Am 15. September ist die Stadt Stutensee ausgezeichnet worden für ihr Engagement bei der naturnahen Bepflanzung von innerstädtischen Grünflächen. Darüber berichtete Bernd Scholer, Leiter der Stabstelle Umwelt in der Stadtverwaltung, bei der Gemeinderatssitzung Ende November.
“StadtGrün naturnah” heißt das Labeling-Verfahren, das vom Verein “Kommunen für biologische Vielfalt” durchgeführt wird. Stutensee hatte sich 2019 um die Teilnahme daran beworben und wurde für 2020 erstmals ausgewählt. Nun erhielt Stutensee die Zertifizierung in Bronze. Dafür sind 500 Punkte in der Beurteilung erforderlich gewesen. Ab 750 Punkten hätte es Silber gegeben und ab 1000 Gold. Stutensee erreichte auf Anhieb 730 Punkte, knapp unter Silber.
Das Ganze sei ein “Blindflug” gewesen, so Scholer. Da es noch keine Erfahrungen gegeben habe, habe die Stadt nicht gewusst, welche Stufe sie erreichen werde. Das Label ist bis 2024 gültig. Dann strebt Stutensee eine Rezertifizierung für weitere drei Jahre in einer höheren Stufe an.
Erste Schritte in die naturnahe Begrünung ist Stutensee bereits vor einigen Jahren im Rahmen des Programms “Natur nah dran” gegangen. 2021 hat Stutensee eine Grünflächenstrategie beschlossen. Scholer sieht weiteres Aufholpotenzial beispielsweise in der systematischen Bestandserfassung und einer Dienstanweisung zur Baum- und Strauchpflege für den Bauhof.
Stutensee ist eine von neun Kommunen in Baden-Württemberg, die an dem bundesweiten Projekt teilnehmen. Zur Erreichung der drei Qualitätsstufen Bronze, Silber und Gold werden Punkte benötigt, die sich aus einem Kriterienkatalog ergeben. Dieser umfasst die Handlungsfelder “Unterhaltung von Grünflächen” – hier geht es um die Förderung der biologischen Vielfalt -, “Interaktion mit Bürgerinnen und Bürgern” sowie “Zielsetzung und Planung”.
forum Kommentare
Also bei einer genaueren Betrachtung der Gesamtlage, ist die Teilnahme an solchen Projekten, wo auch noch Mitgliedsbeiträge (zwar gering) entrichtet werden müssen, so eine Art kommunale Beruhigungspille in Bonzeformat. Mehr aber auch nicht. Auch die auf Internetseiten nachvollziehbaren Mitgliedsbestände deutscher Kommunen, lassen darauf schließen, dass viele Städte oder Kommunen, auch ohne ein solches Zertifikat gut leben können. Die sind ja deshalb nicht Ungrüner. Oder Vielfaltsärmer. Allein die geplanten Verdichtungen in den Altstadtkernen, die dortige Überbauung großer bestehender Grünbereiche, die hießen einmal grüne Lungen, waren baulich unantastbar, bringen den Schwalbenschwanz und den Hirschkäfer nicht mehr dorthin zurück. Die Artenvielfalt im Kernbereich wird verdrängt, und lässt sich auch nicht mit ein paar blühenden Büschen dort festsetzen.
Ebenso die großflächige Versiegelung mit schnell abfließenden Wassermassen, trägt sicherlich nicht dazu bei, bestehende, jahrhundertelang eingespielte Natursysteme in ihren gewohnten Abläufen, in Funktion zu halten. Und von den, mir immer noch unnötig erscheinenden Kompromissabholzungen von gesundem Holzbestand, ganz zu schweigen. Irgendwie passt zwar der Kittel, aber die Ärmel sind noch viel zu lang. Das Eine passt nicht zum Anderen. Hier muss grundsätzlich schon bei einsetzendem traumatischem Gedanken oder einer Blitzidee, in vielen Jahren etwas verändern zu wollen, die Funktionsfrage “Was hat das für elementare Auswirkungen auf andere jetzt dort vorkommende Systeme?”. Und das scheint mir momentan mit grünen Randstreifen, Blütenbüschen, unschönen Robustpflanzen, viel zu wenig zu sein. Und darüber täuscht auch eine Urkunde für jährliche Kosten von 165 €, von der dann bald 10 oder 20 im Rathausgang oder im Umweltbüro hängen, nicht hinweg. Macht Euch jetzt schon Gedanken, wie die ganze Vielfalt, auch die Menschliche Lebens-und Wohlfühlvielfalt, auf diesen zukunftsgerichteten demnächst stattfindenden, regionalplanerischen Bauplatzspielchen und Bahntrassenführungen in großem Ausmaß, dann erhalten werden sollen. Mit aus Mistbollen herauswachsenden Löwenzähnchen, oder den örtlich bekannten “Scheißmeldern” entlang der ungemähten Randstreifen, wird kein großer Staat für zukünftige Vielfalt, welche wir Menschen als solche auch noch erkennen können, zu machen sein.
Herzlichen Glückwunsch der Stadt Stutensee zum Riesenerfolg, bei so einem wichtigen Wettbewerb und dieser großen Zahl an Mitbewerbern, mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet zu werden. Wie wichtig dieser Wettbewerb für Gemeinden ist, sieht man schon an der enormen Teilnehmerzahl. So haben zwischen 2016 und 2021 in Deutschland sage und schreibe 49 von rund 10.800 Kommunen teilgenommen, das sind starke 0,45%, in Baden-Württemberg waren es 0,82% (9 von rund 1.100). Ach ja, diese super Auszeichnung ist drei Jahre gültig, wenn sie erneuert werden soll, geht die Teilnahme aber leider nicht mehr kostenfrei! Aber man hat ja mal wieder, wie -kwg- oben richtig schreibt, eine „Art kommunaler Beruhigungspille“. Und sowas hat bei uns in Stutensee Tradition. Manche mögen sich noch an die Bepflanzungsaktionen 2017 neben dem Gehweg beim alten Friedhof in Büchig erinnern (Aktion „Natur nah dran“), die die Stadtoberen mit großem Brimborium gefeiert haben, obwohl sie gerade knallhart beschlossen hatten, 200 m weiter weg sechs Hektar Lachwald abzuholzen.
Nichts gegen Stadtbegrünung, die wichtig und unterstützenswert ist. Aber muss dazu gleich öffentlichkeitswirksam bei Wettbewerben und Ausschreibungen mitgemacht werden. Das bindet Kräfte, die bestimmt in unserer Verwaltung zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger besser eingesetzt werden könnten. Ich hätte mich sehr über eine Auszeichnung der Stadt Stutensee für guten Bürgerservice gefreut. Da ich nicht weiß, ob es einen solchen Wettbewerb zurzeit überhaupt gibt, folgender Vorschlag an unsere Stadtführung. Machen Sie doch mal richtig medien- und öffentlichkeitswirksam eine Umfrage unter den Stutenseern, was sie vom Bürgerservice in unserer Stadt halten. Das Ergebnis lässt sich dann dekorativ im Foyer des Rathauses aushängen.