“Förstergraffiti”: Zeichensprache zur Verständigung im Wald

Förster Florian Fiedler kennzeichnet mit zwei weißen, horizontal verlaufenden Strichen eine Rückegasse

Beitragsbild: Landratsamt Karlsruhe

Pressemitteilung von Landratsamt Karlsruhe | 11.09.2017 19:59 | Keine Kommentare

Ein Baum mit weißem Punkt, ein anderer mit geradem oder schrägem Strich und Zahlen: Diese geheimnisvollen Zeichen sind derzeit überall in den Wäldern im Landkreis Karlsruhe zu sehen. Florian Fiedler, Förster vom Forstamt des Landratsamtes Karlsruhe, hat letzte Woche solche Markierungen im nördlich von Bruchsal gelegenen Staatswald Lußhardt angebracht und erklärt die Hintergründe: „Während die Waldbesucher noch den Sommerwald genießen, bereiten wir schon die Arbeiten im kommenden Herbst und Winter vor. Die Farbmarkierungen, die wir auf die Bäume sprühen, werden auch gelegentlich „Förstergraffiti“ genannt und dienen unseren Forstwirtinnen und Forstwirten sowie den Forstunternehmern zur Orientierung bei der Waldarbeit. Sozusagen eine Art Zeichensprache, die aussagt, welcher Baum gefällt wird, wo eine Gasse für den Holztransport angelegt wird oder ob es sich um einen Zukunfts- oder seltenen Biotopbaum handelt.“

Wer aufmerksam im Wald unterwegs ist, kann die verschiedenen Zeichen sehen, zum Beispiel mehrere weiße Punkte. Sie markieren einen Zukunftsbaum, bei dem es sich entweder um eine seltene Baumart handelt oder um einen besonders kräftig und vital erscheinenden Baum oder mit einem besonders schönen geraden Stamm, der später wertvolles Holz liefert. Diese sogenannten Z-Bäume werden besonders unterstützt, indem Konkurrenten, die ihr Wachstum behindern könnten, gefällt werden. Welcher Baum zu fällen ist, verrät eine weitere Markierung: zwei schräge Striche werden am Baumstamm wegen der Sichtbarkeit auf gegenüber liegenden Seiten mit spezieller Sprühfarbe angebracht.

Sieht man zwei weiße, horizontal verlaufende Striche, weist das auf die sogenannten Rückegassen hin. „Das sind schmale Fahrlinien im Wald, auf denen das Holz transportiert wird. Die Forstmaschinen fahren ausschließlich innerhalb der gekennzeichneten Rückegassen. So wird der empfindliche Waldboden geschont“, erläutert Florian Fiedler.

Besonderes Fachwissen setzt auch die Kennzeichnung der sogenannten Habitatbaumgruppen voraus. Das sind Gruppen von Bäumen, die ökologisch besonders bedeutsam sind, beispielsweise Specht-, Höhlen- oder Brutbäume geschützter Tierarten. „Bei uns im Revier sind die Grenzen der Habitatbaumgruppen mit um den ganzen Stamm laufenden Wellenlinien markiert. Häufig sind das urige und alte Bäume mit einem hohen Wert für die biologische Vielfalt, indem sie Lebensraum für Tiere und Pilze bieten, die auf altem und absterbendem Holz leben. Ihr Schutz ist wichtig, da sie im Wald selten zu finden sind“, berichtet Florian Fiedler.

Quelle: Landratsamt Karlsruhe

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