Auf dem Weg zur neuen Güterbahntrasse zwischen Karlsruhe und Mannheim geht es langsam voran. Unlängst haben die Planer einzelne Segmente ihrer Linienkorridore verglichen. In der Folge wurden weniger geeignete Abschnitte zurückgestellt. Eine mögliche Trassierung quer über die Stutenseer Gemarkung ist weiterhin im Rennen. Durchgehende Linien werde die Bahn im Sommer präsentieren. Am 1. Februar informierte Oberbürgermeisterin Petra Becker die Bevölkerung und rief dazu auf, aktiv zu werden.
Etwa einen Kilometer breite Verbindungslinien, sogenannte Linienkorridore, hatte die Bahn bislang auf der Karte zwischen Karlsruhe und Mannheim platziert. Zwischen Friedrichstal und Spöck direkt zwei nebeneinander. Diese wurden nun abschnittsweise miteinander verglichen. Dabei ging es um “Kennzahlen”: In welcher Länge müssen Schutzgebiete welcher Kategorie durchfahren werden. Streckenabschnitte mit längerer Durchfahrung wurden zurückgestellt. Diese Strecken sind auf der Karte blau dargestellt, die verbliebenen grün. Die genauen Berechnungen, insbesondere im Bereich Stutensee, sollen in Kürze veröffentlicht werden. Derweil wurde die Variante, die näher an Friedrichstal liegt, zurückgestellt, während der Verlauf näher an Spöck weiterhin dabei ist.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass insbesondere links des Rheins in der Südpfalz viele Streckenabschnitte herausgefallen sind, während in der Region Karlsruhe nur wenig aussortiert wurde. “Die Vergleichbarkeit links- und rechtsrheinisch muss daher in Frage gestellt werden”, so Margit Rödder von der Bürgerinitiative “Karlsruhe-Molzau”. “Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass im rechtsrheinischen Suchraum mit anderen Maßstäben nach einer Strecke gesucht wird als in der Pfalz.”
Die Stadt Stutensee veranstaltete am 1. Februar eine Online-Informationsveranstaltung zu dem Thema mit etwa 130 Teilnehmer:innen. Gerd Hager, Direktor des Regionalverbands, erläuterte, warum aus Sicht der Bahn mehr für eine rechtshreinische Variante spräche: Dort befinden sich die beiden Knotenpunkte Mannheim und Karlsruhe – insbesondere Mannheim sei ein Drehpunkt im Güterverkehr der Bahn. Für eine Trassenführung durch die Südpfalz seien enorm lange Tunnel nötig, sowohl im Norden als auch im Süden.
Die Berücksichtigung von Tunnellösungen wird auch in Stutensee gefordert, von den Stutenseer Ortsvorsteher:innen über den ehrenamtlichen Naturschutz bis hin zu den Bürgerinitiativen. Sie alle gaben in der Veranstaltung ihr Statement ab. Die letzten Rebhühner im ganzen Landkreis, das Projekt zur Wiederansiedlung von Steinkäuzen, der Verlust von Ackerflächen, wodurch den Landwirten eine wirtschaftliche Arbeit unmöglich gemacht werde, der Verlust jahrelang gepflegter Streuobstwiesen, der Verlust von vielen Hektar Wald entlang der A5, all das und mehr wurde von den Rednerinnen und Rednern vorgebracht.
“Werden Sie aktiv”, rief Oberbürgermeisterin Petra Becker die Einwohnerschaft von Stutensee auf. Jeder könne im Rahmen des Bürgerdialogs einen Gesprächstermin mit der Bahn vereinbaren. Jeder solle sich mit seinem Wissen, seinen Argumenten und Fragen einbringen. Mensch und Natur müssten die höchsten Schutzgüter sein und dürften nicht finanziellem Kalkül geopfert werden, so Becker. Den Zusammenhalt der ganzen Region beschworen auch die Vertreter der Bürgerinitiativen.
Beim nächsten Dialogforum im Juni will die Bahn durchgehende Linien vorstellen, die sie für geeignet hält. Ein Jahr später, Mitte 2023, soll davon noch eine Linie übrig sein, mit der die Bahn in das Antragsverfahren geht. Baubeginn wird nach Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren erst in etwa zehn Jahren sein.
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