Unter dem Schlagwort “Stutensee 4.0” startete die Stadtverwaltung einen Prozess, um die Arbeit im Rathaus selbst, aber auch die Stadt mit Gewerbe und Bevölkerung zu digitalisieren. Eine aufwändig gestaltete Broschüre stellte Anfang 2019 die Digitalisierungsstrategie bis zum Jahr 2025 dar. Das Land gab 40.000 Euro dazu. Das zeitliche Ziel ist in einigen Monaten erreicht, wie ist der Stand?
Die Digitalisierungsstrategie mit dem Titel “Lebendige Zukunftskommune – Stutensee 4.0” umfasst vier Handlungsfelder. In mehreren Workshops war sie zusammen mit der Bevölkerung erarbeitet worden. Eine Steuerungs- und Projektgruppe sollte einen Zeitplan für einzelne Projekte jeweils für zwei Jahre festlegen. Dabei sollten auch die finanziellen Auswirkungen sichtbar gemacht werden, hieß es damals im Mai 2019.
Diese Steuerungs- und Projektgruppe gibt es nicht mehr, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt. Dem Projekt seien auch keine Gelder mehr explizit zugeordnet. Stattdessen würden die sich auf die einzelnen Fachämter verteilen. Und wie sieht es bei den konkreten Handlungsfeldern aus?
Die Dienstleistungen der Verwaltung befinden sich auf unterschiedlichem Stand. Ziel ist die vollständige digitale Abwicklung. Dieses Ziel sei aktuell schon bei Ordnungswidrigkeiten erreicht. Etwa zwanzig Prozent der angebotenen Dienstleistungen befinden sich auf der Stufe darunter: Sie können zwar online beantragt werden, Bescheide werden jedoch nicht digital zugestellt. Bei ungefähr der Hälfte aller Dienstleistungen stehe immerhin ein PDF zum Download bereit. Bei weiteren 30 Prozent ist nicht einmal das der Fall. Die Gründe hierfür seien beispielsweise, dass sie nicht digitalisierbar sind, wie bei Fundsachen oder Lärmbelästigung oder dass die Zuständigkeit nicht bei der Stadt liegt.
Generell nutzt die Verwaltung gemeinsame Angebote über externe Anbieter wie service-bw oder die kommunalen Rechenzentren Komm.ONE.
Eine in der Digitalisierungsstrategie vorgesehene Bürger-App wurde aus Kostengründen nicht umgesetzt. Stattdessen sei die Bürgerbeteiligungsplattform mit Mängelmelder gestartet worden. Für die Jugend wurde die “StuWe”-App zwar gestartet, aber nicht mit Inhalten gefüllt. Hierfür entstehen monatliche Kosten in Höhe von etwa 100 Euro.
In der Verwaltung selbst ist der Aufbau von digitalen Kompetenzen ins Stocken geraten. Die zuständige Stabstelle Digitalisierung, Organisation und Bürgerbeteiligung muss zunächst neu besetzt werden. “Dann werden wir diese Aufgaben wieder konsequent angehen”, so Ayse Gün, Referentin der Oberbürgermeisterin.
Besser sieht es beim digitalen Wissensaufbau in der Bevölkerung aus. Im Zukunftshaus des Begegnungszentrums in Spöck stehen der “Arbeitskreis Digitales” sowie Daniela Schuh bereit, um ehrenamtlich über Themen wie Online-Banking zu informieren und bei technischen Problemen zu helfen. Auch das Mehrgenerationenhaus in Blankenloch sei mit einer kleinen digitalen Sprechstunde aktiv.
Knackpunkt ist die Versorgung Stutensees mit Glasfaseranschlüssen. Diese sei nicht optimal. “Derzeit sind wir in Verhandlungen mit verschiedenen Anbietern, die einen eigenwirtschaftlichen Ausbau in Stutensee anstreben”, so Gün. Allerdings sei die Breitbandversorgung in Stutensee derzeit noch so gut, dass es für die Anbieter nicht einfach sein werde, die für den eigenwirtschaftlichen Ausbau notwendigen Kunden zu gewinnen. Stutensee sei “alles andere als ein Schlusslicht” bei dem Thema.
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