Siedlungsentwicklung mit Flächenpool

Blankenloch West

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 26.10.2020 15:37 | 1 Kommentar

Der Nachbarschaftsverband Karlsruhe erarbeitet seit einigen Jahren mit den dazugehörenden Kommunen den Flächennutzungsplan 2030. Jede Stadt legt Flächen fest, wo sie künftig Gewerbe- oder Wohngebiete ausweisen möchte.

Die Flächen in den nördlichen Stadtteilen sind relativ klar. Neue Gewerbeflächen sind nur in Blankenloch (westlich der Bahn) und in Spöck vorgesehen. Jeder Stadtteil bekommt Flächen für den Wohnungsbau. Nicht festgelegt sind dabei die Flächen in Blankenloch. In der ursprünglichen Fassung hatte der halbe Lachwald zu den neuen Wohnungsbauflächen gehört. Nach dem Bürgerentscheid im Jahr 2018 musste diese Fläche herausgenommen werden. Gleichzeitig hat die Stadtverwaltung mit dem Gemeinderat beschlossen, aus den verbleibenden Flächen in Blankenloch einen Pool von etwa 16 Hektar zu bilden. Dieser wird beim Nachbarschaftsverband angemeldet, ist aber keiner festen Fläche zugeordnet.

Das kann nur bis Ende 2022 so bleiben. Bis dann muss auch der Pool auf konkrete Flächen aufgeteilt werden. Diese müssen nicht zwangsweise in Blankenloch oder Büchig liegen. Im kommenden Jahr will die Stadt ein Format zur Bürgerbeteiligung hierfür erarbeiten.

“Wir verschieben die größte Frage auf 2022”, beschrieb Lutz Schönthal (CDU) das aus seiner Sicht große Problem. Blankenloch sei der Stadtteil mit dem größten Siedlungsdruck. Neuerschließungen von Flächen sehe er ökologisch problematisch.

Karin Vogel (Freie Wähler) drängte darauf, die Bürgerbeteiligung sehr früh anzugehen. “Es ist sehr wichtig, die Bürger mitzunehmen.” Man brauche nicht nur einen Flächennutzungsplan, sondern Stadtentwicklung. “Wie wollen wir wachsen?”

“Das Verfahren ist sehr weit gediehen”, stellte Wolfgang Sickinger (SPD) fest. Der Nachbarschaftsverband beschließe den Flächennutzungsplan am 2. November. Änderungen seien deshalb nicht mehr möglich. Die Verteilung des Flächenpools sehe er nur zusammen mit einem Stadtentwicklungsplan unter Einbeziehung der Einwohnerschaft.

“Wir müssen sorgfältig mit unseren Flächen umgehen”, so Karl Mittag (Grüne). Flächenfraß sei auch Ursache für das Artensterben. Das sei aus seiner Sicht keine Verweigerungshaltung, sondern sachlich begründet. Ludwig Streib (Grüne) kündigte an, gegen den Flächennutzungsplan zu stimmen, da er auch schon gegen die Erstellung des Flächenpools votiert hatte.

“Wir sind eine ‘Familienbewusste Kommune plus'”, so Marius Biebsch (Junge Liste). Er frage sich, ob das überhaupt weiter möglich sei, wenn die Stadt keinen Wohnraum für junge Leute und Familien anbieten könne.

Der Flächennutzungsplan 2030 mit einem Flächenpool von 16,2 Hektar wurde bei fünf Gegenstimmen mehrheitlich vom Gemeinderat beschlossen.

forum Kommentare

-kwg-

Poolflächen- Planflächen – Spielflächen? Wie man es auch nennen mag. Es ist ein Wettstreit um Landflächen mit unterschiedlichen politischen Spielregeln und Ansichten. Aber egal wie gespielt wird. Alles läuft auf eine Reduzierung der unbebauten Fläche und daraus resultierend, auf eine Zunahme von bebauten Flächen hinaus. Ob man nun Landwirtschaftsflächen, Wiesen, Wald, Schutzgebiete, oder innenverdichtete Gärten dafür opfert, ist nicht von Bedeutung. Der Flächenverbrauch steigt, egal wo und wie man baut, das ist das Ergebnis. Dort wo vorher ein Baum, ein Strauch, eine Wiese, ein Wasserloch, eine kleine Nische der Natur war- entsteht was Neues. Ein Haus, ein Häuserblock, ein Hochhaus, mit einer kleinen Grünfläche – vielleicht- oder einem Schottenschottergarten. (Das ist die billige Art – eine Eigentumsfläche gut gepflegt aussehen zu lassen, nachhaltig, kostensparend und immissionsfrei zu bewirtschaften, um die umliegende Nachbarschaft mit größter Ruhe zur Entspannung zu versorgen.) Keine lauten Rasenmähermotoren, keine noch lauteren Laubbläser, keine Rasenlockermacher und keine unnötige Fahrten mit dem halbvollen Hänger zum weit entfernten Grünabfallsammelplatz. Energiesparende- CO² freie Gartenwirtschaft. Dazu allerdings auch keine Stechmücken und Ungeziefer, wie man diese in üblichen Naturverwüstungen vorkommenden Tierarten gelegentlich auch schon mal bezeichnet. Stein-und Schottergärten die angedachte Zukunftsperspektive für demnächst heimatlose, nach Oberhausen auswandernde Stutenseer Zauneidechsen.
Und jetzt drängelt der Nachbarschaftsverband auch noch mit diesem Nutzungsplan 2030. 16 Hektar sollen von den verbleibenden Flächen abgezwackt werden. Immerhin 16 Hektar Flächenverbrauch nur fürs Wohnen, derzeit noch ohne feste Flächenzuordnung. Bereits gemachte kommunale zukunftsgerichtete Gedankenspiele, zeitintensiv und kostspielig zu Papier gebracht, in den vorliegenden Steckbriefen der Zukunftsplanung „Blankenloch -Büchig -aufeinander zu“ oder „Blankenloch nach Osten“ geprüft und mit kleinen Abstrichen mit guten Prüfergebnisen versehen. Einziges Manko: Außer bei den Prüfflächen östl. Steinweg Nord (W-030) und West (W-032) keine anscheinend finanzgenerierenden Eigentumsanteile der Gemeinde vorhanden. Und bauen in der Grünzäsur (W-001/W-003/W-004). Ganz schlechte Karten. Also was bleibt noch W-033, Steinweg Süd – ohne Grenzüberschreitung der hausgemachten roten Linie Steinweg und mit wenig zerstörter Baum-, Strauch- und Heckenkultur, im Falle einer baulichen Erschließung mit geringen Andockproblemen an bestehende Versorgungsstrukturen von Hohe Eich.
Jetzt wieder neue Streitplätze eröffnen mit neuen Flächen-Gedanken-Spielen. Für Büchig- und für Blankenloch? Bestehende kultivierte Landwirtschaftsnutzflächen Bü.4 u. 5/ Bl.1/13/14/15 – einfach verbauen? Ausgewiesenes Ackerland mit höchster Bodenqualität. Da ist mir eine Zukunftsplanung und nachgelagerte durch Bauvorhaben aufgedrängte Legalisierung, eines ernährungswirtschaftlich, unbedeutenden pferdekoppelbewirtschafteten Roßbollen-Landschaftsschutzgebietes, in der Baulandperspektive genannt „Blankenloch besser nach Osten“-sehr viel lieber, als die Gedanken an die Vernichtung aktiv genutzter landwirtschaftlicher Versorgungsflächen. Die ortsansässige Landwirtschaftsindustrie, hat sich hierzu auch schon lange nicht mehr gemeldet. Das von Gemeinderäten erwähnte Verschieben von wichtigen Entscheidungen, eine schwierige langatmige Bürgerbeteiligung über Wachstumsformen der Stadt, der befürchtete unvermeidbare grüne Flächenfraß, und die positive Einstellungen jüngerer Kommunalverantwortung zum allgemeinen Familienbewusstsein, spiegeln die Meinungen wieder, und nähren die Hoffnung, dass man sich nach dem Lachwaldschock durchaus mal wieder um das Thema – städtischer Fortschritt – kümmern sollte und könnte. Infolge bevorstehender Landtagswahlen ist leider nicht von allen eine Meinung zu den aktuellen Fragen der Stadtentwicklung zu vernehmen. Blos jetzt nichts falsches sagen. Jede Stimme zählt.
Auch die zu befürchtende dauerhafte La Ola ortsrandverwöhnter Aussichtsfanatiker scheint ihre Grenzen zu haben. Da besteht nirgendwo eine Garantie unverbaubarer Aussicht auf Auwald, Alte Bach Beach oder Heuberg, Michaelsberg und Habichtsbuckel.
Die Bevölkerung von Stutensee ist in 30 Jahren um 5000 Einwohner gewachsen. Das sind 166 Einwohner die im Durchschnitt jährlich hinzugekommen sind. Sei es durch Zuzug oder biologisches Erscheinen. Drei Busse voll Leute und die sollen in der Kreisstadt Stutensee keinen Platz mehr finden- in Zukunft? Auch viele GemeinderäteInnen saßen einmal im Bus von Süden kommend, und waren froh, dass er in Blankenloch oder Büchig angehalten und nicht in einem nördlicher liegenden Stadtteil durchgefahren ist. Auch die Strategien zum eigenen Grundbesitz und dessen Vermarktung in den früheren Jahren, vor der Fusion waren anders geprägt und haben sich wesentlich verändert. Es war nie schlecht, und tatsächlich von Nutzen, selbst ein kleines Äckerle in der Nähe vom großen Gemeinderatsacker zu besitzen. Bekanntlich haben Zuwanderer, des Öfteren vor dem Wanderereignis ihr heimatliches Äckerle gut verkauft, besitzen aber in der neuen Wahlheimat selbst keines. Sie können fortan vorwurfslos und neutral über Nutzung und Handhabung von nicht eigenem Grund und Boden vollmundige Entscheidungen treffen.
Insofern bin ich sehr gelassen und auch froh, dass ich ohne Vorwurf und mit neutraler innerer Gelassenheit die in 2 Jahren durch eine mitgenommene Bürgerbeteiligung untermauerte abschließende Stadtentwicklungsplanung vernehmen kann. Ich wünsche den dann im Planungsbereich liegenden Grundstücksbesitzern, dass sie an diesem Tag genug Sektflaschen im Keller haben, um die Korken derselben kräftig knallen zu lassen.