück auf die Bühne. Dabei hat sie gern alles selbst in der Hand. Sie schreibt die Stücke, steht auf der Bühne, bastelt Requisiten, am liebsten aber führt sie Regie.
Angefangen hat alles noch während Partik-Raupps Schulzeit. “In der Realschule hab ich nach chronischer Unlust des Lehrers die Theater-AG übernommen”, erinnert sie sich. Im Friedrichstaler Wohngebiet “Schöneichenjagen”, wo sie als Kind wohnte, war sie in vielen Familien als Babysitter aktiv. Bei Garagenhoffesten im Sommer hat sie mit bis zu dreißig Kindern Aufführungen gemacht. Aufgrund des Mädchenüberschusses habe sie angefangen, die Stücke selbst zu verfassen. Vierzig Jahre liegt das nun schon zurück. “Frau Holle” war ihr erstes Stück, aufgeführt von etwa zehn Kindern in einem Friedrichstaler Garagenhof.
Ohne erhobenen Zeigefinger
Uli, wie sie von allen genannt wird, begann ihre Tätigkeit als Autodidaktin. Sie hatte sich zwar damals an der Schauspielschule in Ulm beworben und wäre auch genommen worden. Finanzielle Gründe und ihre Beziehung hielten sie jedoch davon ab. Im Elternhaus hieß es, sie solle “keinen Blödsinn machen und etwas Anständiges lernen”. So ist sie – eher widerwillig – Floristin und Wirtschaftsassistentin geworden. “Ich hatte keinen Erfolg im Beruf, weil ich nicht dafür gebrannt habe, und als ADSler muss man brennen, sonst wird’s nix.” Beim Theater hingegen genieße sie es, dass jede neue Geschichte neue Herausforderungen bietet. Zu einfach macht sie es sich dabei aber nicht: “Leichte, seichte Schwänke haben sicher ihre Berechtigung, aber einen gewissen Anspruch und ein Streben nach Verbesserung und Weiterentwicklung, sowie Logik und Recherche sind unabdingbar.” Dabei sei Theater nicht unwichtig. Es biete die Möglichkeit, in andere Persönlichkeiten zu schlüpfen, wichtige Botschaften ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln, den Zuschauern für einen Abend eine Traumwelt zu schaffen. Kinder, aber auch Erwachsene, könnten selbstbewusst und mutig gemacht werden, Theater schaffe Raum für eine Flucht aus dem Alltag.
Mit StageArt in Stutensee erfolgreich
1990 hat sie angefangen, privaten Schauspielunterricht zu nehmen. Etwa drei Jahre Grundlagen und Rollenstudium, dann Sprechtechnik bis zum Jahr 2000. Im Jahr 2001 gründete sie mit Gleichgesinnten schließlich den Verein StageArt in Stutensee, hauptsächlich um eine Organisationsform für die Finanzen zu haben. Der Verein spielte in den letzten Jahren für Erwachsene hauptsächlich in der Stafforter Dreschhalle oder Open Air am Stafforter Baggersee. Ganz besonders gefallen Partik-Raupp die Stücke im und um Schloss Stutensee. “Vor allem Sherlock Holmes und Dracula mit den Mitternachtsvorstellungen.” Für Kinder hat der Verein eine eigene Abteilung, die jährlich im GrauBau aktiv ist, sofern nicht gerade Corona ist.
Anfangs hat sich Ulrike Partik-Raupp nur die Stücke ausgedacht und geleitet. Zum Schauspiel kam sie erst später. Über eine Notvertretung entdeckte sie den Spaß daran. Am liebsten spiele sie Schlampen, Hexen, Verrückte, Durchtriebene und Bösewichte. “Aber ich bin nicht Kevin Costner”, meint sie, “und große Rollen und Regie gehen eher nicht zusammen. Wenn ich wählen müsste, dann Regie, Kostüme, Ausstattung und Orga.”
Ein Quell der Kreativität
In den letzten 15 Jahren hat sich Partik-Raupp in Richtung Theaterpädagogik entwickelt und auch einen Workshop an der badischen Landesbühne mitgemacht. Sie hat bereits unzählige Stücke für Schulen und Vereine geschrieben. Seit 2019 ist sie dreimal für ein Ferientheaterprojekt nach Bukarest geflogen. Außerdem schreibt sie Rahmenhandlungen für Chorkonzerte, und seit ihrer Projektarbeit im Frühjahr im Kindergarten in ihrem Wohnort Söllingen sei sie angefragt, fest dort zu arbeiten. Sie hoffe nun auf eine Anerkennung als Theaterpädagogin beim Bund Deutscher Theaterpädagogen, um ihre Tätigkeit auch beruflich ausführen zu können.
Die künstlerische Kreativität beschränkt sich bei Ulrike Partik-Raupp nicht auf das Theater. Sie leitet und choreographiert beim TVN Nöttingen seit einigen Jahren eine Musicaltanzgruppe. Auf dem Berghausener Wochenmarkt hat sie regelmäßig mit einer Freundin einen Stand mit Kunsthandwerk. Ballett, Stepptanz, Musicals – nichts ist der Pfinztalerin fremd. Und im Rahmen eines Krimi-Dinners kann man sie und ihren Verein auch für Feste buchen.
“Gegen Diskriminierung und für Toleranz ist bei uns eine Selbstverständlichkeit”
Im September steht StageArt mit “Der Mann, der Sherlock Holmes war” wieder in Staffort auf der Bühne – unter Partik-Raupps Regie. Karten sind noch im Vorverkauf erhältlich. Auf die Einnahmen ist der Verein auch wegen Corona angewiesen, wobei Partik-Raupp auch ihre Prinzipien hat: “Sponsoren haben wir nur ganz wenige und erst seit ein paar Jahren. Ich hatte keine Lust auf Schleimerei oder Katzbuckelei und hab mein eigenes Ding gemacht. Politiker und Honorige werden bei uns nicht bevorzugt. Politikfrei zu sein, ist uns immer wichtig gewesen. Gegen Diskriminierung und für Toleranz ist bei uns eine Selbstverständlichkeit.”
Und ein Ende ist nicht in Sicht. Ulrike Partik-Raupp brennt weiterhin für das Theater. Es ist ihr Alltag, anderen eine Flucht aus dem eigenen zu ermöglichen.
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