Die Stadtverwaltung startet einen neuen Anlauf zum Bau der Naturkindergärten in Friedrichstal und Büchig. Ein Fehler in der Ausschreibung hatte zu teure Angebot zur Folge gehabt. Nun soll die korrigierte Ausschreibung veöffentlicht werden. Der Antrag von Grünen, SPD und Junger Liste, die Einrichtung in Friedrichstal auf Bauwagen-Niveau zu reduzieren, wurde mehrheitlich abgelehnt.
“Die Eltern und Erzieherinnen werden seit drei Jahren hingehalten”, beklagte Nicole Hassmann, Elternbeiratsvorsitzende der Kita Lachwald in Büchig. Dort gibt es bereits seit eben dieser Zeit eine Naturgruppe ohne geeignete Einrichtung. Der Stopp der Ausschreibung durch den Gemeinderat im März habe zu Wut und Verzweiflung geführt, so Hassmann.
Dass die Angebote zum Bau der Naturkindergärten in Büchig und Friedrichstal deutlich über den geplanten Kosten lagen, führt die Stadtverwaltung auf Fehler in der Ausschreibung zurück. Während sich der Gemeinderat für die Midi-Variante entschieden hatte, seien fälschlicherweise einzelne Bausteine der Premium-Variante in das Leistungsverzeichnis der Ausschreibung geraten. Das sei nun korrigiert worden, so dass Angebote erwartet werden, die sich im geschätzten Preisrahmen bewegen.
Antrag: Bauwagen statt festes Gebäude
Die Grünen nahmen den zwischenzeitlichen Stopp zum Anlass, für Friedrichstal ein gänzlich anderes Konzept zu favorisieren. Das Grundstück solle an den Verein Postillion vergeben werden, der einen Waldkindergarten mit Bauwagen, Komposttoilette und eigenen Erzieherinnen und Erziehern betreiben soll. Die Kosten für Investition und Betrieb seien hierfür viel geringer, begründete Kathrin Weisser (Grüne) den Antrag ihrer Fraktion, dem sich SPD und Junge Liste anschlossen. Als Rückzugsort bei Sturmlagen könne das Alte Rathaus genutzt werden. Postillion bilde seine Erzieher:innen selbst aus. Kinder würden auch geschützte Pflanzen und Tiere kennenlernen.
Die Stadtverwaltung lehnte diesen Vorschlag ab. Erste Bürgermeisterin Tamara Schönhaar wies darauf hin, dass die Grundsatzentscheidung 2023 getroffen worden sei. Würde der Antrag angenommen, ginge es zurück auf Los. “Das Konzept der Einrichtung ist unabhängig von der Gebäudesituation”, ergänzte Eva-Maria Böker, neue Amtsleiterin für Bildung, Kultur und Soziales. Die Einrichtung brauche auch Büroräume für Teamsitzungen und Elterngespräche.
Schönthal: “Neue Ideen entfernen uns vom Eröffnungstermin”
“Das Alte Rathaus liegt am anderen Ende des Ortes”, betonte der Friedrichstaler Ortsvorsteher Lutz Schönthal (CDU). Ihm sei eine schnellstmögliche Realisierung wichtig. “Wir unterhalten uns schon sehr, sehr lange über das Thema Naturkindergärten.” Zudem habe man sich vor einem Jahr nicht ohne Grund für das gewählte Konzept entschieden. “Neue Ideen entfernen uns vom Eröffnungstermin.”
Auch Karin Vogel (Freie Wähler) wunderte sich, weshalb jetzt ein neues Konzept vorgeschlagen werde. “Wir wollen die Qualität auch für das Personal.” Eine Umplanung würde zu erheblicher Zeitverzögerung führen, die den Eltern nicht zuzumuten sei. “Wir wollen nicht noch einmal von vorne anfangen.”
Hauser: “Tolles naturpädagogisches Projekt”
Beate Hauser (SPD) und Christine Stemke (Grüne) hatten sich Einrichtungen von Postillon in der Umgebung angeschaut und zeigten sich von deren Konzept überzeugt. “Das wäre ein tolles naturpädagogisches Projekt für Friedrichstal”, so Hauser. Auch der Turnverein oder das katholische Gemeindehaus könnten zur Nutzung bei Sturmtagen angefragt werden. Anders als in Büchig stehe man in Friedrichstal nicht unter Zugzwang.
Becker: “Sind auf jede Gruppe angewiesen!
Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar sah hingegen keine neuen Rahmenbedingungen, aufgrund derer der getroffene Grundsatzbeschluss in Frage gestellt werden müsste. “Wir empfehlen mit Nachdruck, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen”, so Oberbürgermeisterin Petra Becker. “Wir sind auf jede Gruppe angewiesen.”
Fertigstellung Ende erstes Quartal 2025
Mit Fertigstellung der beiden Naturkindergärten sei nun zum Ende des ersten Quartals 2025 zu rechnen – “wenn alles gut läuft”. Bei der Bauwagenlösung sei das nicht sicherzustellen.
Nach längerer Diskussion, die die Oberbürgermeisterin schließlich mit einem Antrag zur Geschäftsordnung beendete, traf das Gremium einstimmig die Entscheidung, in Büchig wie geplant fortzufahren. Der Antrag von Grünen, SPD und Junge Liste zur Vergabe der Friedrichstaler Einrichtung an Postillon wurde mit 14 zu 10 Stimmen abgelehnt. Der Vorschlag der Verwaltung hingegen erhielt am Ende die Zustimmung von 15 Ratsmitgliedern, sieben stimmten dagegen, zwei enthielten sich.
forum Kommentare