DLRG enttäuscht über Prozess

Arbeitsgruppe Hallenbad Spöck

Beitragsbild: Stadt Stutensee

Von Martin Strohal | 14.02.2024 20:54 | 5 Kommentare

Die Entscheidung ist getroffen: Das Spöcker Lehrschwimmbad bleibt dauerhaft geschlossen. Der Entscheidung des Gemeinderats ging ein Beteiligungsformat in Form einer Arbeitsgruppe voraus. Im Gespräch mit meinstutensee.de zeigen sich Vertreter der DLRG Spöck enttäuscht über den Ablauf des Prozesses.

Im Mai 2023 traf sich die Arbeitsgruppe zum ersten Mal. Während der gesamten Laufzeit des Prozesses sei Stillschweigen vereinbart worden, weshalb die Vertreter der DLRG Spöck, Ralf Berger und Bettina Völker, erst im Nachgang gegenüber meinstutensee.de ihrem Unmut Luft verschafften.

“OB nie anwesend gewesen”

Die erste Unzufriedenheit auf Seiten der Schwimmer:innen ergab sich aus der Zusammensetzung der Arbeitsgruppe: Entgegen der Einladung zum ersten Treffen sei Oberbürgermeisterin Petra Becker kein einziges Mal anwesend gewesen, auch von Gemeinde- und Ortschaftsrat sei im Mai keiner aufgetaucht, erst bei Folgeterminen. Auf Seite der Nutzenden sei nur die DLRG eingeladen gewesen, obwohl das Bad auch vom TV Spöck, den Wikingern, der Grundschule und der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee genutzt wurde.

Das Thema sei inhaltlich im Dezernat 2, dem Bau- und Gebäudebereich, angesiedelt gewesen, erläutert Susanne Maske aus dem Büro der Oberbürgermeisterin auf Anfrage. Deshalb sei der Arbeitskreis von Dezernentin Tamara Schönhaar übernommen worden. Die DLRG sei mit 61 Prozent die Hauptnutzerin des Bades gewesen. Die Besetzung des Arbeitskreises sei zudem so vom Gemeinderat beschlossen worden.

“Keine Diskussion erwünscht”

Im übrigen Prozess sei aufseiten der DLRG-Gruppe der Eindruck entstanden, als sei in der extern moderierten Runde keine offene Diskussion erwünscht, sondern dass die Vereine auf die Schließung des Bades vorbereitet werden sollten, was schon von vornherein festgestanden habe, so der Verdacht von Berger und Völker. Auf die mehrseitig eingereichten Fragen habe es nie eine Antwort gegeben. Bei der Vorbereitung der Entscheidung am Ende habe nur Schönhaar für die Schließung gestimmt. Alle anderen Teilnehmer in der Arbeitsgruppe seien für einen Erhalt des Bades gewesen.

“Wir bedauern sehr, dass bei einzelnen Mitgliedern der Arbeitsgruppe der Eindruck entstanden ist, dass keine Diskussion zustande gekommen sei”, so Susanne Maske. Nach Einschätzung der Stadt sei im Zuge des Prozesses durchaus und mehrfach intensiv diskutiert und gerungen worden – nicht zuletzt im Rahmen des mehrstündigen Abschlussworkshops.

Dass die Zahlen so “hingedreht” worden seien, dass sie ein “gewünschtes, vorab feststehendes Ergebnis” begründen, weise die Stadtverwaltung “mit Bestimmtheit und ausdrücklich” zurück, betont Maske. Arbeitsauftrag an die Verwaltung und gleichermaßen Ziel der Verwaltung sei es gewesen, eine umfassende, nachvollziehbare und belastbare Grundlage zu erarbeiten, um die seit inzwischen über 17 Jahren ausstehende Entscheidung zur Zukunft des Standortes Spöck treffen zu können. “Dies ist aus Sicht der Stadt gelungen”, so Maske.

Arbeitskreis kostete 40.000 Euro

Für die Durchführung des Arbeitskreises sind der Stadt Kosten in Höhe von rund 40.000 Euro entstanden, unter anderem für die Beauftragung eines Architekten, eines Anwalts, der externen Moderation sowie Busfahrt nach Bad Schönborn zur Besichtigung des dortigen Bades. Außerdem seien rund 1.000 Arbeitsstunden von den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung investiert worden.

Wie geht es für die DLRG Spöck weiter?

Der technische Ausbildungsleiter Ralf Berger hat nach dem Beschluss des Gemeinderats zur Schließung des Bades sein Amt niedergelegt. Die CDU Karlsdorf-Neuthard brachte ins Spiel, dass die DLRG Spöck Kurse im dortigen Bad durchführen könnte. Das sei ein nettes Angebot, urteilte Berger, aber keine Perspektive. Das ehrenamtliche Engagement vieler Spöckerinnen und Spöcker sei durch die Entscheidung betroffen, der Frust sei groß. Für die Kurse werde nun das Bad in Blankenloch genutzt. Jedoch breche dabei die Teilnahmebereitschaft aus Spöck wegen der weiteren Anfahrt weg. Wie sich der Verein in Zukunft entwickelt, muss abgewartet werden.

Die Stadtverwaltung hingegen zeigt sich zufrieden mit dem Format des Arbeitskreises. “Wir möchten betonen, dass wir diesen Prozess – trotz aller Stolpersteine (Stichwort: Filterdefekt) – und die Entscheidungsgrundlage für jeweils richtig und wichtig halten”, so Maske. Die investierte Zeit sei aus Sicht der Stadt wertvolle und gut investierte Zeit gewesen. Auch hätten die städtischen Mitarbeitenden den Eindruck gewonnen, dass ein vertrauensvoller Dialog entstanden sei. “Dass dies von Seiten einzelner Mitglieder nun grundsätzlich in Frage gestellt wird, ist sehr bedauerlich.”

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Bubbi

Selbstverständlich ist es tragisch. Wenn man ein Schwimmbad hat – egal ob Frei- oder Hallenbad, ist das für einen Ort eine klare Bereicherung. Nicht nur für die DLRG, sondern auch für das Miteinander im Ort. Auch die Erreichbarkeit ist so besser.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bei einem engen Haushalt, bei dem keine Spielräume vorhanden sind, an erster Stelle über freiwillige Aufgaben diskutiert werden muss. Und, so scheint es, sind die Kosten des alten Bades schlicht zu hoch, um diese stemmen zu können. Auch die Vertreterinnen und Vertreter im Gemeinderat sind bestimmt nicht froh, eine unliebsame Entscheidung zu treffen. Wie man weiß, versprechen Politiker lieber alles um am Ende nichts davon einzulösen, nur damit die Wählerschaft zunächst besänftigt ist.
Schade ist es, wenn eine OB – trotz der fachlichen Zuständigkeit bei anderem Dezernat liegt – nicht anwesend war. Zumindest bei der ersten Sitzung wäre es, nach dem Bericht zu urteilen, den beteiligten wichtig gewesen, die “oberste Bademeisterin” dabei zu haben.
Mühselig darüber zu diskutieren, ob Menschen aus Orten, die kein Schwimmbad haben, öfter ertrinken, weil sie im Ort nicht schwimmen lernen konnten oder ob das Schwimmenlernen auch durch Eltern übernommen werden kann. Platt ausgedrückt: früher hat das auch funktioniert.
Auch das Argument, Blankenloch sei so weit entfernt, ist doch auch sehr zurechtgelegt. Natürlich, wie bereits ausgeführt, ist das Bad im Ort näher als alle anderen “externen” Lösungen. Aber mit der S2 kommt man fast direkt zum Bad in Blankenloch. Da fahren bestimmt einige Büchenauer ins SaSach umständlicher mit dem Bus. Das ist wie mit dem “Parkplatz” auf der Straße vor dem Haus – wenn jemand anderes dort steht, ist das ein Sakrileg – aber ein anderes Thema.
Man gewinnt aber auch den Eindruck, dass die Verwaltungsspitze sich hier zu einer größeren Stellungnahme veranlasst sieht, weil sie direkt ins Fadenkreuz der Beteiligten geraten ist. Ob diese Stellungnahme so ausgefallen wäre, wenn die Vorwürfe sich nur gegen Teile eines Sachgebiets des anderen Dezernats gerichtet hätten… Spekulation.

Daniel

Eine Oberbademeisterin, die so tut, als ob sie mit der Schließung des Spöcker Bades nichts zu tun hat? Genau deswegen hat sie doch diese Beigeordnete geholt.

Das nächste Mal wird es ähnlich ablaufen. Oder glauben die Stafforter, dass ihre Dreschhalle stehen bleibt?

Außer Schließungen und Notlösungen hat diese Verwaltungsspitze bisher nicht viel vorzuweisen. Die Haushaltslage hilft da scheinbar als gute Ausrede.

BASMF

Die Stadtverwaltung tut so, als ob sie schweren Herzens das Spöcker Hallenbad geschlossen hätte. Das ist einfach scheinheilig, denn : Es war von vornherein Ziel über die Arbeitsgruppe einen entsprechenden Beschluss zu erreichen. Das allerdings ist in der Arbeitsgruppe gründlich schief gegangen. Das muss auch Frau Maske wissen, daran gibt es auch nichts zu beschönigen. Es fehlt eben vor allem am politischen Willen dieses Bad zu erhalten.

Die Tatsache, dass die Kosten für diesen Arbeitskreis 40.000 Euro betragen haben, machen mich sprachlos und vor allem wütend. Wofür brauchten wir eine Moderatorin, die mit Stöckchen anzeigen die Redeerlaubnis gibt? Wofür eine Kaffeefahrt nach Bad Schönborn, wo doch klar war, dass eine Sanierung ohne Hubboden für die Schwimmausbildung für die Katz ist? Wozu einen Rechtsanwalt für viel Geld um in der entscheidenden Sitzung des Gemeindrates am 11.12.2023 zu erklären wie die Rechtslage bei Fördervereinen usw. ist? Das hätte man alles nach Bewilligung eines Entscheidungsaufschubes bis Ende April noch klären können. Aber man wollte ja unbedingt die Schließung des Bades von Seiten der Stadt Stutensee, und zwar jetzt! Das ist so sicher , wie das Amen in der Kirche. Dafür hat man auch keine Kosten gescheut. Das wollte die Stadtverwaltung ebenso wie ein Großteil unserer Gemeinderäte.

Für 40.0000 EUR wäre ein neuer Filter im Hallenbad Spöck schon mindestens zur Hälfte bezahlt gewesen; setzt man die Kosten, die so vorgestellt wurden, an. Allerdings wurde ja die Belastbarkeit der vorgelegten Kosten, die für die Instandsetzung des Bades angeblich angefallen wären, dem Vernehmen nach gar nicht hinterfragt.

Zurecht fordert der Gemeinde beim Bau der Mehrzweckhalle Staffort die Überprüfungsmöglichkeit der Kostenveranschlagung ein. ( siehe Artikel in den BNN ) Beim Spöcker Bad, scheint mir, waren möglichst hohe Kostenvorschläge auch ungeprüft sehr willkommen; rechtfertigten diese doch einmal mehr die Schließung des Spöcker Hallenbades.

Es sind aber nicht nur einzelne Mitglieder des Arbeitskreises, die frustriert sind. Viele Bürgerinnen und Bürger sind es ebenso. Wo man diese Vorgehensweise auch erzählt gibt es nur ein unverständliches Kopfschütteln, und das nicht nur in Spöck! Ist das die viel gepriesene Transparenz, die unsere OB Frau Becker bei Amtsantritt angekündigt hat?
Warum hat man eigentlich nicht auch die Vertreter anderer Vereine eingeladen? Wenn die DLRG zu 61% Nutzer des Hallenbades in Spöck war, warum waren die restlichen 39 % nicht vertreten? Vergessen? Nein, man wollte eben auch einen Sündenbock: Die DLRG Spöck und ” i h r” Hallenbad ist die dahinterstehende Polemik.

Nun, die Stadtverwaltung ist ja mit allem sehr zufrieden , klar! Da kann sie sich ja jeden Tag mindestens drei Mal auf die Schulter klopfen.

Friedrichstaler90

Es war nie die langfristige Absicht der Verwaltung als auch des Gemeinderates, das sanierungsbedürftige Hallenbad in Spöck auch noch die nächsten Jahrzehnte zu betreiben. Das kann sich, nach einer kleinen Recherche der Haushaltsansätze und Finanzplanungen der letzten fünf Jahre, ein jeder zusammenreimen. Es ist nicht erst seit letztem Jahr bekannt, dass das Hallenbad eine erheblich aufwändige Sanierung bedarf, um weiter betrieben werden zu können. Eine solche Sanierung kostet nun einmal Geld, was in der heutigen Zeit nicht vorhanden ist und auch nicht mehr sein wird.
Man wollte das Bad meiner Meinung nach einfach langsam auslaufen lassen und mehr oder weniger still und leise zur Schließung übergehen. Die DLRG hat dies erkannt und ordentich Widerstand formiert. Um das ganze Vorhaben von seiten der Verwaltung halbwegs gesichtswahrend über die Bühne zu bringen, lies man die Verwaltungsmeinung eben durch Gutachten bzw. Arbeitsgruppen und deren Ergebniss nochmal medien- und öffentlichkeitswirksam untermauern um letztendlich doch zum Ziel zu kommen. Das ist Politik!
Ich finde, dieses Thema sollte jetzt abgeschlossen werden. Keine Seite hat sich hier mit Ruhm bekleckert sei es die Pro-Seite (welche meiner Meinung nach schon viel viel früher hätte Druck machen müssen um eine nachhaltige Reparatur anzustreben und nicht erst fünf vor zwölf) als auch die Verwaltung.
Zur OBin sage ich lieber nichts. Ist diese überhaupt noch existent?

Daniel

Die von OB Becker vor ihrer Wahl versprochene Politik der Transparenz ist nicht erkennbar. Ein paar Bürgersprechstunden sind nicht ausreichend.

Die Arbeitsgruppe zum Hallenbad Spöck war eine reine Show-Veranstaltung, zu der die neue, der OB wohl gesonnene Beigeordnete entsandt wurde, damit die OB selbst möglichst nicht mit der schon vorher feststehenden negativen Entscheidung in Verbindung gebracht wird. Aber so einfach läuft das nicht, Frau Becker. Sie sind als OB dieser Stadt im vollen Umfang verantwortlich, auch für die Schließung des Hallenbad Spöck und auch alles was sonst so im Baudezernat läuft oder nicht läuft.