Zukunft des Schulzentrums

Defekte Tür

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 04.11.2023 10:29 | Keine Kommentare

Bald fünfzig Jahre alt ist das Blankenlocher Schulzentrum, das sich die Erich-Kästner-Realschule (EKRS) und das Thomas-Mann-Gymnasium (TMG) teilen. Das Alter kann man dem Gebäude mittlerweile ansehen. Fenster und Türen, die sich nicht mehr öffnen lassen, Löcher in den Decken und – seit eilig vorgenommenen Brandschutzmaßnahmen vor zwei Jahren – provisorische Brandschutzwände und -türen sowie viele rote Brandmelder-Kabel, die unter der Decke befestigt sind. Gleichzeitig wird der Raum knapp. In der Realschule können schon länger nicht mehr alle Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden, die das wünschen. Wie geht es weiter mit dem Schulzentrum?

Defekte Tür

Die Stimmung an den Schulen ist nicht die beste. Schüler:innen beklagen fehlenden Hitzeschutz, Fachräume, die seit Jahren hätten saniert werden sollen, und Wasserflecken an den Decken. “Am meisten nerven die Schüler die nicht funktionierenden Fenster”, so TMG-Schülersprecherin Fatma Ek. Insbesondere im Sommer sei das eine “echte Qual”, weil Lüften nur schwer möglich sei. “Wir hoffen immer noch, dass auch unsere Klassenzimmer und Gänge renoviert und modernisiert werden, damit unsere Schule zu einem schöneren und besseren Ort für alle wird.”

Auch auf Seiten der Schulleitungen herrscht Ernüchterung. “Wir hatten der Stadt gegenüber in meinem letzten Schuljahr einen Plan vorgelegt, wie man durch Rausziehen der Fassade in den ersten Innenhof einen naturwissenschaftlichen Raum gewinnen könnte und gleichzeitig die Gefahr eines Brandüberschlags ins erste Obergeschoss verringern könnte”, erinnert sich Silvia Anzt, bis Mitte letzten Jahres Direktorin des Gymnasiums. Was mit diesem Plan passiert ist, wisse sie nicht.

Schwierige Architektur

Offenes Treppenhaus im 4. Bauabschnitt

Schwierigkeiten macht die Architektur des Gebäudes. Was in früheren Zeiten in Mode war, macht heute Probleme mit dem Brandschutz. Beispielsweise das große offene Treppenhaus im vierten Bauabschnitt sowie die dortige Querlüftung durch die Klassenräume auf den Gang. Heutzutage wird versucht, abgeschlossene Abschnitte zu bilden, um einen möglichen Brand mit Rauchentwicklung räumlich zu beschränken. Aus diesem Grund wurden vor zwei Jahren in den Sommerferien provisorische Brandschutztüren eingebaut.

Die Decke enthält nicht wie heutzutage üblich Raum für Kabel, weshalb die Anschlussleitungen der Rauchmelder sichtbar unter der Decke angebracht sind.

Was wird getan?

Neue Sockelleiste

Dass am Schulzentrum baulich nichts passiere, weist die Stadtverwaltung zurück. Bei einem Vor-Ort-Termin führt Sachgebietsleiter Andreas Siegrist auf: Im Jahr 2022 sei Geld für Rauchschutz und Brandmeldeanlage, die Beleuchtung sowie Wartung und Instandsetzung ausgegeben worden. Allein in die Aufzugsanlage seien 56.000 Euro investiert worden. Im aktuellen Jahr seien bereits 135.000 Euro ausgegeben worden, beispielsweise für neue Sockelleisten, um die Wände vor Feuchtigkeit zu schützen, die von der Bodenreinigung kommt, und für die Erneuerung von Holz-Handläufen. In diesem Jahr soll zudem nach dem Sekretariat der EKRS noch das Lehrerzimmer des TMG erneuert werden.

“Bei den Fenstern arbeiten wir uns durch”, so Siegrist. Derzeit sei nur noch maximal ein Fenster pro Raum außer Betrieb. Für die Seilzug-Mechanik gebe es keine Ersatzteile mehr, so dass diese immer gesondert angefertigt werden müssten. Der Anspruch sei aber, dass alles optimal funktioniere, ergänzte Erste Bürgermeisterin Tamara Schönhaar.

Viel Geld sei auch in die Beseitigung von mutwilligen Beschädigungen geflossen: Allein die kleineren Brände im Gebäude hätten Kosten in Höhe von 25.000 Euro verursacht. Das Entfernen von Graffiti an allen Stutenseer Schulen koste jährlich 40.000 Euro. Eine Versicherung gegen Vandalismusschäden gebe es leider nicht, so Siegrist.

Wie viel Raum wird benötigt?

Vieles andere bleibt jedoch erst einmal unverändert. Denn aktuell läuft eine Machbarkeitsstudie zum Schulzentrum. Schon seit Jahren fehlen Räumlichkeiten. “Es können längst nicht mehr alle Schülerinnen und Schüler, die im Einzugsgebiet Stutensee wohnen, aufgenommen werden”, so Realschulleiterin Inge Steimer. Die EKRS sei für Dreizügigkeit ausgelegt – also pro Stufe drei Parallelklassen -,sei aber längst vierzügig und platze aus allen Nähten.

Unabhängig davon läuft auch eine Schulentwicklungsplanung für alle Schulen in Stutensee. Diese soll vorhersagen, wie sich die Schülerzahl in den verschiedenen Schularten in den nächsten Jahren entwickeln wird.

Die Ergebnisse beider Untersuchungen müssen anschließend miteinander in Einklang gebracht werden. Daraus soll sich ergeben, welchen Raumbedarf die Schulen am Schulzentrum haben. Letztlich hat der Gemeinderat zu entscheiden, wie dann weiter verfahren wird.

Warten auf Gesamtkonzept

Brandmelder-Verkabelung

Aktuell ist die Devise: keine größeren Maßnahmen, bis das Gesamtkonzept steht. Da die künftige Raumnutzung unklar sei, werden aktuell keine Fachräume mehr saniert. Defekte Türen zum Innenhof werden nicht erneuert, weil deren Öffnungsrichtung abhängig vom Fluchtwege-Konzept sind. Die 25 provisorischen Brandschutztüren können erst bei einer Komplettsanierung ausgetauscht werden, weil sie bis zur Decke reichen, die selbst erneuert werden muss. Und der Gerüst-Fluchtweg beim hinteren Anbau bleibe, bis die Fassade ausgetauscht worden sei.

Für die Schulleitungen ist das nicht befriedigend. “Dass ein immenser Bedarf für die Realschule besteht, ist offensichtlich und von unabhängigen Büros nun hinlänglich und professionell dargelegt”, so Inge Steimer. “Worauf wird gewartet? Wie lange dauert eine mittelfristige Planung?”

Fachräume nicht zu modernisieren, weil sie möglicherweise zu Klassenräumen werden könnten, erschließt sich der früheren TMG-Schulleiterin Silvia Anzt angesichts all der bereits vorhandenen Anschlüsse nicht. “Mir erscheint dieses ‘Argument’ schlicht als Ausrede.” Seit Jahren würden Zahlen für Konzepte zusammengetragen, ohne dass das bislang zu einem Ergebnis geführt habe: “Die Stunden die wir – Frau Steimer, Herr Baum, Herr Beck und ich – dabei saßen und für das nötige Zahlenmaterial sorgten, wurden als selbstverständlich angesehen – von jetziger Warte aus: verlorene Zeit”, so Anzts Fazit.

“Wir benötigen die Weichenstellung”, so Erste Bürgermeisterin Schönhaar. “Dann sind wir wieder handlungsfähig.” Sie macht Hoffnung, dass die lange Zeit des Wartens bald eine Ende haben könnte. Bis Ende des Jahres könnte es öffentliche Informationen zur Schulentwicklungsplanung geben. Im ersten Quartal 2024 könne die konkrete Beschlussfassung zum weiteren Vorgehen folgen.

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