Vorstand vergeblich gesucht – Engagement geht zurück

Beitragsbild: FC Germania

Von Martin Strohal | 06.03.2023 17:23 | 1 Kommentar

Schwere Zeiten für Vereine. Allenfalls im Sportbereich gibt es noch Mitgliederzuwächse. Allerdings werden auch die Sportvereine vielfach nur noch als Dienstleister wahrgenommen, die Erwartungen an die “Dienstleistung Verein” sind groß. Sobald es um ehrenamtliches Engagement geht, wie etwa die Bewirtung bei Festen, werden die Reihen schnell dünn. Kritisch wird es, wenn keine Kandidaten mehr für Vorstandsämter gefunden werden. Vor dieser Situation steht derzeit der FC Germania Friedrichstal. Aber auch anderen Vereinen fällt es nicht leicht, freie Posten zu besetzen.

“Unser FC Germania steht vor einer existenzbedrohenden Situation”, versucht Stephan Jacobsen die über 600 Vereinsmitglieder in einem Brief aufzurütteln. Bis zur letzten Mitgliederversammlung im Februar war er als Vorstand aktiv. Wegen vieler unbesetzter Ämter lehnte er eine Wiederwahl jedoch ab. Lediglich 27 der insgesamt 604 Vereinsmitglieder hatten an der Versammlung teilgenommen, berichtet der Verein.

Neben dem Verwaltungsvorstand seien beim FC zusätzlich ein Finanzvorstand und ein Sportvorstand vorgesehen. Seit 2020 führte Jacobsen den Verein jedoch alleine. Inzwischen fehlten auch noch Verantwortliche für Schiftführung und Pressearbeit sowie ein Hauptkassier. “Finanziell und hinsichtlich der Ämterbesetzung ist der Verein angeschlagen und hat insgesamt eine marode Infrastruktur, die dringend einer Sanierung bedarf”, findet Jacobsen klare Worte.

Michael Nowack, Vorstand des TV Friedrichstal, kennt das Problem. Auch der TV hat zur nächsten Mitgliederversammlung im April zwei Vorstandsposten neu zu vergeben. Bislang hätten sich hierfür noch keine Nachfolger gefunden. “Viele haben Angst vor der Verantwortung, wenn sie namentlich ins Vereinsregister eingetragen werden”, so Nowacks Erfahrung. Natürlich sei fehlende Zeit auch ein Hauptargument.

Wie auch Jacobsen ist Nowack offen dafür, die Aufgabenbereiche der Vorstände flexibel zu gestalten und auch mit mehreren Personen zu besetzen. Der TV Friedrichstal habe mittlerweile 1.200 Mitglieder. “Es sind immer die gleichen, die einspringen”, so Nowack.

Eine mögliche Lösung sieht Nowack in einer Beschäftigung von bezahlten Teilzeitkräften. Auch Jacobsen schließt diesen Weg nicht aus, weist aber auch darauf hin, dass finanzielle Mittel dann entsprechend umgeschichtet werden müssten. Und ein offizieller Vorstand, der die Verantwortung übernimmt, wird bei einem Verein trotzdem benötigt.

Bei der TSG Blankenloch wird dieser Weg bereits seit ein paar Jahren beschritten. Die Geschäftsstelle des Vereins wird seitdem durch eine bezahlte Kraft betreut. “Bei uns ist es im Vergleich zu anderen Vereinen bestimmt ein bisschen einfacher, Freiwillige zu finden”, so Isabelle Zwirtz, die bezahlte Mitarbeiterin der TSG. Mit ihrer Arbeit unterstütze sie den Vorstand maßgeblich, wodurch sich der Zeitaufwand der Vorstandsposition deutlich reduziere. Das sei ein Grund, weshalb der Verein bei den letzten Vorstands-Neuwahlen die Posten schnell neu habe besetzen können.

Dennoch müsse sich auch insgesamt etwas ändern, so Michael Nowack vom TV Friedrichstal. Ein Sportbeirat müsse eingerichtet werden, der den Vereinen Gehör gegenüber der Stadtverwaltung verschafft. Auch die Vereinsförderung nach Gießkannenprinzip, die sich an der Zahl der Mitglieder orientiert, sei nicht mehr zeitgemäß.

Auch ein Mailverteiler für den kurzen Draht zu anderen Vereinsvorständen oder eine zentrale Jobbörse für Vereinstätigkeiten wie das Erstellen oder Betreuen einer Vereins-Website würde die Arbeit eines Vereinsvorstands erleichtern, meint Nowack.

Oberbürgermeisterin Petra Becker hat inzwischen angekündigt, sich um das Thema zu kümmern.

Am 17. März soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung des FC Germania über die Zukunft des Vereins entscheiden. “Auch das Thema Zusammenlegung von Vereinen darf jetzt kein Tabu mehr sein und muss offensiver angegangen werden”, so der Verein auf seiner Website. Sollte sich kein neuer Vorstand finden, müsse der Verein aufgelöst werden.

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Privatier

Einen interessanten Ansatz verfolgt die Gemeinde Heddesheim mit der Gründung einer Interessengemeinschaft Sport, in der 4 Vereine einen Dachverein gegründet haben, der zurEntlastung der Ehrenamtlichen und Entwicklungdes Sportangebotes dienen soll. durch den Dachverein können drei hauptamtliche Stellen besetzt werden, die für die Vereine arbeiten. Allerdings war diese Gründung nur durch die massive Unterstützung der Gemeinde Heddesh eim möglich. Bei der Stadt Stutensee sehe ich da ein massives Problem, da es keine Strukturen gibt die sich um Sport oder Kultur kümmern. Auch wenn die OB sagt sie wolle sich darum kümmern, scheint sie das Problem nicht wirklich erkannt zu haben. Es braucht eine zentrale Anlaufstelle für Sport bei der Stadt auch ein weiterer Beirat wird daran nichts ändern (siehe auch Bericht über den Seniorenbeirat)