Stutensee geschlossen gegen Bahntrasse zwischen Stadtteilen

Freifläche zwischen Friedrichstal und Spöck - in der Auswahl für einen möglichen Trassenverlauf

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 25.01.2022 22:46 | 2 Kommentare

Die Suche nach einem geeigneten Trassenverlauf für den Schienengüterverkehr ist in vollem Gange. In einem gemeinsamen Antrag lehnten alle Fraktionen des Stutenseer Gemeinderats die Trassenvariante “quer über Stutenseer Gemarkung” ab. Oberbürgermeisterin Petra Becker zeigte sich erfreut darüber. Eine Bürgerinitiative hat zudem eine Unterschriftensammlung gestartet.

In der Gemeinderatssitzung vom 24. Januar beschloss das Gremium einhellig, den Trassenverlauf zwischen den Stutenseer Stadtteilen abzulehnen. Der Antrag, der auf Initiative der Jungen Liste erstellt worden war, begrüßt zwar prinzipiell die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Allerdings sei an dieser Stelle der Schutz von Mensch und Natur höher zu gewichten. Allenfalls eine Tunnellösung könne man sich vorstellen.

Oberbürgermeisterin Becker dankte den engagierten Gruppen ausdrücklich und stellte fest: “Unsere Reihen sind geschlossen”. Nun müsse sich die Bahn mit den Argumenten auseinandersetzen. Sie appllierte an die Bevölkerung, den Bürgerdialog der Bahn wahrzunehmen: “Buchen Sie einen Termin mit den Projektverantwortlichen und bringen Sie Ihren Sachverstand und Ihre Kenntnisse ein!”

Zudem forderte Becker, dass alternative Lösungen nicht frühzeitig ausgeschlossen werden dürften, nur weil sie einen Tunnel erfordern würden. Übergesetzlicher Lärmschutz sei außerdem erforderlich. Nur dann könne eine solche Bahntrasse Akzeptanz in der Bevölkerung finden.

Stadtrat Klaus Mayer betonte für die Initiatoren des Antrags, dass es nicht um das “Sankt-Florians-Prinzip” gehe. “Nicht: Bei uns geht gar nichts.” Vielmehr werde die Querung der Stutenseer Gemarkung wegen der Auswirkungen abgelehnt.

Bereits vor einigen Jahren positionierte sich der Stutenseer Gemeinderat gegen den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke Karlsruhe – Mannheim. In dem Beschluss von 2016 ging es darum, die bestehende Strecke durch Blankenloch und Friedrichstal zu erweitern. Im laufenden Suchverfahren der Bahn ist diese Variante tatsächlich vom Tisch. Stattdessen steht nun eine Trassenführung zwischen Spöck, Friedrichstal und Staffort hindurch bis zur Autobahn A5 im Raum. Auch hiergegen formiert sich Widerstand. Die Bürgerinitiative “Karlsruhe – Molzau” hat inzwischen Ansprechpartner in allen Stutenseer Stadtteilen.

Neu hinzugekommen ist Michael Sartor aus Spöck er hat eine Online-Petition gestartet, da er auch die Naturschutzgebiete Kohlplattenschlag und Wilhelmsäcker bei Spöck gefährdet sieht. Den Spöcker Inhaber eines Ingenieurbüros stört zudem die Verwendung von Unkrautvernichtungsmitteln. Die Bahn will zwar 2023 aus der Verwendung von Glyphosat aussteigen. “Das wird dann eben durch ein anderes Gift gleichen Umfangs ersetzt”, mutmaßt Sartor. Als weiteres Argument gegen die Trasse führt er den Verlust von Lebensraum vieler bedrohter Arten an. Eine entsprechende Auflistung hatten bereits Mitglieder des ehrenamtlichen Naturschutzes in Stutensee erstellt.

Am 31. Januar findet die fünfte Veranstaltung der Bahn in geschlossenem Kreis statt, bei der der Vergleich der bisher in Betracht kommenden Teilstücke vorgestellt wird. Die Stadtverwaltung Stutensee will die Bevölkerung am Tag danach über die Ergebnisse informieren.

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FH...

… nebenbei bemerkt: Es wird vielfach – so auch von unserer Stadtverwaltung (namentlich OBin Becker) – von aktuell noch 60 möglichen Trassenführungsoptionen geredet. Dies ist nicht falsch, stellt aber die Lage für Stutensee falsch dar. Auf Höhe Stutensee gibt es gerade noch 5 (fünf!) Linien: In der Pfalz entlang der A65 oder der B9; bei uns: entlang der B36, die oben diskutierte Linie quer durch Stutensee sowie die Linie entlang der A5…

Stutenseer

Das klingt alles sehr schön vom Gemeinderat, wenn der Teufel nicht im Detail liegen würde: es wird hier lediglich gegen die eine Variante, eben vorbei an Friedrichstal, Spöck und Staffort gesprochen, was ja wirklich die Stutenseer Gemarkung komplett zerteilen würde. Andere Varianten auf Stutenseer Gemarkung, wie die Trasse entlang der A5 an Staffort vorbei, bleiben außen vor. Was auch gut ist, ist es doch die kostengünstigste und damit wahrscheinlichste aller Trassenvarianten. Man sollte daher lieber ne Petition starten, damit die Stafforter nen ordentlichen Lärmschutz bekommen, sobald die Gleise dort liegen.