“Die Kinder essen auf dem Flur und auf dem Fußboden”, beklagen sich Eltern. Gemeinderat und Stadtverwaltung sei nicht bewusst, wie schlimm die Zustände in der Kita St. Josef in Blankenloch seien. Seit einem Wasserschaden im Sommer ist das Untergeschoss nicht nutzbar. Dazu kommen die bereits davor bekannten Schäden. Die Stadtverwaltung stellt eine provisorische Nutzung des Untergeschosses ab Februar 2024 in Aussicht. Größere Maßnahmen seien im kommenden Jahr aber nicht vorgesehen.
Der Sanierungsstau in der katholischen Kindertagesstätte St. Josef ist seit Längerem bekannt. Zu defekten Toilettenkabinen, Wasserschäden an Decken und defekten Jalousien kam in den Sommerferien noch ein Wasserschaden im Keller. Für die Eltern, die sich bereits zuvor über die scheinbare Untätigkeit der Stadtverwaltung beklagt hatten, war das Maß damit voll. Sie schrieben einen Brief an die Verantwortlichen im Rathaus und nutzten die Bürgerfragestunde in der letzten Gemeinderatssitzung, um ihr Anliegen vorzutragen.
Der Wasserschaden im Keller sei in Folge eines Starkregens aufgetreten, erläuterte Bauamtsleiter Johannes Klawe. Das Wasser sei von unten hochgedrückt worden und habe zu einer großen Pfütze im Bewegungsraum gesorgt, der auch für das Mittagessen genutzt wird. Nach der Ermittlung der Ursache musste der Estrich entfernt und der Boden neu aufgebaut werden. Handwerker seien nicht kurzfristig verfügbar gewesen. Dazu komme, dass der Estrich eine gewisse Zeit trocknen müsse. Eine provisorische Nutzung solle Ende Januar, Anfang Februar wieder möglich sein.
Nach Aussage der Eltern habe der Handwerksbetrieb schnell reagiert und Kapazitäten frei gemacht. Jedoch sei die Stadt “nicht in die Pötte gekommen”, so die Eltern. Als es dann soweit war, habe der Handwerker schon andere Aufträge angenommen gehabt.
2019 hatte die Stadtverwaltung das Gebäude in Form einer Erbpacht von der katholischen Kirche übernommen. In dem Jahr sei bereits ein erster Baubeschluss zur Sanierung gefasst worden. Im Folgejahr habe das Konzept überarbeitet werden müssen, weil eine Vollküche gewünscht worden sei, so Klawe. Zu einer Entscheidung zwischen zwei möglichen Varianten sei es dann aber nie gekommen. “Das Thema wurde nicht vollständig aufbereitet, es ist nicht beschlussfähig”, ergänzte Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar. Warum das nicht weiter verfolgt wurde, blieb offen. Aber das solle nun bis zum ersten Quartal 2024 nachgeholt werden. Teil dieser Konzeption sei auch, ob der Standort überhaupt eine Zukunft habe. Für 2024 sind deshalb nur kleinere Maßnahmen vorgesehen wie die Sanierung der Toiletten im Untergeschoss und die Neueinteilung der dortigen Räume. Die schon länger vorgesehene Sanierung der Toiletten im Erdgeschoss, bei denen teilweise Kabinentüren fehlen, habe aus vergaberechtlichen Gründen bisher nicht durchgeführt werden können. Öffentlich dürfe dazu nicht mehr gesagt werden, so Schönhaar.
Für die in der Sitzung anwesenden Eltern waren diese Auskünfte alles andere als zufriedenstellend. 2018 sei in etwa das Gleiche vorgestellt worden, ohne dass etwas passiert sei. “Inzwischen sind vier Kindergarten-Generationen von den Missständen betroffen”, monierte ein Vater. Die Eltern würden hingehalten. “Die aktuellen Kinder werden nichts mehr von den Maßnahmen haben, uns fehlt das Vertrauen.” Die Eltern betonen, dass es ihnen aber nicht nur um die Kinder, sondern auch die Erzieher:innen gehe, die in der Einrichtung arbeiten. “Ihre Kinder haben nichts davon”, gab Schönhaar zu. “Wir wollen das Thema abschließen.”
Den Eltern geht das Engagement der Stadtverwaltung nicht weit genug. Wenn man wollte, könnte man einen Küchencontainer aufstellen, um den Kindern ein würdevolles Mittagessen zu ermöglichen, statt auf dem Fußboden essen zu müssen, so ein Vorschlag.
“Ich fand die Gemeinderatssitzung relativ enttäuschend”, so eine Mutter im Nachgang. “Ich habe den Eindruck, dass der Gemeinderat und die Stadtverwaltung die Notwendigkeit nicht sehen und anscheinend nicht richtig abschätzen können, wie schlimm die Zustände in dem Kindergarten sind.” Ihr habe die Reflektion der Stadt gefehlt. “Dass sie zugibt, dass das nicht gut gelaufen ist”, so die Mutter.
Für das Personal gebe es eine einzige Toilette in einer Abstellkammer, in der die Wand nass ist. Das wolle die Stadt nicht sehen, vermutet sie. Sie schätze, dass die Einrichtung überhaupt nicht mehr saniert, sondern ein neuer Standort gesucht werde. Aber bis dieser nutzbar ist, würden weitere Kindergenerationen mit den Missständen leben müssen.
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