Kein Bedarf mehr für weitere Kita

Mögliches Kita-Baugrundstück an der Heglach an der Mühle

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 17.06.2025 20:13 | 1 Kommentar

In ganz Deutschland geht die Zahl der Geburten zurück. Deshalb hat die Stadtverwaltung Stutensee prüfen lassen, welche Auswirkungen das auf den Bedarf an Kita-Plätzen hat. Das Ergebnis: Mittelfristig reichen die Plätze aus. Weitere neue Kitas würden künftig nicht benötigt. Das betrifft insbesondere das Projekt an der Friedrichstaler Mühle. Dieses wird aus der Bedarfsplanung gestrichen und vonseiten der Stadt nicht weiterverfolgt.

Im Dezember 2023 hatte das Beratungsunternehmen biregio seine Prognose für den Bedarf an Kindergarten- und Schulplätzen dem Gemeinderat vorgestellt. Diese reichte bis zum Jahr 2042. Doch schon jetzt sind die Zahlen überholt. Die Geburtenzahlen seien in Stutensee um 15 Prozent rückläufig.

Aufgrund von Zuzügen und stärkerer Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Unter-Dreijährige habe sich die Platzsituation in den Stutenseer Kitas noch nicht entspannt. Neue Einrichtungen wie die Naturkindergärten in Büchig und Friedrichstal sowie das element-i-Kinderhaus in Spöck, das sich im Bau befindet, trügen zur Entlastung bei.

Eine weitere neue Einrichtung sollte eine Kita mit vier Gruppen mit Lenitas als Betreiber an der Heglach in Friedrichstal werden. Da die Geburtenzahlen in Friedrichstal stärker sinken als in anderen Stadtteilen und es bei dem Projekt seit 2023 keinen nennenswerten Fortschritt gegeben habe, will die Stadtverwaltung dieses Vorhaben nicht weiterverfolgen.

Tagespflege-Gruppen statt neuer Kita

Großer Bedarf besteht aktuell noch im Bereich der Unter-Dreijährigen. Den will die Stadtverwaltung durch die Einrichtung von zwei Gruppen der Tagespflege in anderen geeigneten Räumlichkeiten (TigeR) decken. Hierzu soll eine Kooperation mit einem Tageselternverein eingegangen werden. Dieser sei dann für die Organisation zuständig. Die Stadt werde die Einrichtung bei der Erstausstattung unterstützen und monatlich laufende Kosten von 400 bis 600 Euro pro Platz übernehmen. Die Verwaltung rechne mit einem Vorlauf von neun bis zwölf Monaten bis zu einer Eröffnung. Der Fokus solle auf Blankenloch und Staffort liegen; dort sei der Bedarf am größten. Nun werde nach geeigneten Räumlichkeiten in Miete oder Eigentum gesucht.

Das sagt der Gemeinderat

“Es war nicht zu erwarten, dass die Zahlen so schnell zurückgehen”, sagte Edith Nagel (CDU/FDP-Fraktion). Allerdings sei ihre Fraktion erleichtert, dass das Projekt an der Heglach nicht weiter verfolgt werde. Die Einrichtung von Tagesgruppen sei eine gute Entscheidung. Allerdings müsse die Umsetzung zeitnah erfolgen. Die Plätze würden dringend benötigt.

“Wir sehen, wie fragil die Voraussagen sind”, stellte Klaus Mayer (Freie Wähler) fest. Nun habe man ein stark verändertes Bild. Die Fraktion begrüße sehr, dass künftige Fortschreibungen in Eigenverantwortung der Verwaltung erfolgten. Die geplanten Tageselterngruppen seien eine “sehr elegante Lösung ohne Zubau von Räumlichkeiten”.

“Es zeigt sich, dass es sinnvoll ist, alle zwei bis drei Jahre draufzuschauen”, so Kathrin Weisser (Grüne). Die Erkenntnisse müssten auch beim Schulzentrum angewendet werden. Bei den Tageselterngruppen zeigte sie sich zwiegespalten: einerseits seien sie flexibel und würden den Bedarf decken. Andererseits würde Wohnraum dafür umgewandelt werden, bei dem Mangel bestehe. “Das darf nicht zur Gewohnheit werden!”

“Eine Vorhersage bis 2044 ist Kaffeesatzleserei”, meinte Wolfgang Sickinger (SPD). Die Zahlen würden den bislang getroffenen Maßnahmen jedoch Recht geben. Die Tageselterngruppen seien eine “wichtige Sache für die Übergangszeit”. Er hob die Flexibilität und die familiäre Atmosphäre hervor.

Sven Schiebel (Freie Wähler) zeigte sich besorgt, ob drei Fachkräfte im Mehrschichtbetrieb bei den Unter-Dreijährigen ausreichend seien oder ob diese überlastet seien. Auch bei Umwandlung von Wohnungen für solche Gruppen müsse der Brandschutz berücksichtigt werden. Eva-Maria Böker, als Amtsleiterin zuständig für Kinderbetreuung, verwies darauf, dass der Brandschutz eingehalten und auch der Sanitärbereich altersgerecht eingerichtet werde. Die Tagespflegepersonen seien selbstständig tätig ohne Tarifbindung. Der Träger müsse auf die Arbeitszeiten achten.

Der Gemeinderat stimmte einhellig für die Vorlagen der Verwaltung.

forum Kommentare

Ollijay

So und jetzt können sie auch den Neubau und die Renovierung des Schulzentrums streichen, weil da ja jetzt weniger Kinder kommen.