Sechzehn Hektar sind vor einigen Jahren für das Wachstum von Blankenloch und Büchig vorgesehen worden. Nach dem Bürgerentscheid zur Teilbebauung des Lachwalds wurde diese Fläche in einem “Flächenpool geparkt”. Nun müssen jedoch konkrete Flächen gefunden werden. Die Stadtverwaltung will hierfür einen Werkstatt-Prozess starten, der im März 2024 einen Abschlussbericht vorlegen soll. Dabei wird auch die Öffentlichkeit beteiligt.
Schon 2012 begann der Prozess zur Erstellung des “Flächennutzungsplanes 2030”. In allen Stutenseer Stadtteilen wurden Flächen als mögliche neue Wohn- oder Gewerbegebiete beim Nachbarschaftsverband angemeldet. Unter diesen Flächen befand sich auch der halbe Lachwald bei Büchig. In einem Bürgerentscheid sprach sich die Stutenseer Bevölkerung gegen die Bebauung aus. Die Verwaltung zog daraufhin alle Flächen in Blankenloch und Büchig zurück, die für den Flächennutzungsplan vorgesehen waren, und fasste sie in einem “Flächenpool” zusammen.
Bis Ende 2022 hätten diese 16 Hektar auf konkrete Flächen verteilt werden müssen. Stutensee habe eine Verlängerung beantragt, um das Thema im Rahmen des Stadtentwicklungsplans (STEP) zu diskutieren, erläuterte Erste Bürgermeisterin Tamara Schönhaar in der Gemeinderatssitzung vergangenen Montag. Da das Thema dort jedoch nicht abschließend diskutiert wurde, schließt sich nun ein neuer Prozess an. Dieser soll die künftige Ausrichtung der städtebaulichen Entwicklung klären.
Betreut wird der Prozess von der Kommunalberatung Michael Isselmann. Isselmann betonte den Grundsatz des “schonenden Umgangs mit Flächen”, der im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses festgelegt wurde.
Die Arbeiten sollen im September 2023 beginnen, über Interviews, Workshops und Öffentlichkeitsbeteiligung möglichst viele Sichtweisen einholen und im März 2024 mit einem Abschlussbericht enden.
Dieses Vorgehen stieß auf Zustimmung bei den Gemeinderatsfraktionen.
Nicole LaCroix äußerte die Erwartung der CDU/FDP-Fraktion: “Es wäre fatal, wenn wir keine Flächen im Flächennutzungsplan ausweisen würden.” Auch für die nächste Generation müssten Entwicklungsmöglichkeiten da sein.
“Wir sind sehr zufrieden mit dem Prozess”, so Karin Vogel (Freie Wähler). Raum für Diskussion sei wichtig. Sie sei sehr gespannt auf das Ergebnis.
Susanne Suhr (Grüne) wies auf die Zielkonflikte zwischen Landwirtschaft, Natur- und Klimaschutz hin. Auch die Biotopvernetzung müsse bei der Flächenplanung berücksichtigt werden.
Wolfgang Sickinger (SPD) stellte fest, dass in den vergangenen Jahren bereits einige neue Wohnflächen im Innenbereich Blankenlochs entstanden seien und fragte, ob diese auf die 16 Hektar angerechnet werden könnten. Diese Frage sei Teil des Prozesses, erläuterte Oberbürgermeisterin Petra Becker. Es gebe keine direkte Anrechnung. Aber ob nach 16 Hektar gesucht werden soll, sei durchaus zu diskutieren.
“Das wird eine harte Diskussion”, prophezeite Tobias Walter (Junge Liste). Er hoffe auf viele Teilnehmer, um ein möglichst breites Bild zu bekommen.
Bei einer Gegenstimme wurde das weitere Vorgehen beschlossen.
forum Kommentare
Ich muss mal direkt die örtliche Landwirtschaft ansprechen, von der man in der letzten Zeit hier nicht mehr viel gelesen hat. Inflation, Krieg und Klimaveränderungen haben das bürgerliche Denken sehr schnell und stark beeinflusst, das gewohnte Handeln verändert und auch unsere Landwirtschaft, samt Produktion, in andere Bahnen gelenkt. Und immer noch sind viele Leute überzeugt, dass man an sehr historischen Entscheidungen und Vorgaben trotz allem festhalten müsse. Klare Nachweise dazu sind, dass die Versorgung mit regionalen Produkten sehr schnell einen anderen Verlauf genommen hat. Lange Transportwege von benötigten Nahrungsmitteln zeigen auf, dass gerade diese Nebenkosten bereits die Hälfte oder mehr an Kosten für das eigentliche Nahrungsmittel ausmachen. Und ich meine da nicht Bananen, Orangen, Wassermelonen oder Flugmangos. Zeiten von großen Naschpartys auf Erdbeerfeldern forever, essen beim Pflücken so viel man will oder kann, und dann am Ausgang nur das Gepflückte im Körbchen bezahlen, diese Zeiten sind vorbei. Erdbeeren haben utopische Preishöhen erreicht, gefolgt von Kirschen, Stachelbeeren, Himbeeren, Spargel usw. Kartoffeln haben sich innerhalb eines Jahres um über 60 % verteuert. Wo soll das noch hinführen??? Hier müssen wir uns schnell besinnen, um die Kurve hin zu einer passenden Versorgungslage mit entsprechenden akzeptablen Bepreisungen durch Regionalität zu erreichen. Aber ist unsere Landwirtschaft, der man immer mehr an Landwirtschaftsflächen abzwacken möchte, überhaupt noch in der Lage in dieser Misere schnell zu helfen. Früher gewohnte Kleinversorgung aus eigenem Garten ist größtenteils von der Bildfläche verschwunden. Wo früher Salat, Tomaten, Blumenkohl, Radieschen, Gurken usw. wuchsen, steht heute ein mittels Kranwagen über das Hausdach gehievter Swimmingpool, befüllt mit unzähligen m³ feinstem Trinkwasser. Ich möchte mich jedoch nicht zu tief in diese Situation manövrieren, da ich eigentlich zum Thema Flächenpool und Wohn-Zukunft etwas beitragen wollte.
Aber Flächenpool und Wohnbauzukunft, hängen eben auch direkt zusammen mit Landwirtschaft, deren weiterer Entwicklung, bei angedachten riesigen Flächenverlusten wertvollster Ackerböden. Man sieht heute schon recht deutlich, dass man die Zukunft der Landwirtschaft, und somit auch die Versorgungslage für die Bevölkerung, durch eine übertriebene Wohnbauzukunft stark gefährdet.
Als ausgezeichnetes Recherchemittel in puncto Bauzukunft, eignet sich dazu MEIN STUTENSEE, mit seinen lückenlosen Berichterstattungen, wer wann, was gesagt, getan oder es dann am Ende doch nicht getan hat. Heute muss man klar festhalten, ein zeitraubender Prozess mit immer wieder neuen Überlegungen, Beteiligungen und Abstimmungen, bis hin zu einem Bürgerentscheid, was nun seit insgesamt 11 Jahren Gemeinderatsdiskussionen, die Bürger von Stutensee in Atem hält. Aber wie nicht erst seit Kurzem bekannt, hinkt Stutensee mit seinen Entscheidungen zur zukünftigen Flächennutzung weit hinterher, wird mehr oder weniger getrieben vom Nachbarschaftsverband und versucht nun eine weitere Rettungsinsel über eine kommunale Prozessbetreuung, als zeitaufschiebende Erklärungshilfe zu finden. Ab September wieder mal Workshops, wieder Interviews und wieder alles mit erhoffter, großer Öffentlichkeitsbeteiligung – Abschluss März 2024.
Schwierig wird es bei der angeblich flächenschonenden Umsetzung durch Kompression, die ja in allen Nuancen ihrer Vorstellungen bürgerlich gescheitert und somit nicht gewollt ist. Das sieht für mich mehr aus nach Bürger zum Diktat. Man fragt sich auch, ob die einmal angedachte südliche SPD-Frischluftschneise überhaupt ausreicht um frischen Wind in die innerörtlichen nachverdichteten Häuserschluchten einzublasen. Grüne und die SPD müssen sich hierzu bald klar äußern, ob die Wichtigkeit weniger Hektar von Pferde- und Holzhüttenliebhabern, eines immer noch großen Landschaftsschutzgebietes entlang des Steinwegs Vorrang besitzt, vor der bewussten Zerstörung wertvollster Ackerflächen der hohen Eich oder der neuerlich angedachten südlichen Eggensteiner Strasse, welche dringend auch zur Aufrechterhaltung von immer stärker absinkenden Grundwasserläufen benötigt werden. Dass man wissentlich solche Opfer eingeht, die nach einer solchen Entscheidung nicht mehr reparabel sein werden, kann ich mir so nicht denken.
Die einzelnen Kommentare der Fraktionen in ihrer Grundstimmung zeigen mir, dass die abgebildete Aussage von Frau La Croix auch etwas mit der eigenen Angst einer Aufrechterhaltung des Berufszweiges verknüpft ist. Ob die Freien Wähler trotz dieser Prozesswiederholungen am Ende weiterhin diese Zufriedenheit ausstrahlen, und die Grünen, derzeit in bundesweiter Regierungsverantwortung auch große, wichtige Vorhaben eigener Überzeugung zurückstellen oder ganz umdrehen, lässt Hoffnung keimen, dass auch hier Kompromisse gefunden werden können. Die SPD hat ja bestimmt immer noch die Frischluftschneise im Kopf und könnte sich ja dann mal darum kümmern, dass jahrzehntelang vorgehaltene ausgewiesene Bauplätze endlich einmal bebaut werden. Das wäre dann auch sicherlich auf den Flächenpool anrechenbar. Die beste und sicherlich zutreffendste Prophezeiung, wie immer von der jungen Liste „Das wird eine harte Diskussion“. Eine wichtige und auch wahrscheinlich sehr richtige Erkenntnis.
Mein Bürgerfazit: Vor allem neuen Überlegungen und somit weiterem zusätzlichen Diskussionsspektakel vorzubeugen, scheinen mir die in den bisherigen, schon lange bestehenden Steckbriefen bereits gemachten Erfordernisse und Bewertungen, dem Rat genügend planerische Möglichkeiten zu bieten, aus diesen Vorschlägen notwendige Erkenntnisse der zukünftigen Wohnbebauung Stutensees abzuleiten. Deshalb erscheint nicht nur mir eine Entscheidung hin zu vorhandenen, somit auch günstig nutzbaren Verkehrsstrukturen entlang des östlichen Steinwegs (ST.2-W-030 / 31 / 32), unter Einbeziehung des sich nischenhaft anbietenden Südl. Steinwegs (ST.2-W-033) bis zur Höhe der jetzigen Bebauung Hohe Eich, als eine sinnvolle und schnell machbare Überplanung bürgerlich möglich und durchsetzbar. Weiterhin könnte eine flächenmäßig abgespeckte Form der neuen Flächen Hohe Eich und Fleckensteiner Weg erfolgen, und in Büchig ein Landtausch von einschneidendem Karlsruher Stadtgebiet, westlich des Lachenfeldes, für eine notwendig baulich planerische Entspannung in den nächsten Jahren sorgen.
Der Landfraß wie er immer bezeichnet wird, ist eigentlich eine falsche Ausdrucksweise. Das Land wird ja nicht kleiner oder gefressen, es wird nur einer anderen Bestimmung bzw. Nutzung zugeführt. Landfraß wäre ja dann auch, die Umwidmung von derzeit nutzbarem Ackerland durch Ausgleichsmaßnahmen in Grünland oder Schutzgebiete. In diesem Fall wird auch die weitere Entwicklung der sich immer mehr auf Stutensee zubewegenden Güterbahntrasse beobachtet werden müssen. Denn sollte diese einmal doch durch Stutenseer Gemarkung verlaufen, wäre dies ein gewaltiger Landfraß, ohne Rücksicht auf bestehende Landschaftskulturen, mit dem Hintergrund dafür dann wiederum Ausgleichsflächen an anderer Stelle zu schaffen. Also liebe Rätinnen und Räte – denkt an die Zeiten zurück, wo jeder froh war, sein Bauplätzchen mit entsprechendem Nachbarschaftsabstand von 3m auf jeder Seite, zu bekommen. Schaut euch mal Blankenloch auf dem großherzoglichen Katasterblatt von 1868 an und vergleicht das mit heutigen Dimensionen seiner baulichen Entwicklungen. Die bebaute Fläche von Blankenloch hat sich in diesen 155 Jahren verzehnfacht. Da kann man dann auch schon mal den Ausdruck „Gewaltiger LANDFRASS“ zulassen.