Manfred Beimel: Ortsvorsteher mit Herzblut

Manfred Beimel

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 10.03.2019 17:35 | 2 Kommentare

Zum 31. Dezember 2018 hat Manfred Beimel das Amt des Ortsvorstehers in Spöck an seine Nachfolgerin Karin Vogel übergeben. Am 1. März fand seine offizielle Verabschiedung statt (wir berichteten). Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Beimel am 1. Juli 2011 dieses Ehrenamt übernehmen konnte, und wieso gibt er es nun vorzeitig ab? meinstutensee.de hat sich mit ihm zum Gespräch getroffen.

Manfred Beimel wollte schon immer etwas bewegen, so sagt er. Vor seiner kommunalpolitischen Zeit ist er deshalb bereits über zehn Jahre lang Obermeister der Zimmerer-Innung Karlsruhe gewesen. Zur Kommunalwahl 2004 sei er dann von Georg Mack und später von seinem Cousin Klaus Mayer (Spöcker Ortsvorsteher von 2004 bis 2010) gefragt worden, ob er sich nicht eine Kandidatur bei den Freien Wählern vorstellen könne.

Insolvenz: “Makel werden wir nie los”

Mit seinen beiden älteren Brüdern hatte Beimel das Zimmerer-Unternehmen von seinem Vater übernommen, das im Jahr 2000 in eine Krise geriet, viele Mitarbeiter entlassen und 2007 schließlich Insolvenz anmelden musste. “Wenn die Lage auf dem Immobilienmarkt damals gewesen wäre wie heute, wäre das mit Sicherheit nicht passiert”, vermutet Beimel heute.

Aufgrund der geschäftlichen Situation wollte der 1964 in Karlsruhe geborene und in Spöck aufgewachsene Zimmermann nicht erneut zur Wahl antreten, ließ sich dann aber doch überreden. Dass genügend Mitbürger ihm vertrauten und er ein Mandat errang, überraschte ihn. “Diesen Makel werden wir nie los werden”, dachte er in Hinblick auf die Insolvenz seines Unternehmens.

Im Jahr 2011 schließlich gab Klaus Mayer das Amt des Spöcker Ortsvorstehers ab und überredete seinen Cousin Manfred Beimel, sich darum zu bewerben. “Einige hatten Kritik geübt, wieso jemand Ortsvorsteher machen will, der eine Firma in den Abgrund gefahren hat”, erinnert sich Beimel. Im Gemeinderat erhielt er bei seiner Wahl zum Ortsvorsteher elf Gegenstimmen, was ihn anspornte. “Ich hatte nie vorgehabt, Ortsvorsteher zu werden”, sagt Beimel. “Das war in meiner Lebensplanung nicht vorgesehen.” Aber wenn er es mache, versuche er es auch gut zu machen. “Die 2,5 Jahre bis zur nächsten Wahl kriegen wir irgendwie rum”, dachte er sich.

1150-Jahrfeier: “Mit dem Herzen dabei”

Von einer 1150-Jahrfeier war in Spöck damals noch keine Rede. Nach der Insolvenz hatte Beimel ein neues Unternehmen gegründet. Diesem wollte er sich widmen und 2014 deshalb nicht erneut kandidieren. Er wollte nicht, dass das Gleiche – die Zahlungsunfähigkeit – noch einmal passierte.

Doch die 1150-Jahrfeier nahm ihren Lauf. 2013 wurde der erste Arbeitskreis gegründet. Es gab viele Ideen, was man noch alles machen könnte. “Das Jubiläum war ein Anreiz”, erinnert sich Beimel. “Viele haben rumgehackt, jetzt zeigen wir den Jungs, was geht, wenn man mit dem Herzen dabei ist. Die Stimmen sind schnell verstummt.”

OB Klaus Demal, Prinz Max von Baden, OV Manfred Beimel (Foto: Klaus Mayer)

Wohl oder übel kandidierte Beimel bei den regulären Wahlen 2014 dann erneut. “Ich war so tief in den Vorbereitungen drin und wollte das nicht einem neuen Ortsvorsteher aufbürden.” Wert legt er darauf, dass die Feierlichkeiten nicht seine eigene Leistung gewesen seien, sondern die Leistung vieler, auch wenn einer vorausrennen und den Kopf hinhalten müsse.

Im Jahr 2015 habe er dann mehr Zeit mit der 1150-Jahrfeier als mit seinem Unternehmen verbracht.

Neubaugebiet: “Auf taube Ohren gestoßen”

Das Dorf-Jubiläum war aber nicht alles in seiner Amtszeit. Das Neubaugebiet “Vierundzwanzigmorgenäcker” sei ihm immer wichtig gewesen, betont Beimel. In den ersten beiden Jahren sei er aber auf taube Ohren gestoßen, insbesondere beim damaligen Baubürgermeister Matthias Ehrlein. Während die anderen Stutenseer Stadtteile in den vergangenen 40 Jahren teils um 50 Prozent gewachsen seien, habe sich Spöck lediglich um 19 Prozent vergrößert, rechnet er vor. Deshalb gebe es nun Wahnsinnspreise für Äcker. Viele junge Familien seien zwischenzeitlich nach Neuthard, Karlsdorf oder Büchenau gezogen, weil sie in Spöck keinen Wohnraum gefunden hätten. “Das tut weh.” Es nutze nicht, wenn am Ende nur noch Senioren in Spöck wohnten. Die Jungen seien genauso wichtig. Irgendwann hätten das alle verstanden. Andererseits habe es auch Vorteile, dass der Stadtteil nicht so schnell gewachsen sei. “Der Zusammenhalt im Ort ist groß.”

Luftbild Spöck Vierundzwanzigmorgenäcker

Auch für die Jugend wollte Beimel viel tun. Leider habe der Jugendplatz neben der Schule nicht funktioniert. Die Hütten seien dauernd zerstört worden (wir berichteten). Bei der Erneuerung des Waldspielplatzes sei erfreulicherweise viel in Eigenleistung mit den Bewohnern gemacht worden, ebenso beim neuen Begegnungszentrum. Auch die Vereine seien ihm immer wichtig gewesen. “Ohne Vereinsleben können Sie einen Ort vergessen!”

Er hätte auch noch einige Ideen, insbesondere in Richtung Umweltschutz und Nachhaltigkeit: Kunststofffreies Leben, Bildung von Fahrgemeinschaften, Fahrradboxen in Spöck, nennt er als Beispiele.

Erneute Kandidatur: “Nach drei Perioden reicht es”

Dass er die Kommunalpolitik nicht komplett an den Nagel hängt, sondern im Mai erneut für Ortschafts- und Gemeinderat kandidiert, liegt unter anderem an Oberbürgermeisterin Petra Becker. Sie sei eine vernünftige Frau mit klarer Linie. Es gefalle ihm als Unternehmer, wenn Entscheidungen getroffen werden, auch wenn sie nicht immer für jede Partei positiv ausfallen.

OB Petra Becker und Manfred Beimel

Dennoch habe er feste Prinzipien, sagt Beimel: “Drei Wahlperioden, dann reicht es.” Wenn man länger mache, komme eine gewisse Routine rein, das sei der Tod von allem Neuem.

Er würde häufigere Wechsel der Mandatsträger in allen Gremien begrüßen. Eine gute Mischung aus Erfahrung und neuen Ideen sei wichtig. Deshalb freue er sich über junge und neue Gesichter. Die Bürger könnten so erfahren, welche Strukturen es in der Stadt gibt, wie Steuergelder ausgegeben werden, was wichtig und was nur dringend ist. Wenn man die Hintergründe kenne, würde man nicht allen Gerüchten glauben. “Es wird viel geredet, obwohl man wenig Fakten kennt.”

Mit Sorge sieht er auch die Schwäche der SPD und das Erstarken von Radikalen. Er würde sich entgegen seiner Planung auch noch einmal bereit erklären, Ortsvorsteher zu machen, bevor ein Radikaler das Amt übernehme, betont er.

Manfred Beimel bei seiner Verabschiedung

Nach über sieben Jahren als Ortsvorsteher will er sich nun wieder mehr seiner Familie und seiner Firma widmen. Dass das politische Ehrenamt viel Arbeit bedeute, sei ihm klar gewesen. “Dass es aber so viel ist, damit hatte ich nicht gerechnet.”

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Old Shatterhand

Manfred Beimel ist ein ehrlicher Charakter. Er steht zu den Höhen und Tiefen seines Lebens. Da könnten sich manch andere Politiker, auch auf kommunaler Ebene, eine Scheibe abschneiden.

Old Shatterhand

Manfred Beimel ist ein ehrlicher Charakter. Er steht zu den Höhen und Tiefen seines Lebens. Da könnten sich manch andere Politiker, auch auf kommunaler Ebene, eine Scheibe abschneiden. Er ist „einer von hier“ und hat beide Beine auf dem Boden; das merkt man ihm an. Das macht ihn sympathisch!