Auf der Suche nach einer neuen Trasse: So vergleicht die Bahn

Segmentvergleich Stutensee

Beitragsbild: DB Netze

Von Martin Strohal | 12.02.2022 22:58 | 3 Kommentare

Ende Januar hatte die Bahn exemplarisch vorgestellt, wie sie auf der Suche nach einer neuen Trasse zwischen Mannheim und Karlsruhe einzelne Abschnitte vergleicht. Nun liegen die konkreten Bewertungsergebnisse aller untersuchten Abschnitte vor. Im Bereich Stutensee geht es um den Abschnitt, der zwischen Friedrichstal, Spöck und Staffort hindurchführt. Hier wurde eine der beiden Varianten vorerst zurückgestellt.

Zwei Linienkorridore führten im bisherigen Stand der Planung über Stutenseer Gemarkung. Beide zweigen nördlich von Friedrichstal von der bestehenden Bahnstrecke ab und führen zwischen Spöck und Friedrichstal hindurch, an den Stafforter Aussiedlerhöfen und dem Baggersee vorbei zur Autobahn A5. Obwohl ein Linienkorridor bis zu 1000 Meter breit sein soll, sind die Planer der Bahn hier sehr ins Detail gegangen und haben Platz für zwei Varianten gefunden. Die eine näher an Spöck (Segment 1104), die andere näher an Friedrichstal (Segment 1105). Im Zuge des sogenannten Segmentvergleichs haben die Planer beide Varianten genauer untersucht und daraufhin die Variante, die näher an Friedrichstal liegt, zurückgestellt.

Segmentvergleich Stutensee

Bei der Bewertung wird gemessen, auf wie vielen Metern die Trasse schützenswerte Bereiche durchqueren würde. Die sogenannten Raumwiderstandsklassen werden dabei getrennt betrachtet. Je höher eine Raumwiderstandsklasse, desto höher ist die Schutzwürdigkeit eines Gebiets. Klasse III ist “hoch” (z.B. Biotopverbund und Wiedervernetzungsabschnitte, Sport- und Freizeiteinrichtungen, geschützte Biotope, Landschaftsschutzgebiete, regionale Grünzüge), Klasse IV “sehr hoch” (z.B. geschützte Wälder, Industrie- und Gewerbeflächen, Naturschutzgebiete, Grünzäsuren) und Klasse V “außerordentlich hoch” (z.B. Wohnsiedlungsflächen, UNESCO-Weltkulturerbestätten). Genaue Definitionen sind auf der Website der Bahn zu finden (PDF).

Insbesondere geht es um die Durchfahrung von geschützten Natur- und Landschaftsgebieten, sogenannte Fauna-Flora-Habitate (FFH-Gebiete), aber auch um die Unterschreitung bestimmter Abstände zu Wohngebieten. In der höheren Klasse IV wird die Unterschreitung von 250 Metern Abstand gemessen. Bei dem Verlauf näher an Spöck wäre das auf 1756 Metern der Fall, bei dem Verlauf näher an Friedrichstal nur auf 1741 Metern. Allerdings würde die Friedrichstal-Variante FFH-Gebiete – konkret gemeint ist hier der Lochenwald südlich von Staffort – auf 1349 Metern durchschneiden, bei der anderen Variante nur auf 1321 Metern. Den deutlichsten Unterschied gibt es im Bereich “Raumordnung”, wozu in Klasse IV hauptsächlich Grünzäsuren zählen. Insgesamt ist die näher an Friedrichstal liegende Variante aus Sicht der Bahn schon in dieser Kategorie im Nachteil.

Segmentvergleich Stutensee

Bei Betrachtung der geringer gewerteten Raumwiderstandsklasse III werden neben den Aspekten “Raumordnung” und “Umwelt” der 400-Meter-Abstand zur Wohnbebauung eingerechnet. Dieser beträgt bei der bevorzugten Variante 2604 Meter, während die andere Variante auf 2940 Metern näher als 400 Meter an Wohnbebauung vorbeiführen würde.

Auf der Karte zeigen die rot gestrichelten Linien um die Ortsteile den 250-Meter-Abstand zur Wohnbebauung an. Dieser wird insbesondere im Bereich Staffort von der bevorzugten Variante (1104, grün) deutlich durchquert. Der Verlauf würde direkt zwischen Hernauhof und Meierhof hindurchführen.

Das Zurückstellen einer Variante bedeutet nach Aussage der Bahn nicht, dass sie komplett ausgeschlossen ist. Im Sommer sollen erstmals mögliche durchgehende Linenverläufe zwischen Mannheim und Karlsruhe vorgestellt werden. Diese werden wiederum miteinander verglichen, bis im Sommer 2023 die eine Linie feststehen soll, mit der die Bahn in die Genehmigungsverfahren gehen will.

forum Kommentare

FH...

… und mit diesem Werkzeugkasten kommt die Bahn nach jetzigem Stand zum Ergebnis, dass der Vergleichsbeste Trassenverlauf zwischen den Punkten RT (nördlich von Graben-Neudorf an der Bestandsstrecke KA-MA) und RM (direkt an Ostseite A5 Höhe Blankenloch, siehe Grafik oben) folgendermaßen verläuft: Abzweig nördlich von Neudorf nach Osten entlang der B36, zwischen Karlsdorf und Neuthard hindurch, dort weiterlaufend östlich der A5 Richtung Süden…

FH...

Fehlerteufel: “westlich” der A5 ist richtig

maction

@Martin Strohal: Gelungene Darstellung der Situation aus Stutenseer Sicht! :-)
Die Bewertung der Segmente als PDF, wie z.B. der von FH… angesprochenen Vergleich zwischen den Gelenkpunkten RT und RM, gibt es bei der DB unter den Downloads https://www.mannheim-karlsruhe.de/downloads (Übersichtsdokument Segmentvergleiche).