Friedrichstaler Themen vor Ort diskutiert

Ortsbefahrung Friedrichstal

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 07.08.2023 17:08 | 3 Kommentare

Vom Wasserschaden im Heimatmusem über Straßenschäden in der Unterführung Eichendorffstraße bis hin zum Standort neuer Kindergärten reichte das Themenspektrum, das der Friedrichstaler Ortschaftsrat vergangenen Donnerstag diskutierte. Alles, was in Stutensees zweitgrößtem Stadtteil derzeit auf den Nägeln brennt, wurde mit dem Fahrrad vor Ort besichtigt und diskutiert. Auch die Bevölkerung war dazu eingeladen. Die Teilnahme war allerdings gering.

Wasserschaden im Heimatmuseum

Wasserschäden im Museum

Die kleine Gruppe aus Ortschaftsräten und interessierter Bevölkerung traf sich am Oskar-Hornung-Haus. Wetterbedingt begann die Ortsrundfahrt mit einem Rundgang durch das Heimatmuseum. Mehrere Wasserschäden lassen eine Öffnung des Museums derzeit nicht zu. Die Heizkörper seien bereits erneuert, berichtete Erich Borell, Vorstand des Heimat- und Hugenottenvereins. Im ersten Obergeschoss ist nun noch der Boden zu erneuern, da das Parkett durch den Wasserschaden aufgequollen war. “Es geht zäh”, bestätigte Ortsvorsteher Lutz Schönthal. Solch große Beträge seien im Haushalt nicht vorgesehen gewesen. Wann die Eröffnung erfolgen könne, sei noch unklar.

Neuer Wochenmarkt in Friedrichstal

Für den geplanten Wochenmarkt gebe es bislang schon fünf Anmeldungen, berichtete Schönthal: ein Bäcker, ein Metzger, ein Imker, ein Landwirt und ein Stand mit Käse und anderen Molkereiprodukten. Das Marktamt der Stadtverwaltung müsse nun Termine koordinieren. Es solle insbesondere keine Konkurrenz für den Blankenlocher Markt entstehen. Je nach Anzahl der Stände könne der Bereich um das Denkmal vor der Kirche oder der Bereich vor dem Oskar-Hornung-Haus genutzt werden.

Alter Friedhof Friedrichstal

Aufwertung des Alten Friedhofs

Beim Alten Friedhof ist eine ökologische und historische Aufwertung auf Anregung des inzwischen verstorbenen Günther Hornung vorgesehen. Bäume und Sträucher seien bereits begutachtet worden. Bernd Scholer, der Umweltbeauftragte der Stadtverwaltung, habe ein Konzept entworfen. Demnach sollen noch Blühmischungen ausgesät und Nistkästen aufgehängt werden. Ein Steinhaufen und eine Sandlinse sollen weiteren Tieren Unterschlupf geben. Am 14. Oktober soll gemeinsam mit dem Bauhof ein öffentlicher Pflanztag stattfinden. Der historische Teil mit Schautafeln, die vom Museumsverein entworfen werden, soll erst im kommenden Frühjahr folgen. Eine Einweihung sei im Rahmen des 325-jährigen Jubiläums Friedrichstals möglich. Unter den Teilnehmenden wurde diskutiert, wie man die Fläche mehr beleben könnte. Patenschaften mit Grundschulen und Kindergärten und eine Leseecke mit Bänken und Bücherschrank wurden vorgeschlagen.

Straßenschäden

Verkehrssicherheit in der Unterführung

In der Unterführung Eichendorffstraße standen nach dem Regen der vergangenen Tage einzelne Pflastersteine bis zu zwei Zentimeter aus der Fahrbahn. Der Bauhof schaue regelmäßig vorbei und bringe die Schäden mit einem Gummihammer wieder in Ordnung, berichtete Schönthal. Eine vom Ortschaftsrat seit Jahren beantragte Sanierung koste mittlerweile wohl über eine Million Euro und habe bei der Stadtverwaltung keine hohe Priorität. “Bis ein Unfall passiert”, monierte Schönthal. Die verwendeten Pflastersteine seien für Wege mit Gefälle aus seiner Sicht ungeeignet.

Bolzplatz Mannheimer Straße

Am Bolzplatz Mannheimer Straße ging es um die Einrichtung eines neuen Kindergartens in Friedrichstal. Seit Jahren sei das Grundstück “mittelfristig” für einen Kindergarten vorgesehen, so Schönthal, ohne dass etwas passiert sei. Jetzt habe sich ein privater Investor gefunden, der an der Mühle einen Kindergarten bauen wolle. Der dortige Standort sei aus Sicht des Ortschaftsrats ungeeignet. Schönthal und weitere Mitglieder des Ortschaftsrats zeigten sich ungehalten darüber, dass die Planung bislang so schleppend verlaufen sei und jetzt der Investor als “große Lösung” verkauft werde. Der Standort Mannheimer Straße sei wesentlich besser für einen Kindergarten geeignet – auch für die Nutzung durch andere Stadtteile, da er direkt an einer S2-Haltestelle liege.

Am Grundstück des künftigen Naturkindergartens

Naturkindergarten kommt

Südlich des Waldfriedhofs liegt die seit Jahren gerodete Erweiterungsfläche. Hier soll demnächst ein Naturkindergarten entstehen, erläuterte Schönthal. Die ursprüngliche Planung sei wesentlich einfacher gewesen mit Bauwagen und Kompost-Toilette. Inzwischen hätten sich die Anforderungen erhöht. Auch der Fachkräftemangel fordere eine ansprechende Gestaltung, um gutes Personal zu bekommen. Die Realisierung soll in Kürze beginnen.

Entwicklung des Waldfriedhofs

Beim Waldfriedhof selbst wurde die Erweiterung des gärtnergepflegten Grabfelds sowie die Anlage von Rasengräbern begutachtet. Bei der Aussegnungshalle gebe es einen Wartungsstau, die Stühle seien vermutlich noch Jahrzehnte alte Erstausstattung. Eine barrierefreie Toilette sei zwar wünschenswert, aber sehr aufwändig und damit teuer zu realisieren. Insgesamt sei der Waldfriedhof jedoch gut gepflegt, insbesondere wenn man bedenke, dass Stutensee fünf Friedhöfe betreiben müsse.

Überfüllte Altglascontainer

Das leidige Thema “überfüllte Altglascontainer” war ebenfalls Teil der Ortsbefahrung. Allerdings war die Lehrung wenige Tage vorher erfolgt. Schonthal schlug am Standort Grabener Straße am Wasserhebewerk dennoch vor, alle Container auf der Ostseite des Stadtteils am Grünabfallplatz zusammenzuführen. Das müsse jedoch noch im Gremium diskutiert werden.

Ortsvorsteher Lutz Schönthal am Grundstück des Investors

Kindergarten an der Mühle

Vorletzter Halt war am Grundstück eines Investors, der an der Mühle einen neuen Kindergarten mit vier Gruppen errichten will. Schon jetzt würden Anwohner eine höhere Lärmbelastung durch die Mühle beklagen, seitdem der alte Tabakschuppen abgerissen worden ist. Den Bedarf an Kindergärten stellte der Ortschaftsrat nicht in Abrede. Dennoch halte er den Standort für nicht geeignet – im Gegensatz zur Mannheimer Straße. Allerdings sei der Investor bereits Eigentümer des Grundstücks. Nun stehe die Bebauungsplan-Phase an.

Erweiterung der Mühle

Zum Schluss war der “Mühlenverkehr” in der Rheinstraße Thema der Ortsbefahrung. Eine Verkehrsuntersuchung habe einen Anteil von zehn Prozent Lastkraftwagen ergeben. Die Geschwindigkeit werde überwiegend eingehalten. Dennoch sei die Belastung für die Anwohner und deren Gebäude hoch. Nun habe die Mühle einen Antrag gestellt, die Kapazität zu erhöhen, was auch mehr Verkehr nach sich ziehe. Hier müssten Lösungen gefunden werden, möglicherweise eine direkte Anbindung der Mühle an die L558, bezahlt durch die Mühle. Dieser Anschluss sei bei der Inbetriebnahme der Mühle Anfang der 2000er-Jahre vom Regierungspräsidium abgelehnt worden, erinnerte sich Ortschaftsrat Thomas Hornung. Durch eine höhere Kapazität der Mühle ändere sich das jedoch.

Die Themen waren alle nicht neu. Durch die Diskussion direkt vor Ort konnten sich jedoch alle Interessierten auf den aktuellen Sachstand bringen sowie Fragen und Anregungen loswerden.

forum Kommentare

Friedrichstaler90

Ich möchte mir nach diesem informativen aber auch resignierenden Bericht einige Anmerkungen erlauben.
Wasserschaden
Wie lange ist dieser Wasserschaden nun schon bekannt und existent? Seit 2017 inkl. nachfolgender Schäden. Angeblich kein Geld vorhanden, wir diskutieren aber seit Monaten über die Renovierung bzw. Restaurierung eines museumsreifen Hallenbades in Spöck, welches ohne Ausnahme mehrere Millionen kosten wird. Aber einen Wasserschaden an einem altehrwürdigen Bestandsgebäude kann man nicht beheben. Hochinteressant!

Unterführung Eichendorffstraße
Bereits mehrfach wurden hier Mittel für den Haushalt beantragt. Bereits seit 2018!!! ist die Lage bekannt und offen ersichtlich. Es ist eine Zumutung und Frechheit seitens der Verwaltung nicht tätig zu werden.
Wer die Unterführung öfter nutzt kann ein Lied vom schlechten Zustand singen.
Kindergärten
Das leidige Thema Kindergarten scheint auch nicht müde zu werden. Seit Jahren wird über einen möglichen Standort diskutiert. Ohne Ergebnisse.

Diese Verwaltung als auch der Gemeinderat bekommen einfach nichts auf die Kette bzw. in die Tat umgesetzt. Der Ortschaftsrat, als längst überflüssige, teure und absolut nichtssagende Institution gehört schleunigst abgeschafft. Man kann ja sehen, welche Wirkung dieser erzielt. Keine!!
Es ist ein Trauerspiel wenn man mitbekommt, wie sich ehrenamtlich engagierte Personen bemühen und sich einsetzen und am Ende sind all Ihre Bemühungen nur Schall und Rauch in der Schaltzentrale in Blankenloch. Die Zeit die in diesem Schauspiel ehrenamtlich vergeudet wird, lädt auch keine weiteren Nachahmer dazu ein sich zu engagieren. Den mangelnden Ergebnisse und Resultaten sei Dank!

-kwg-

Die Resignation von Friedrichstaler90 ist verständlich und wird noch wachsen, wenn man die “aufmunternden” Kommentarphrasen punktuell aneinanderreiht: derzeit nicht– ist nun noch–es geht zäh–müsse nun–vorgesehen–seien bereits–sollen noch–soll erst im kommenden Frühjahr–keine hohe Priorität–seit Jahren–ohne dass etwas passiert–bislang so schleppend–hier soll– soll in Kürze–einen Wartungsstau–sei zwar wünschenswert–das leidige Thema–die Themen waren alle nicht neu.
Und wenn man bedenkt, dass die Stadt Stutensee auch noch andere Stadtteile finanztechnisch zu verwalten und zu erhalten hat, in denen sich Miseren dieser Art gar noch übertreffen, sind geplante Blühwiesen und Nistkästen auf dem Friedhof, gar noch ein großer Lichtblick. Es ist die letzte bombastische Chance auf blühende Stutenseer Landschaften, in einer sich immer mehr entfremdenden, uninteressierten Kommunalgesellschaft, mit einem in Entwicklung befindlichen weiterhin anwachsenden Wartungsstau mit aufaddierend resultierendem chronisch werdendem Finanzmittelmangel. Wenn da nicht mal bald was passiert — dann passiert wirklich bald nichts mehr.

Daniel

Stau in allen Bereichen und in allem Stadtteilen. Wann werden Verwaltung, Gemeinderat und Ortschaftsräte/Stadtteilausschuss tätig, um die Missstände abzustellen?

Aber selbst wenn ausreichend Geld da wäre, ist die Verwaltung personell in der Lage, die zahlreichen Baustellen abzuarbeiten und auch neue Projekte anzugehen?

Wie man hört, geht da gar nichts mehr. Der Gemeinderat kontrolliert die Verwaltung inklusive Bürgermeister und steht daher in der Verantwortung, bis zum Ende seiner Wahlperiode!