Friedrichstal: Diskussion über Grünflächen

Versuchsflächen Wallonenstraße

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 28.07.2020 21:55 | 8 Kommentare

In Friedrichstal gibt es diverse Grünflächen, die der Ortschaftsrat vergangenen Samstag bei seiner Ortsbefahrung aufgesucht hat.

An der Wallonenstraße auf Höhe des Schulgeländes befindet sich eine Testfläche, auf der drei verschiedene Pflegemethoden getestet werden (wir berichteten). Die Stadt beteiligt sich zwar an dem Labeling-Verfahren für naturnahe Stadtbegrünung. Dieses gestalte sich jedoch sehr lang und zäh, so Ortsvorsteher Lutz Schönthal, weshalb Friedrichstal hier einen Alleingang gewagt habe.

Umweltbeauftragter Bernd Scholer beurteilt den Versuch kritisch. Die Aussat habe zu spät stattgefunden, durch Corona sei die notwendige Bewässerung in den Hintergrund getreten, und die unerwünschten Beikräuter seien nicht entfernt worden.

Klaus Hofmann (Freie Wähler) schlug vor, die Flächen nur zweimal im Jahr zu mähen, einmal im Juni und einmal im August. Über den Winter solle der Bewuchs stehen bleiben, um Insekteneier nicht zu entfernen. Außerdem dürfe nicht gemulcht werden, um dem Boden nicht weitere Nährstoffe zuzuführen. Schönthal (CDU) ergänzte dies um die Idee, an den Rändern zu Wegen weiterhin zu mähen, damit es ordentlich aussehe und klar sei, dass diese Flächen nicht in der Pflege vergessen worden seien, sondern dass ein Konzept dahinter stehe.

Der gleiche Ansatz sei bei den Grünstreifen zwischen Sportplatz und Ortseingang anzuwenden.

Ortschaftsrat an Versickerungsfläche Berliner Allee

Bei den Grünflächen in der Berliner Allee hingegen handele es sich um technische Bauwerke, so Umweltbeauftragter Scholer. Es habe Beschwerden von Anwohnern gegeben, dass diese anders begrünt werden müssten. Es handele sich jedoch um Versickerungsbereiche für Regenwasser. Diese müssten extensiv begrünt werden. Hier könnte die gleiche Pflege mit zweimaligem Mähen angewendet werden. Radparcours wären zwar eine gute Idee, so Schönthal, könnten aber nicht offiziell eingerichtet werden, da die Stadt sonst versicherungstechnisch haftbar sei.

Ortschaftsrat bei der Begutachtung des Kreisverkehrs

Ebenfalls um Begrünung ging es beim Kreisel Wallonenstraße/Berliner Allee, der 2013 gebaut wurde. Wie vom Gemeinderat beschlossen, soll dieser im Herbst neu gestaltet werden. 600 Blumenzwiebeln und Stauden sollen in einem speziellen Substrat angepflanzt werden. Die enthaltene Beregnungsfunktion, die wegen eines Rohrbruchs seit einiger Zeit außer Betrieb sei, solle wieder repariert werden. Die derzeit enthaltenen Lavendelpflanzen könnten an Interessierte abgegeben werden, wenn sie nicht zu sehr verholzt sind, so eine Idee aus dem Ortschaftsrat.

forum Kommentare

Der Alleingang von Friedrichstal scheint sich doch noch gelohnt zu haben. Da wird die Blütenpracht fachmännisch gemustert und mit Stolz bewundert und es wird entlang den Wegerändern angemäht, damit man sieht, dass sich jemand darum kümmert. Mal sehen wie die Teststreifen sich so weiter entwickeln und welche Linie der zukünftigen Grünbewirtschaftung als Sieger hervorgeht.

Jens Richter

Eigentlich ist unter dem verlinkten Artikel schon alles gesagt. Da aber diesem Kreisverkehr ein eigener Absatz gewidmet wurde, möchte ich doch auch mitdiskutieren.

Aus eigener Erfahrung und durch Google bestätigt, ist Lavendel eine Pflanze, die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge anzieht und Mücken vertreibt. Warum diese Pflanzen ersetzen?

Der Lavendel bedeckt einen erheblichen Teil der Fläche und breitet sich sichtbar und zunehmend in den schotterbedeckten Teil aus. In ein paar Jahren wäre der Schotter komplett überwachsen. Warum teuer entfernen?

Wenn Interessierte die Pflanzen in den heimischen (Vor)gärten anpflanzen dürfen. Warum darf der Lavendel nicht im Kreisverkehr (weiter)wachsen?

Kommt noch das Alter der Anlage in Betrachtungs: Sieben Jahre. Eigentlich der Zeitraum, den ein neu angelegter Garten benötigt, um sich richtig und schön zu entwickeln.
Warum also jetzt schon erneuern?

Dürfen (Fehl)Entscheidungen eigentlich zurückgezogen werden?

Also ich finde wie Herr Richter den Lavendel auch sehr schön dort. Der duftet, sieht fast das ganze Jahr üppig und gepflegt aus und kostet im Falle der erforderlichen Nachpflanzung nicht die Welt. 5 Stauden bei L… 10.79 €. Er stammt aus dem Mediterraneum -somit aus mitteleuropäischem Stammgebiet.

FH...

@Jens Richter: Es geht nicht um die Entfernung des Lavendels, sondern der diesen umgebenden Steinaufschüttung. Wäre dort Lavendel ohne Steingarten, so hätte man dies sicher so belassen. Näheres werden Ihnen sicher ihre Kolleg*innen der FW berichten können, die doch allesamt für diese Maßnahme gestimmt haben…

Nadja

Ich möchte auch gerne einen Kommentar dazu verfassen, da mir ein ausreichendes Nahrungsangebot für Insekten sehr am Herzen liegt, weshalb wir uns im eigenen kleinen Garten von allem was einfach nur “schön aussieht” zeitnah getrennt haben. Ich weiß, dass mit den Stauden und Zwiebeln ein neues Angebot für die Insekten geschaffen werden soll, aber auch ich sehe den Lavendel als überaus nützliche und sehr robuste, bei Insekten sehr beliebte, Pflanze an. Außer acht lassen sollte man hier außerdem nicht, dass die Sommer zunehmend heißer werden und der Lavendel auch in unserem Garten kaum Wasser benötigt, bzw. aufgrund der Tatsache, dass er aus dem mediterranen Raum stammt, den heißen Tagen sehr gut strotzen kann. Wir haben bei uns mehrere weiße und lila Lavendel im Garten, die nacheinander blühen (Stichwort: konstanter Blühteppich) und gerade Hummeln und Bienen bereits seit Wochen ein super Nahrungsangebot bieten!
Auch wenn es um die eigentliche Beseitigung der Steine geht und das Ganze nun schon mehrheitlich beschlossen wurde, finde ich es wichtig auch in Zukunft wieder Lavendel anzupflanzen, da wir ebenso diverse Stauden im Garten haben, die weitaus pflegeintensiver sind (vom regelmäßigen Düngen ganz abgesehen) und ein Vielfaches mehr an Wasser benötigen.

Ps: Eine gelungene Umsetzung für einen schönen “Dauerblüh-Kreisel” befindet sich übrigens am Maximiliancenter in Maxau.

DANKE auf jeden Fall an Sie alle, denn das zeigt mir, dass das Thema Naturschutz/ Insektenschutz auch in Zukunft weiter ein großes Thema in der Kommunalpolitik ist und sich sehr viele Gedanken dazu gemacht werden !!!

Jens Richter

@FH: 1. bin ich kein Mandatsträger, 2. gilt auch für mich Art. 5 GG und 3. stehen jedem Mitglied und jedem Mandatsträger der FW das Recht auf eine eigene, unabhängige und freie Meinung und Entscheidung zu.

FH...

@Jens Richter: Mir ging es im entferntesten darum, Ihnen ihr Recht auf eigene Meinung abzusprechen. In Ihrem obigen Eingangsbeitrag haben Sie fünf Fragen gestellt. Meine bescheidene Anregung war lediglich dahingehend, diese mit Ihren Partei- (genauer Vereins-)freunden, die für diese Maßnahme gestimmt haben, zu diskutieren.

Insider

Nach veröffentlichung des zweiten Berichts hier auf meinstutensee.de, in dem es um die geplanter Erweiterung Friedrichstals im Süden geht, muss man sich doch wirklich fragen womit dieser Ortschaftsrat eigtl noch seine Daseinsberechtigung behält.

Oben lesen wir noch wie vehement und akribisch über das korrekte und artgerechteste Mähverhalten hinsichtlich der, mit gesundem Verstand betrachtet, verschwindend kleinen Grünstreifen eifrig debattiert und diskutiert wird. Zum anderen können wir aber auch sehen, wie die selben Mitglieder,regelrecht mit kindlicher Freude in den Augen, die zu bebauende Fläche betrachten. Es reicht ja jetzt nicht, dass die Bebauung duch das Haus Edelberg nicht stattfindet, nein, jetzt soll hier eine tolle Wohnbebauung entstehen. Dieses mal muss man sich ja nicht mit renitenten Ackerbesitzern herumschlagen und kann gleich in die vollen gehen. Bestimmt wird dieser Teil des Neubaugebietes genau so stilvoll und ansprechend in seiner äußeren Erscheinung wie die vorigen Abschnitte, die Straßen dann aber bitte noch kleiner machen und dringend mit mehr Blumenkübeln versehen….(Ironie aus)

Im Ernst, es wird über popelige, von Lärm und Abgasen geplagte Grünflächen diskutiert, die angeblich unheimlich viele seltene und vom aussterben bedrohte Insekten anziehen sollen und auf der anderen Seite kann man es schon nicht mehr erwarten eine im Vergleich dazu riesiege Fläche zu versiegeln und weitaus mehr Lebensraum für allerlei Arten der Flora und Fauna zu zerstören.

Weiter so, Stutensee muss und soll städtischer werden!
Aber bitte bestellt dann doch diesen traurigen Verein Namens “Ortschaftsrat” ab, in dem sich doch eigentlich gestandene Männer und Frauen mit solchen Aktionen und Themen doch nur der Lächerlichkeit preisgeben…