Was tun mit den Linden?

Südliche Badstraße

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 02.10.2020 8:06 | 3 Kommentare

Die entlang des Parkplatzes der Festhalle Blankenloch stehenden Linden können nicht an ihrer jetzigen Stelle erhalten bleiben. Grund dafür ist das Bauvorhabens “Wohnpark Mittendrin”. Nach Protest aus der Bevölkerung verständigte sich der Gemeinderat darauf, zwei der Bäume umzusetzen sowie weitere Linden an anderer Stelle neu zu pflanzen.

Dass die Linden nicht an ihrem jetzigen Platz verbleiben könnten, machte Erste Bürgermeisterin Sylvia Tröger bereits zu Beginn der Gemeinderatssitzung vergangenen Montag auf Nachfrage eines Anwohners deutlich. Die Pläne hierfür seien vor über zwei Jahren beschlossen worden. Nun könne man das Verfahren nicht neu aufrollen.

Um den Bürgern und auch dem Wunsch der Gemeinderäte entgegenzukommen, standen mehrere Varianten zur Auswahl: Verpflanzung aller sechs Linden an andere Stellen in Blankenloch – die Chance auf ein Anwachsen wird mit 50 Prozent angegeben – oder Umsetzung von nur zwei Linden und Pflanzung neuer Lindenbäume von dem Differenzbetrag zu Variante 1. Dritte Variante wäre gewesen, anzuerkennen, dass die Stadtverwaltung in dem neuen Wohnquartier über den Bebauungsplan für ausreichend Durchgrünung gesorgt habe. Zudem waren in einer vergangenen Sitzung weitere freiwillige Baumpflanzungen auf der Rasenfläche an der Festhalle beschlossen worden.

Die Umsetzung der sechs Linden würde einer von der Stadtverwaltung zitierten Fachfirma zufolge etwa 26.000 Euro kosten. Im Anschluss sei für drei Jahre eine spezielle Pflege der verpflanzten Bäume erforderlich, welche mindestens 20.000 Euro kosten würde.

Dieses Thema spaltete die Stadträte quer durch die Fraktionen.

Insbesondere, weil die Bäume schon über 30 Jahre alt seien und junge Bäume bei den heißen Sommern Probleme beim Anwachsen haben könnten, votierte Susanne Suhr (Grüne) für die Verpflanzung aller sechs Bäume. Dem schlossen sich Nicole LaCroix und Ansgar Mayr (beide CDU) an.

Der Rest der CDU/FDP-Fraktion tendierte zur Verpflanzung von nur zwei Linden. “Die Kosten sind enorm hoch, eine Anwachsgarantie gibt es nicht”, so Sylvia Duttlinger. Mit den zwei Bäumen könne man immerhin Erfahrung bei der Verpflanzung von Großbäumen sammeln. “Nach der Verpflanzung hat der Baum einfach nicht mehr die Vitalität”, berichtete Thomas Hornung aus seinen Erfahrungen, da Wurzeln und Krone stark zurückgeschnitten werden müssten.

“Ein Versetzen ist Wunschdenken”, meinte Klaus Mayer (Freie Wähler). “Viel Geld für ein unbekanntes Ergebnis.” Deshalb stimme er für den Kompromiss mit zwei Verpflanzungen. Die zusätzlichen neuen Bäume sollten dann aber auch schon zehn Jahre alt sein.

“Es geht um wirklichen Klima- und Umweltschutz”, so Wolfgang Sickinger (SPD). Für symbolische Handlungen habe er nicht viel übrig.

“Wir sind für den Kompromissvorschlag”, sagte Tobias Walter (Junge Liste). Allerdings wüsste er nicht, wer das Holz der zu fällenden vier Linden kaufen würde. Die Einnahmen aus diesem Verkauf waren von der Stadtverwaltung ebenfalls für den Kauf neuer Bäume vorgeschlagen worden.

“Wir werfen Geld in großem Maßstab aus dem Fenster”, stimmte Karl Mittag (Grüne) gegen die Verpflanzungspläne und den Rest seiner Fraktion. Er würde das Geld lieber für allgemeine Naturschutzmaßnahmen wie den Schutz der Rebhühner einsetzen.

Für das Verpflanzen aller sechs Linden stimmten nur sechs Stadträt:innen – vier von den Grünen, zwei von der CDU. Diese Variante fand demnach keine Mehrheit. Der Kompromissvorschlag, zwei Linden umzusetzen und neue Linden zu pflanzen, fand eine Mehrheit von 13 Stimmen bei drei Enthaltungen und drei Gegenstimmen.

In der gleichen Sitzung wurde einstimmig der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan “Wohnpark Mittendrin” gefasst. Am 10. September ist der Kaufvertrag mit der Volkswohnung Karlsruhe geschlossen und der Durchführungsvertrag notariell beurkundet worden. Baubeginn wird in der ersten Jahreshälfte 2021 sein.

forum Kommentare

-kwg-

„Einen alten Baum verpflanzt man nicht! “, meinte im übertragenen Sinne, dass Menschen im Alter nicht aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden sollen. Hierauf hat sich die Politik und die Gesellschaft verständigt. Warum? Das werden sie am weiteren Wachstum der Bäume selbst verfolgen können, wenn die zwei Linden nicht anonym verpflanzt werden sollten. Nachdem aber nun auch immer mehr alte Menschen verpflanzt werden, kommt es ja auf die paar Bäume, die im Jahr 2770 gesellig ihren 800. Geburtstag feiern wollten, und dafür baldigst über ein verchromtes Hochleistungskamin eines Holzverheizers, den man sicherlich finden wird, den Weg in die unendliche Freiheit genießen dürften, auch nicht mehr an. Ehemalige Kämpfer des Lachwaldes planen sicher eine Versuchsreihe, “Kann man nicht auch einen ganzen Wald verpflanzen ?” Und ehemalige Abholzerstrategen drehen die Fahne in den Gegenwind, und denken schon an die kommenden Landtagswahlen. Nur weil man vor zwei Jahren einen solchen Abholzbeschluß gefasst hat, ist er nicht mehr umkehrbar. Also bitte Frau Bürgermeisterin…. – da hatte man schon andere Dinge beschlossen und neu aufgerollt. Aber was ist Sache? Hoffentlich bleibt vielen Hinterhofbäumen, als Luft – und Schattenspender in der geplanten Innenverdichtung, hinter dem RÄTEhaus, dieses Schicksal erspart, sonst muss man sich langsam wirklich die Frage stellen: Wie ernst und wichtig manche Themen dieser Weltverbesserung wirklich gesehen werden? Wenn selbst ein alter Kapitän wegen Kostenexplosion seine Brücke verlässt, um sich einem anderen längerfristigen Thema zu widmen, dessen Ausgang wahrscheinlich mit dem Schicksal der umzupflanzenden Bäume zusammenhängen wird, dann wirds spannend im Revier. Wenn man es nicht schafft eine neu zu planende kleine Strasse, um einen älteren “absolut saumäßig” gesunden Holzbestand, für dessen Platt machen, man eine amtliche Genehmigung benötigt, herumzuleiten, sollte man sich über Schottergärten oder andere ortsbildlich verschönernde Hauseigentümerideen auch keine Gedanken machen dürfen. Also aufpassen- bald erklingt der Ruf der Holzfäller – “Achtung-Baum fällt.” 4x nacheinander. Tolle Leistung muss ich schon sagen.

Valentin

Bei einer durchdachten und nachhaltigen Planung wäre trotz Feuerwehrzufahrt entlang der Festhalle eine Erhaltung der Linden möglich. Wir fordern die Stadt auf, die a ngedachten Stellplätze auf der jetzigen Badstraße auf die Fläche des Investors zu verlegen. Das von der Stadt Stutensee so groß angepriesene Stadtradeln zur Einsparung von CO2 bringt nicht so viel, wenn man im Gegenzug die örtlichen Klimaretter
(die Bäume) fällt.
#Rettet die Linden und unsere Zukunft
Gruß Luca Raupp und Valentin Heilmann.

Valentin

“Es geht um wirklichen Klima- und Umweltschutz”, so Wolfgang Sickinger (SPD). Für symbolische Handlungen habe er nicht viel übrig.

Wenn es um wirklichen Klimaschutz geht muss man aber im vor feld abklären ob die Bäume das Bauprojekt stören und dann das Bauprojekt in sofern verändern das die Bäume, die die wichtigste Aufgabe auf dem Planet Erde vollbringen weiterhin erhalten bleiben können. Die Bäume stehen noch und die Wohnsiedlung nicht. Daraus ist zu schließen ist, dass es immer noch möglich ist das Konzept in sofern zu ändern, dass es um “wirklichen Umweltschutz” geht, bei dem keine 1,13 mio für eine neue Straße ausgegeben werden, neben der bereits eine Straße besteht und uns die Bäume weiterhin erhalten bleiben.
Viele Grüße Valentin Heilmann.