Um sich für die Zukunft zu rüsten, haben die evangelischen Kirchengemeinden aus Stutensee und Weingarten einstimmig beschlossen, eine Fusion anzustreben. Läuft alles nach Plan, tritt der Zusammenschluss 2028 in Kraft.
Die schwindende Zahl an Mitgliedern macht auch den evangelischen Kirchengemeinden vor Ort zu schaffen. Die Evangelische Landeskirche in Baden (ekiba) hat bereits vor einigen Jahren einen Strategieprozess in die Wege geleitet, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Weniger Mittel insgesamt bedeuten auch weniger finanzielle Mittel und ein geringerer Bedarf an Gebäuden und Personal. Dazu kommt, dass junge Pfarrer:innen derzeit schwer zu finden sind.

Zu Beginn des Strategieprozesses waren die Kirchengemeinden, die derzeit alle selbstständig sind, in sogenannte Kooperationsräume eingeteilt. Zu den Stutenseer Gemeinden gehört auch die in Weingarten. Gemeinsame Aktivitäten wie das Zeltfestival hätten bereits dazu beigetragen, sich gegenseitig kennenzulernen.
Nun ging es um den nächsten Schritt. Ende September beschlossen die evangelischen Kirchengemeinden einstimmig, sich auch rechtlich zusammenzuschließen. Ziel ist eine gemeinsame Körperschaft öffentlichen Rechts mit einem Kirchengemeinderat. Die bisherigen Gemeinden sollen als sechs Pfarrgemeinden, einer Körperschaft kirchlichen Rechts, jeweils mit einem Ältestenrat bestehen bleiben.
Während sich die Kirchengemeinde um Verwaltungsaufgaben wie Finanzen, Gebäude und Personal kümmern soll, seien die Pfarrgemeinden für das Gemeindeleben vor Ort zuständig. Die Identitäten der Ortsgemeinden sollten dabei erhalten bleiben, so Lothar Eisele, Pfarrer in Friedrichstal.
Im kommenden Jahr wollen die Gemeinden den Fusionsvertrag erarbeiten, berichtete Pfarrer Jörg Seiter aus Blankenloch, der dem Kooperationsraum vorsteht. Bis April 2027 solle der rechtlich bindende Beschluss der Fusion getroffen werden. Die Landeskirche habe anschließend Zeit für die Umsetzung. Am 1. Januar 2028 soll die Fusion in Kraft treten.
Die Zahl der Pfarrer:innen müsse von 5,5 Stellen auf vier reduziert werden. Eine Stelle für Weingarten, eine für Blankenloch mit Büchig, zwei für Staffort, Spöck und Friedrichstal. Dabei müsse jedoch die weitere Entwicklung der Gemeindemitglieder berücksichtigt werden. In Friedrichstal sei die Zahl innerhalb der letzten 15 Jahre von 2.400 auf 1.850 zurückgegangen. In 15 Jahren werde in dem einstigen Hugenottendorf nur noch mit 1.000 Mitgliedern gerechnet. Die finanziellen Zuweisungen richten sich nach der Anzahl der Mitglieder, nicht nach der Zahl von Gebäuden oder ähnlichem. Eine Pfarrstelle sei für 2.000 Mitglieder vorgesehen.

forum Kommentare
Vielen Dank für den Artikel, der Einblick gibt in die Entwicklung in den evangelischen Gemeinden. Als evangelischer Pfarrer von Friedrichstal, den es immer wieder betroffen macht, wenn vom Standesamt eine Austrittserklärung aus der Landeskirche zugeschickt wird, möchte ich aber doch sagen, dass ich mehr Hoffnung habe, als die Prognose, dass in den nächsten 15 Jahren unsere Kirchengemeinde weitere 850 Mitglieder verlieren wird. Es kann ja auch sein, dass eine gegenläufige Entwicklung eintritt und wieder mehr Menschen es Wert schätzen, wenn es in einem Ort eine evangelische Gemeinde gibt, in der Gottes Wort verkündigt wird, in der Menschen Gemeinschaft erfahren und sich auch gegenseitig unterstützen, in der Kinder im evangelischen Kindergarten sich beheimatet fühlen und Kinder Jugendliche auf dem Weg ins Erwachsenenleben begleitet werden und auch ältere Menschen in der Kirchengemeinde Begleitung und Unterstützung erleben. Und vielleicht werden es auch wieder mehr Menschen, die verstehen, dass eine solche Arbeit Geld kostet und es Wert ist, unterstützt und getragen zu werden, auch wenn man nicht gleich einen unmittelbaren Nutzen für sich in seiner aktuellen Situation erkennt. Kurz, ich vertraue darauf, dass Gottes Geist Menschen neu beflügelt und Freude schenkt, sich in den Kirchengemeinden zu beteiligen. Die derzeitige Statistik ist für die Kirchen nicht gerade ermutigend, aber in der Kirchengeschichte wurden oftmals gerade Zeiten des Niedergangs zu einem Startpunkt für einen neuen Aufbruch. Jedenfalls vertraue ich darauf, dass Gott auch in der heutigen Zeit wieder Leben in den Gemeinden schenkt. Pfarrer Lothar Eisele